Schnurren beim Schlemmen: Restaurant Katzentempel eröffnet im Juni in Minden

Minden . Es riecht nach frischer Farbe. Baustaub liegt in der Luft. Kabel liegen ziemlich genau dort auf dem Boden, wo in wenigen Wochen schon Katzen herumtollen werden. Sechs Vierbeiner ziehen noch in diesem Monat in die Bäckerstraße – in die ehemalige Nordsee-Filiale, um genau zu sein. Dort eröffnet Tanja Behr den Katzentempel, der veganes Restaurant und tierisches Zuhause in einem ist.

Eigentlich kommt Tanja Behr aus der Immobilienbranche. Die 45-Jährige aus dem schaumburgischen Auetal hat jahrelang Fußgängerzonen geplant und Gewerbeflächen vermietet. "Ich habe aber für mich gemerkt, dass ich mal etwas anderes machen muss", sagt sie. Über ihren Ehemann habe sie vom Katzentempel-Konzept erfahren. Er betreut die bundesweite Expansion der Franchise-Kette. 2013 hat die erste Filiale in München eröffnet, mit Minden kommt nun die zwölfte Niederlassung und gleichzeitig die erste in Ostwestfalen-Lippe dazu. "Ich bin sehr froh, dass ich diesen Schritt gegangen bin", verrät Tanja Behr. Eigentlich sei sie ein Mensch, der Sicherheit schätze und ungern ein Risiko eingehe. Für den Katzentempel habe sie nun aber auf ihr gutes Bauchgefühl vertraut.

Die 45-Jährige ist durch und durch ein Tiermensch. Auf großem Grundstück und in einem großen Haus lebt die extrovertierte Niedersächsin mit Katzen, einem Hund und Eseln zusammen. Entsprechend großen Wert lege sie darauf, dass es den Katzen im Restaurant gut gehe. "Wir haben aus diesem Grund von Anfang an auch eng mit dem Veterinäramt zusammengearbeitet." In dem etwa 120 Quadratmeter großen Lokal wird es daher unter anderem einen geräumigen Rückzugsort für die Katzen geben – mit Schlafplätzen, Katzenklos und Futterstellen. "Das Wohl der Tiere steht für uns an erster Stelle", betont Tanja Behr.

Katzen aus dem regionalen Tierschutz Für ihr Restaurant adoptiert die Unternehmerin übrigens sechs Katzen aus dem regionalen Tierschutz. Aus dem Tierheim Minden zieht ein Kater ein, aus dem Tierheim Bückeburg gleich drei Katzen und aus einem Tierheim im Kreis Osnabrück zwei weitere Katzen – alle in etwa im selben Alter. "Wir holen keine Tiere von Züchtern, sondern schenken Tieren ein neues Zuhause, die schon ihre eigene Geschichte zu erzählen haben. "Mit den Mitarbeitenden der Tierheime seien Katzen ausgewählt worden, die keine Freigänger sind und engen Menschenkontakt mögen. Spätestens am 17. Juni ziehen die Vierbeiner in die Innenstadt. "Dann bleibt noch genug Zeit, sich an das neue Zuhause zu gewöhnen, bis die ersten Kunden kommen", erklärt Behr, die zumindest die erste Nacht mit den Tieren in der Bäckerstraße verbringen wird.

Für die Eröffnung spielen allerdings nicht nur veterinärmedizinische Aspekte eine Rolle – die Hygieneauflagen sind ebenfalls besonders hoch. Verschiedene Bereiche des Lokals sind abgeriegelt – so gibt es etwa eine Schleuse am Eingang, die verhindern soll, dass die Katzen abhauen. Außerdem ist der Küchenbereich komplett geschlossen, damit keine Katzenhaare an die Lebensmittel gelangen. Es gibt nur eine schmale Ausgabe, über die Bestellungen herausgegeben werden. "Ich habe da auch einen sehr hohen Anspruch an mein Team. Hier wird viel öfter geputzt werden als in herkömmlichen Restaurants." Für Menschen mit Katzenhaar-Allergie gibt es zudem einen Sitzbereich im Freien, wo über ein Fenster in der Fassade geordert werden kann.

Knapp 60 Sitzmöglichkeiten Das Innere des Restaurants ist in Grüntönen gehalten. An den Wänden finden sich Kratzbäume, Katzentreppen und Spielzeug. Knapp 60 Sitzplätze im Inneren zählt das Restaurant, das ausschließlich vegane Speisen serviert. Es gibt fleischlose Burger, Bowls, Sandwiches - "und von morgens bis abends auch Frühstück", erzählt Tanja Behr lachend. Für sie ist die Eröffnung des Restaurants vor allem finanziell ein großes Risiko. Über konkrete Summen spricht die 45-Jährige zwar nicht, sie lässt derzeit aber noch das ganze Lokal – inklusive der sanitären Anlagen – sanieren.

Sie hofft, dass eine Stadt wie Minden ein so außergewöhnliches Angebot annimmt. Der Gedanke an die Gesellschaft der Tiere mag einem vielleicht im ersten Moment suspekt erscheinen, räumt die Niedersächsin ein. Aber: "Der Kontakt mit den Katzen ist total entschleunigend." Erfahrungsgemäß gehe es lautstärketechnisch im Katzentempeln sehr viel ruhiger zu als in "normalen" Restaurants. Ohnehin sei der Kontakt zu Tieren nachweislich gut für Körper und Geist. Das ist in der Tat so: Beim Streicheln von Tieren schüttet der Körper das Hormon Oxytocin aus, das auch als Liebes- oder Kuschelhormon bezeichnet wird. So wird die Durchblutung gefördert, Stresshormone wie Cortisol werden reduziert, der Blutdruck sinkt und das Immunsystem wird aktiviert.

Tanja Behr kann es kaum erwarten, dass es endlich losgeht. Sie habe schon viele gute Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gefunden, die sich neben den Kunden auch um die Katzen kümmern müssen – "und um den Verkauf von unseren Produkten", erzählt die 45-Jährige. So wird es einen kleinen Stand geben, wo Pullover, Trinkbecher und Katzenspielzeug gekauft werden können. Zwar sieht es danach aktuell noch nicht aus, "jetzt geht's hier aber Schlag auf Schlag", verspricht die Unternehmerin.

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