Initiative Paderborner Stadttauben kämpft für das Ende des Fütterungsverbots

Paderborn. Für die Verantwortlichen der Initiative Paderborner Stadttauben ist der Zeitpunkt gekommen, um gegenzusteuern. Aus ihrer Sicht helfen Fütterungsverbote nicht, dass die Zahl der Stadttauben sinkt. Deshalb haben sich die Paderborner als eine der bundesweit ersten Gruppen einer Aktion des Vereins Erfurter Tauben angeschlossen. Die thüringer Tierschützer fordern, dass Verbote zur Fütterung in deutschen Innenstädten aufgehoben werden.

Gemeinsam mit aktuell 50 Vereinen und Initiativen wollen die Paderborner zudem bewirken, dass die artgerechte Fütterung im Tierschutzgesetz verankert wird. Dazu gibt es auch ein Schreiben der Initiative Paderborner Stadttauben an Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Bündnis 90/Die Grünen). Darin fordern sie unter anderem eine "Änderung des Tierschutzgesetzes", die dann "eine artgerechte Fütterung der Stadttauben erlaubt". Das Schreiben ist mit dem Namen von Bettina Giese-Walhöfer von der Paderborner Initiative gezeichnet.

Ihr Anliegen wollen die Paderborner auch der Tierschutzbeauftragten der Bundesregierung, Ariane Désirée Kari, sowie der NRW-Ministerin für Landwirtschaft und Verbraucherschutz, Silke Gorißen, vortragen. Zudem verweist die Paderborner Initiative auf ein Rechtsgutachten im Auftrag des Vereins Erfurter Tauben. Es enthalte den Vorschlag, in Paragraf 3 des Tierschutzgesetzes zu verankern, dass es verboten ist, einem "auf menschliche Obhut angewiesenen Wirbeltier die artgerechte Nahrung zu entziehen".

"Weder ausreichend noch artgerechte Nahrung für Tauben" Und gerade Stadttauben seien auf Fütterung angewiesen, da es in Städten "weder ausreichend noch artgerechte Nahrung" gebe, so die Paderborner Initiative. Zudem führt Giese-Walhöfer aus: "Fütterungsverbote, die auf eine Dezimierung der Population abzielen, sind nicht nur wirkungslos, sondern auch tierschutzwidrig.“

Negativ wirke sich laut Katharina Wiesenack, Vorsitzende der Paderborner Initiative, aus, dass die Stadttauben l etztlich von Brieftauben abstammen. Damit sei den Vögeln ein Bruttrieb angezüchtet und der A nstieg vorprogrammiert . "Sie haben nie gelernt, in der Natur zu überleben ", sagt Kassiererin Ingrid Kelsey.

Kommunen sollen Konzepte entwickeln Andererseits gehe es bei der Aktion nicht darum, dass Bürger und Bürgerinnen wahllos und stadtweit Tauben füttern. &bdquo;Kommunen sollen Konzepte für eine artgerechte Fütterung entwickeln, die zudem nachhaltige und vor allem tierschutzgerechte Maßnahmen zur Populationskontrolle enthalten", teilt Giese-Walhöfer mit.

Dass die Paderborner Initiative zu den ersten Gruppen gehört, die sich der bundesweiten Aktion angeschlossen haben, bestätigt Birte Schwarz aus dem Vorstand des Vereins Erfurter Tauben auf Anfrage. Seit Ende September gebe es bundesweit Kontakte. Am 4. Oktober erhielt der Erfurter Verein den Thüringer Tierschutzpreis. Seit Oktober vergangenen Jahres darf der Verein unter anderem mit einer Ausnahmegenehmigung einen Schwarm am Erfurter Hauptbahnhof einmal täglich füttern.

In Paderborn gibt es eine längere Zusammenarbeit zwischen der Stadt und der Initiative Stadttauben. Nach der Gründung Ende 2017 ist sie seit Februar 2021 ein Verein. Aktuell hat die Initiative 23 Mitglieder, sagt Kelsey. 16 Helfer gebe es am Taubenschlag am südöstlichen Rand der Innenstadt. Den genauen Ort nennt die Initiative aus Angst vor Vandalismus nicht.

Zahl der Stadttauben in Paderborn steigt Dass die Zahl der Stadttauben steige, belegt sie mit folgenden Zahlen: 2022 seien insgesamt 227 Tauben in den Schlag eingesetzt worden. "Dieses Jah r haben wir bereits bis Mai 273 Tauben gehabt", sagt Wiesen ack . Auch an hand der ausgetauscht en Eier g egen Gipsattrappen sei ein Anstieg der Population ablesbar: 2022 seien es 285 Eier gewesen, aktuell bereits 390.

Folgende Unterstützung gibt es seitens der Stadt. So half die Verwaltung, 2020 ein erstes Taubenhaus einzurichten. Zudem erhält die Initiative ein Budget, "um damit die Tierarztkosten abzudecken", sagt Wiesenack . "Wir sind aber auf Spenden angewiesen."

Laut der Stadt gibt es eine jährliche Unterstützung für den Unterhalt der Taubenschläge im Innenstadtbereich, die durch die Initiative betreut werden. Die Stadt übernimmt Kosten in einzelnen Fällen, etwa für Futter und den Unterhalt. Die Höhe liege bei etwa 3000 Euro im Jahr.

Fütterungsverbot in Paderborn seit 1997 Noch habe die Stadt keine Kenntnis über die aktuelle Aktion, einen Austausch mit der Initiative habe es diesbezüglich nicht gegeben. Zugleich betont die Verwaltung: "Tierschutz ist grundsätzlich ein wichtiges gesellschaftliches Anliegen."

In Paderborn gibt es seit März 1997 ein Fütterungsverbot im gesamten Stadtgebiet. Kontrollen zur Einhaltung des Fütterungsverbotes von Wildvögeln führen die Mitarbeiter der Boss-Wache seit dem 1. Juni in bestimmten Bereichen durch. Hierbei sei auch das Füttern von Tauben eine Ordnungswidrigkeit, heißt es auf der städtischen Internetseite. Fallen Personen immer wieder auf, würden Bußgelder von 25 Euro drohen.

Zwei Wünsche äußern Kelsey und Wiesensack noch. Dass es in der Stadt einen zweiten Taubenschlag in der Nähe des Hauptbahnhofs gibt . "Und dass Stadttauben nicht wie Tiere zweiter Klasse, sondern wie Haustiere gesehen werden,", so Wiesenack .

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