Hausarzt aus Spenge in seiner Praxis von Patienten krankenhausreif geschlagen

Spenge. Rudolf Schimke ist betroffen. Sein Sohn Andreas Schimke, Hausarzt in Spenge, ist in seiner Praxis von einem Patienten angegriffen und krankenhausreif geprügelt worden. Mit der Tat wendet sich dessen Vater nun an die Öffentlichkeit – auch weil er in Sorge ist um den, wie er findet, zunehmend rauen Umgang in der Gesellschaft.

Der Angriff auf seinen Sohn, so schildert es Rudolf Schimke, sei aus dem Nichts gekommen: Am Dienstagabend vergangener Woche habe sein Sohn einen Patienten in seiner Praxis an der Griesenbruchstraße in Spenge behandelt. Der Mann habe etwas von ihm gefordert, das der 54-Jährige aus medizinischer Sicht jedoch nicht habe befürworten können. Daraufhin sei der Mann auf seinen Sohn losgegangen, habe mehrfach auf sein Gesicht eingeprügelt, ihm das Nasenbein zertrümmert und ihn bewusstlos geschlagen.

Morddrohungen ausgesprochen Nur weil Andreas Schimkes Frau Stefanie und eine weitere Praxis-Mitarbeiterin ins Behandlungszimmer gekommen seien, habe der Mann von seinem Sohn abgelassen. Der Täter habe jedoch noch einen Mülleimer nach ihm geworfen und zusätzlich Morddrohungen gegen seinen Sohn ausgesprochen, sagt der 81-Jährige weiter. Als die Mitarbeiterinnen angekündigt hätten, die Polizei zu rufen, sei der Mann davongelaufen und weggefahren.

Sein Sohn wird nach dem Angriff ins Krankenhaus eingeliefert und über mehrere Stunden dort behandelt. Der Mann sei kurz nach dem Angriff noch einmal ins Hausarztzentrum zurückgekommen - diesmal in die Praxis Droste im Erdgeschoss, sagt Rudolf Schimke. Auch dort habe er &bdquo;wüste Drohungen" ausgesprochen. &bdquo;Zitat: ’Ich bringe dich um’." Die Vorfälle sowohl in Andreas Schimkes Praxis im ersten Stock als auch im Erdgeschoss in der Praxis Droste hätten auch viele Patienten mitbekommen.

Folgen deutlich zu sehen Andreas Schimke äußert sich aus Gründen der Schweigepflicht selbst nicht zu dem Vorfall. Die Folgen des Angriffs sind ihm jedoch auch gut eine Woche später noch deutlich anzusehen. Er hat Blutergüsse im Gesicht und über die Nase, die nach wie vor schmerzt, ziehen sich gleich mehrere Pflaster. &bdquo;Ich hoffe, es wird nichts zurückbleiben", sagt er. Auch arbeiten kann er noch nicht wieder.

Seit 2004 praktiziert der 54-Jährige als niedergelassener Mediziner in Spenge. Vor vielen Jahren, als er noch als Krankenhausarzt auf der Intensivstation gearbeitet habe, sei er schon einmal angegriffen worden. &bdquo;Aber nicht in dem Ausmaß."

Aus dem Praxisalltag berichtet Andreas Schimke außerdem, dass generell in den vergangenen Jahren auch die &bdquo;verbale Aggression" an der Anmeldung und am Empfang &bdquo;deutlich zugenommen" habe. Auch Rudolf Schimke, der bis 2004 selbst Hausarzt in Spenge war, ist besorgt: &bdquo;Als Vater bin ich betroffen, wie es wohl jeder Vater wäre." Als ehemaliger Hausarzt mache er sich aber auch &bdquo;Sorgen um unsere Gesellschaft", die &bdquo;unglaublich verroht", findet er. Damals, als er selbst noch praktiziert habe, habe es noch &bdquo;mehr Respekt" untereinander und füreinander gegeben. Einen tätlichen Angriff habe er glücklicherweise nie erleben müssen.

&bdquo;Praxis ist ein geschützter Raum" Was Andreas Schimke ebenfalls nicht versteht, ist, dass niedergelassene Ärzte und deren Personal, wie er sagt, nicht denselben &bdquo;besonderen Schutz und Status" genössen wie Rettungskräfte und Krankenhauspersonal. Wenn sie angegriffen würden, werde das schärfer verfolgt. &bdquo;Auch eine Praxis ist ein geschützter Raum, in dem Menschen arbeiten, die anderen helfen wollen. Wer dort Gewalt ausübt, muss ebenfalls mit der vollen Härte des Gesetzes bestraft werden."

Andreas Schimke engagiert sich neben seiner Arbeit als Allgemeinmediziner in Spenge auch im Vorstand des Ärztenetzwerks &bdquo;Medizin und Mehr" (MuM) in Bünde und ist zweiter Vorsitzender beim Hausärzteverband Westfalen-Lippe, Bezirk Ost. Vor dem Hintergrund des Ärztemangels, gerade auf dem Land, wird er in dieser Tätigkeit nicht müde, für den Beruf des Hausarztes zu werben. Attacken wie die auf ihn seien jedoch nicht gerade förderlich, junge Kollegen für eine Praxis zu begeistern.

Anzeige erstattet Andreas Schimke hat Anzeige gegen den Mann erstattet. Die Kreispolizei Herford bestätigt auf Anfrage der Redaktion, dass die Ermittlungen laufen, macht aber keine weiteren Angaben zu dem Fall, auch nicht dazu, ob möglicherweise eine psychische Erkrankung bei dem Angreifer vorliegt. Pressesprecher Hendrik Drawe sagt nur so viel: &bdquo;Im Moment haben wir keine Anhaltspunkte, dass von diesem Menschen eine weitere Gefahr ausgeht."

Ganz im Allgemeinen und nicht auf diesen Fall bezogen sei es so, dass jemand, der eigen- oder fremdgefährdendes Verhalten zeige, zwar &bdquo;zwangsweise einer psychiatrischen Einrichtung zugeführt werden kann", sagt Drawe. Das sei jedoch keine polizeiliche Maßnahme, sondern Aufgabe der Ordnungsbehörde. Die würde den Sachverhalt dann gemeinsam mit einem entsprechenden Facharzt prüfen und könnte dann gegebenenfalls eine entsprechende Unterbringung anordnen – die wiederum von einem Richter bestätigt werden müsse.

Losgelöst davon gebe es noch das Strafverfahren, das zu sichern polizeiliche Aufgabe sei, sagt Drawe. Staatsanwaltschaft und Gericht müssten dann beurteilen, ob es einen strafrechtlichen Aspekt gebe.

Hausarzt aus Spenge in seiner Praxis von Patienten krankenhausreif geschlagen

Nach Angriff auf Spenger Hausarzt: Bleibt die Tat ohne Folgen?

Patient schlägt Hausarzt krankenhausreif - kein Einzelfall

Nach Angriff auf Hausarzt in Spenge: Täter wieder auf freiem Fuß

Hausarzt angegriffen - Bundesärztekammer fordert Meldesystem

„Der Ton wird rauer“: Wie lippische Ärzte mit verbalen und körperlichen Angriffen umgehen

Ein kleiner Fehler, viel Ärger: Petershäger kämpft seit Jahren um Klärung mit Eon

Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

Weiterlesen mit LZplus!

0,99 Euro im ersten Monat

Weiterlesen mit LZplus