Ehepaar findet 400.000 D-Mark in Schrott-Haus und macht sich in Bielefeld strafbar

Bielefeld/Herbstein. Ein Ehepaar aus dem hessischen Herbstein (Landkreis Vogelsberg) hat sich im Jahr 2023 strafbar gemacht, nachdem es in einem sanierungsbedürftigen Haus große Mengen Bargeld gefunden hatte. Das Haus samt Grundstück hatten sie für 20.000 Euro vom verstorbenen Vorbesitzer erworben. Bei der Entrümpelung des vermüllten und stark heruntergekommenen Hauses dann die plötzliche Überraschung: Versteckt in einem Nachtschrank entdeckte die Ehefrau, verpackt in zwei Tüten, insgesamt 386.680 Deutsche Mark – umgerechnet mehr als 197.000 Euro. Doch der plötzliche Geldsegen entpuppte sich bald als Fluch.

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Denn mit dem gefundenen Geld fuhr das Ehepaar im Januar 2024 zunächst ins rund 200 Kilometer entfernte Bielefeld. Anlass für die Reise soll ein Termin der gemeinsamen Tochter im Berufsbildungswerk in Bethel gewesen sein, berichtet Amtsgerichtssprecher Lars Herzog auf Nachfrage. Anschließend suchte das Ehepaar das Bielefelder Fundbüro auf und gab an, es hätte das Geld auf einem Freibadparkplatz gefunden. Sie hatten die Hoffnung, dass sie das Geld zurückbekommen, wenn es in Bielefeld niemand als vermisst meldet.

Wie der &bdquo; Lauterbacher Anzeiger “ berichtet, nahm das Fundbüro das Geld, vermutlich aufgrund des ungewöhnlich hohen Betrages, gar nicht erst an. Kurzerhand wurde das Ehepaar zur Polizei geschickt. Als die hessischen Besucher den Polizeibeamten den Fall schilderten, wurden die Beamten misstrauisch. Sie stießen Ermittlungen und sogar eine Hausdurchsuchung an.

Vorwürfe wegen Unterschlagung und Geldwäsche Schnell war das Paar aufgeflogen. Die Staatsanwaltschaft warf beiden die Verschleierung der Herkunft des Geldes vor. Nun mussten sich beide vor dem Bielefelder Amtsgericht verantworten. &bdquo;Den Angeklagten wurde zur Last gelegt, gemeinschaftlich eine Unterschlagung begangen zu haben. Einem der beiden Angeklagten wurde darüber hinaus eine Geldwäsche zur Last gelegt“, erklärt Lars Herzog.

Die Angeklagten zeigten sich angesichts der juristischen Folgen ihres Tuns &bdquo;stark belastet“ und so zeigten sie sich umfassend geständig: &bdquo;Es war ein katastrophaler Fehler, den ich zutiefst bedauere, aber ich kann ihn nicht mehr rückgängig machen“, zitiert der &bdquo;Lauterbacher Anzeiger“ den Ehemann. Das zurückerhaltene Geld, welches laut Urteil des Amtsgerichts dem Erben des verstorbenen Vorbesitzers zusteht, wollten die beiden in ihr baufälliges Haus investieren. Wie der Ehemann (49) berichtete, hatte sich herausgestellt, dass das Haus doch mehr finanzielle Zuwendung brauche als zuvor vermutet. Laut Herzog hatten beide das Gefühl, dass ihnen das Geld aus ihrem Haus auch zustehen würde.

Dem Gedanken folgte das Amtsgericht nicht: Die Ehefrau (49) erhielt eine Geldstrafe von 90 Tagessätzen zu je 15 Euro (1.350 Euro). Ihr Ehemann muss weitaus tiefer in die Geldbörse greifen: 130 Tagessätze zu je 70 Euro (9.100 Euro). Die Staatsanwaltschaft hatte für den Ehemann eine Freiheitsstrafe von acht Monaten gefordert. Die Verteidigerin 90 Tagessätze für beide Parteien. Wie Lars Herzog mitteilte, sei das Urteil noch nicht rechtskräftig.

Zwar halte die Richterin den bislang nicht vorbestraften Eheleuten das Geständnis zugute, doch &bdquo;eine Fund-Unterschlagung kann man als Geldwäsche ansehen. Schließlich sollte das Geld auch später in Umlauf gebracht werden, von daher sehe ich hier schon einen Vorsatz“, heißt es in der Berichterstattung.

Stammt das Geld von einer Entführung im Jahr 1996? Doch woher stammt das Geld? Wie Lars Herzog mitteilte, dauern die Ermittlungen dazu noch an. Bislang gibt es keine Hinweise darauf, dass das Geld aus einem Verbrechen stammt. Die exakt 386.680 D-Mark sollen in Spekulatius- und Kaffeeverpackungen aus dem Jahr 1996 versteckt gewesen sein. Neben den Lebensmittelverpackungen sollen auch mehrere handschriftliche Notizen, darunter eine Einnahmen- und Ausgabenliste, beigelegen haben, berichtet der &bdquo;Lauterbacher Anzeiger“.

Aufgrund der handschriftlichen Notizen habe der vage Verdacht bestanden, dass das Geld vom Lösegeld der Reemtsma-Entführung aus eben dem Jahr 1996 stammen könnte. Entführt wurde damals der Erbe einer wohlhabenden Hamburger Tabakunternehmerfamilie, Jan Philipp Reemtsma. Erst nach der Zahlung eines Lösegelds von 15 Millionen D-Mark und 12,5 Millionen Schweizer Franken wurde der damals 43-jährige Reemtsma freigelassen.

Der Täter, Thomas Drach, wurde zwei Jahre später in Argentinien verhaftet und bald darauf zu vierzehneinhalb Jahren Haft verurteilt. Bis heute fehlt von dem Lösegeld noch immer jede Spur. Bislang konnte man lediglich Lösegeld im Wert von 1 Million Euro sicherstellen. Aber Herzog gibt Entwarnung: &bdquo; Ein Abgleich der Nummern mit den Nummern der gesuchten Lösegeld-Scheine führte zu keinem Ergebnis. Insofern ist unklar, woher das Geld stammt.“ Allerdings gingen die Ermittlungsbehörden dennoch davon aus, dass das Geld aus dem Nachtschrank &bdquo;nicht von einem legalen Erwerb des verstorbenen Voreigentümers des Hauses stammt“, so Herzog.

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