Verrückt nach Feuerwehr: Einzigartiges E-Auto für Kids feiert in Warburg Premiere

Warburg. Es war der Hingucker am Ende des Festzuges in der Warburger Oktoberwoche: der Auftritt von Feuerwehr und Technischem Hilfswerk. Vorweg das Gefährt aus der Garage von Familie Menne. Am Steuer die Kinder Leni (7) und Phil (4). Die Premiere auf den Straßen der Stadt: &bdquo;Ein unheimlicher Spaß“, bilanziert Maik Menne. Der Warburger Feuerwehrmann ist der Schöpfer des schmucken Elektroautos für den Nachwuchs. Ein Traum aus eigenen Kindertagen, sagt der Vater der beiden. Über Jahre schmiedete er an Ideen und Plänen und später an Material und Werkzeug.

Schon als Kind habe er von einem Feuerwehrauto mit kraftvollem Motor, jeder Menge Blaulicht auf dem Dach und einem Wassertank geträumt, blickt der 34-Jährige zurück. &bdquo;Es etwas Ähnliches hatte ich“, berichtet er von einem Trampel-Unimog. Sein ganzer Stolz, den er zum sechsten Geburtstag geschenkt bekam. Nicht von ungefähr, denn die Leidenschaft des Vaters gehörte der Feuerwehr.

Vor 13 Jahren starb Detlef Menne. Da hatte der langjährige Leiter der Warburger Feuerwehr in seiner 40-jährigen Karriere in den Reihen der Brandschützer rund 15.000 Einsätze hinter sich. Und die beiden Söhne Maik und Cai sind schon früh dabei. &bdquo;Seitdem ich laufen kann“, sagt Maik. Das väterliche Herzblut, mit dem der selbstständige Diplom-Ingenieur für Brand- und Explosionsschutz das Ehrenamt versah, haben die Brüder geerbt.

Gut 2,30 Meter ist das besondere Fahrzeug lang Selbst Papa von zwei Kindern, erwachte der Traum erneut. &bdquo;Den ich jetzt für meine Kinder verwirklichen wollte“, nennt Menne die Motivation für den Fahrzeugbau in der heimischen Garage in der Siedlung am Stiepenwäldchen. &bdquo;Ein Corona-Projekt“, sagt der Industriemechaniker. Wie könnte es anders sein, zieht auch Ehefrau Janine mit. Sie kümmert sich in der Kinderfeuerwehr als Betreuerin um den eifrigen Nachwuchs.

Seit einem Jahr ist Tochter Leni Mitglied der Einheit. Und Kitakind Phil kennt sich auch schon bestens aus, weiß nicht nur von der Drehleiter über das Tanklöschfahrzeug bis zum Kommandowagen die großen Einsatzfahrzeuge zu unterscheiden. &bdquo; Mein Vater nahm mich als Kind mit zur Feuerwehr. Und so mache ich es heute mit meinen Kindern“, sagt Menne.

Ein &bdquo;Corona-Projekt“ des Warburger Familienvaters

2020, da stand Welt still. So gar nicht das Ding des Hauptbrandmeisters, der seit der Ausbildung beruflich in der Produktion des Warburger Rührwerkeherstellers PRG tätig ist. Menne setzt sich hin, überlegt und geht ans Werk.

Gut 2,30 Meter ist das besondere Fahrzeug lang, 80 Zentimeter breit und rund 1,20 hoch. Das Gewicht: &bdquo;200 Kilo“, schätzt Menne. Und die müssten bewegt werden. Dafür sorgt ein 48-Volt-Elektromotor, der über der Hinterachse sitzt. Ob Lampenrahmen oder Außenspiegel &bdquo;alles selbst gebaut“, sagt Menne. Er schneidet und schweißt am Stahlrahmen, bringt die Rohkarosse in Form. Für das Kleid des Führerhauses nimmt er Stahlblech. Heute würde er Alu verwenden, sagt er. Alusystemprofile, die er sich über das Internet besorgt, stützen den hinteren Aufbau des kindgerechten Gefährts.

Die Proportionen müssen stimmen

Die Schubkarrenräder, die er zunächst montiert, sind zu klein. &bdquo;Sie gefielen mir ganz und gar nicht“, sagt Menne. Weil die Größenverhältnisse zu den anderen Teilen des Fahrzeugs nicht passten. Die Proportionen sollten schon stimmen. &bdquo;Jetzt fährt der Wagen auf gebräuchlichen Pneus von Pkw-Anhängern.“ Das klassische Design des &bdquo;American Fire Engine“: Optisch sind Fahrerkanzel und Aufbau an die Einsatztrucks der US-amerikanischen Firefighter angelehnt. &bdquo;Scheinwerfer, Stoßstange, Blaulicht“, zählt Menne nur einige der markanten Merkmale auf.

Leni und später auch Phil verfolgen den Autobau ganz genau, üben schon mal das Ein- und Aussteigen, probieren, ob die Türenscharniere funktionieren. &bdquo;Tür auf, Tür zu“, sagt Menne. Auch Oma Karin packt mit an. Die dritte Hand, die der Fahrzeugbauer mitunter dringend brauchte. Ebenso wie ab und an die aufmunternden Worte seiner Mutter.

Menne wirbt für das Handwerk

Unzählige Stunden verbringt Menne in der Garagenwerkstatt. Misst aus, überlegt und probiert aus. &bdquo;Immer, wenn ich ein wenig Zeit fand, ging es weiter“, schildert er. Der Beruf fordert, das Ehrenamt fordert. Darunter soll das Familienleben keinesfalls leiden. Allein in diesem Jahr rückten die Mitglieder der Warburger Feuerwehr bis heute zu 243 Einsätzen aus. Maik Menne ist meistens dabei. Dazu der Übungsdienst und die Stunden als Ausbilder. Zudem kümmert er sich um den Auftritt der Wehr in den Sozialen Medien.

Mit Sorgfalt, präzise und genau zu arbeiten, das sei sein Ding, sagt Menne. Und wirbt so ganz nebenbei für die Ausbildung. Eine gute handwerkliche Ausbildung zu absolvieren, helfe, &bdquo;viele wunderbare Dinge mit eigenen Händen zu erschaffen“. Es mache den Kindern und ihm großen Spaß, ein paar Runden mit dem kleinen Auto zu drehen. Die Energie sei zudem nachhaltig, die Batterie, drei Akkus handelsüblicher Elektrowerkzeuge in Reihe, würden geladen, wenn die Sonne scheine. Beim Festumzug der Oktoberwoche habe die Energie für die knapp vier Kilometer allemal gereicht.

Erst dann ist die kleine Feuerwehr komplett

Später, wenn Wassertank und Pumpe installiert sind, sowie kleine Löschschläuche im Aufbau ihre Plätze gefunden haben, &bdquo;erst dann ist die kleine Feuerwehr komplett“, kündigt Menne an. Arbeitsstunden? &bdquo;Locker an die 1.500.“ Materialkosten? &bdquo;Zwischen 2.000 und 3.000 Euro.“ Alles in allem: &bdquo;Unbezahlbar und unverkäuflich.“

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