Auf den Spuren des jüdischen Sinalco-Direktors

Detmold. "Als Mark Brandon im vergangenen Jahr in den USA zum Thanksgiving Day seine betagten Eltern im Altersheim besuchte, wurde er an seinen Urgroßvater Carl Vogel erinnert, der von 1908 bis 1935 angestellter Generaldirektor der Sinalco AG in Detmold war. Mark Brandons Vater lebte bis 1936 bei seinem Großvater Carl Vogel in Detmold und erinnert sich gern an seine Großeltern und an die schöne Villa in Detmold. Mark Brandon und sein Vater Norbert Brandon wussten bis vor kurzem aber wenig über die berufliche Tätigkeit von Carl Vogel als Generaldirektor bei der Sinalco AG", berichtet der Detmolder Heimatforscher Dr. Hans-Joachim Keil, der seit geraumer Zeit Kontakt zu dem Nachfahren von Carl Vogel hat.

Und das kam so: Mark Brandon suchte im Internet nach &bdquo;Carl Vogel“ und &bdquo;Detmold“ - und entdeckte Informationen zu seinem Urgroßvater auf der Seite www.Sinalco-in-Demold.de. Heimatforscher Dr. Hans-Joachim Keil, der intensiv die fast 100-jährige Unternehmensgeschichte der Sinalco AG erforscht hat, hat auf der Internetseite auch den Namen des damaligen Sinalco-Direktors erwähnt.

Denn Keil hatte nach eigenen Angaben im Internet eine Todesanzeige von Carl Vogel aus dem Jahr 1943 in New York entdeckt. Daraus ging hervor, dass auch seine Tochter und sein Enkel Norbert in den USA lebten. "Ich hätte mit denen oder ihren Nachfahren damals gern Kontakt aufgenommen, was aber nicht möglich war", erinnert sich Heimatforscher Keil. Umso glücklicher ist er, jetzt den Kontakt zwischen den USA und Detmold geknüpft zu haben: "Es entspann sich schnell ein intensiver E-Mail-Verkehr. Ich habe Mak Brandon viele Details aus dem Berufsleben von Carl Vogel in Detmold und von den ehemaligen Wohnhäusern mitgeteilt."

Brandon wiederum berichtete über die Jugend und das Berufsleben von Carl Vogel vor seinem Umzug nach Detmold im Jahr 1908. Keil hatte zehn Jahre intensiv nach einem Foto von Carl Vogel gesucht. Er fand im Landesarchiv zwar Fotos der Ehefrau Olga Vogel und der Tochter Ilse, aber kein Foto des damals in Detmold bekannten Sinalco-Direktors, der hier immerhin 28 Jahre leitend tätig war, und auch eine zeitlang den Vorsitz der Detmolder Synagogengemeinde inne hatte.

Carl Vogel war 1935 trotz eines auf Lebenszeit bestehenden Arbeitsvertrages vom Aufsichtsrat aus rassistischen Gründen entlassen worden. "Sein nationalsozialistischer Nachfolger hatte wohl dafür gesorgt, dass alle Fotos seines jüdischen Vorgängers vernichtet wurden. Mark Brandon hat mir nun Fotos zugesendet. Olga Vogel ist 1932 in Detmold gestorben, ihr Grabstein steht auf dem jüdischen Friedhof in Detmold", schildert Hans-Joachim Keil.

Mark Brandon und seine Ehefrau Stacey aus Boston werden Hans-Joachim Keil und seine Ehefrau im Juli für einige Tage in Detmold besuchen und auf den Spuren der Vorfahren wandeln. Mark Brandon und Hans-Joachim Keil werden am Donnerstag, 21. Juli, ab 18 Uhr im Haus Münsterberg in Detmold, Hornsche Straße 38, in einem bebilderten Vortrag über das bewegte Schicksal der Familie Vogel im Laufe von 150 Jahren in Wiesbaden, Detmold, Paris, London, New York und Berlin berichten. Die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit lädt Interessierte zu dem Vortrag ein. Der Eintritt ist frei.

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