Experten und Weggefährten erklären das Erfolgsrezept von Florian Kehrmann

Lemgo. Die hervorragende Saison mit einem einstelligen Tabellenplatz plus der sensationelle DHB-Pokalsieg sind maßgeblich auf das Geschick von Florian Kehrmann zurückzuführen. Bewusst haben die Spielführer, Trainer und Geschäftsführer der 20 Handball-Bundesligisten den 44-jährigen TBV-Coach zum &bdquo;Trainer der Saison" gekürt.

Doch was macht den Mann aus, der über zehn Jahre lang zu den besten Rechtsaußen der Welt zählte, 2007 Weltmeister wurde und nach seinem Karriereende über die A-Jugend und das Drittligateam im Dezember 2014 als Nachfolger von Niels Pfannenschmidt das TBV-Bundesligateam übernahm? Die LZ hat sich umgehört.

HBL-Präsident Uwe Schwenker (62) sieht in Florian Kehrmann ein sehr gutes Beispiel dafür, &bdquo;wie man als Handballer seine Karriere nach Beendigung der Spielerlaufbahn erfolgreich fortsetzt. Seine Wahl zum ,Trainer der Saison’ steht natürlich unter dem Einstuck des sensationellen und beeindruckenden Sieges beim REWE Final4. Der sehr gute neunte Platz des Vereins in der Abschluss-Tabelle der Liqui Moly HBL zeigt aber sehr deutlich, dass dieser große Pokalsieg kein One-Hit-Wonder war, sondern Höhepunkt einer hervorragenden und kontinuierlichen Saisonleistung."

Niels Pfannenschmidt (47) hat Kehrmanns Einstieg ins Trainermetier hautnah miterlebt. Von 2013 bis Dezember 2014 war ,Flo’ Pfannenschmidts Assistent – und anschließend sein Nachfolger. &bdquo;Seine Entwicklung ist wirklich beachtlich. In der Anfangszeit wirkte er noch eher wie ein Spielertrainer. ,Flo’ war sehr emotional und aggressiv an der Linie. Durch die Diskussionen mit den Schiedsrichtern hat er viel Energie verloren. Doch anschließend hat er einen enormen Prozess durchgemacht, der ihn zu einem so guten Trainer gemacht hat. Durch den guten Draht zur Mannschaft holt er das Maximale heraus. Trotz vieler Verletzter hat er immer wieder Lösungen gefunden und dabei auch die Jugend mit eingebunden. Dabei hat jeder funktioniert. Was ,Flo’ geleistet hat, ist absolut bemerkenswert. Hut ab. Er wurde zu Recht zum Trainer der Saison gewählt." Günter D. Klein (71) war von 1985 bis 1987 selbst TBV-Trainer und gilt als Mentor von Florian Kehrmann. &bdquo;Vor einigen Jahren haben wir uns häufiger mal ausgetauscht, weil er als junger Trainer laut war und oft zwei Minuten kassierte. ,Flo’ hat meine Gedanken dankbar aufgenommen und umgesetzt. In den Auszeiten macht er das beste Coaching in der Bundesliga. Frei nach dem Motto: In der Ruhe liegt auch Kraft. Er ist ruhig, glasklar und voller Überzeugung. ,Flo’ braucht keine Lautstärke, weil seine Aussagen stark sind. Sie erreichen die Köpfe und Herzen der Spieler. Zudem ist seine Analyse gut. Er lässt Überflüssiges einfach weg und bringt es in der Reihenfolge an den Mann. Das ist vorbildlich."

Günter D. Klein, der 45 Jahre lang Chef der Trainerausbildung in Deutschland war, ist auch von Kehrmanns Bankarbeit angetan. &bdquo;Auch hier agiert er ruhig und klar, wobei er nicht mit Kritik spart. Dass er mit den Schiedsrichtern schimpft, ist zur Ausnahme geworden. Aber manchmal muss man als Trainer auch mal grade werden. Bislang hatte ich einen Meisterschüler. Das war mein einstiger Co-Trainer Kai Wandschneider. Mit Florian Kehrmann ist jetzt ein zweiter Meistertrainer hinzugekommen."

Bjarki Mar Elisson (31) hat beeindruckt, dass sich sein Trainer von den vielen Unwägbarkeiten in der Saison nicht beeinflussen ließ: &bdquo;,Flo’ hat nie gemeckert. Er lässt uns nicht spüren, wenn einer fehlt. Durch Corona und Quarantäne war es eine blöde Saison mit vielen Ausfällen. Doch ,Flo’ hat es hingekriegt, dass wir alles gemeistert haben."

Gedeon Guardiola (36) hat in seiner langen Karriere schon mit vielen Toptrainern zusammengearbeitet: &bdquo;,Flo’ arbeitet gut mit der Gruppe. Er fragt uns oft, wie wir über gewisse Situationen denken. Wir analysieren dann zusammen. Sein größtes Geheimnis ist, dass die Atmosphäre stimmt. Die Gruppe funktioniert. Jeder weiß um seine Rolle und alle Spieler fühlen sich bei ihm wertgeschätzt."

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