TBV-Geschäftsführer im Interview: Das steckt hinter unseren Transfers

Lemgo. Jörg Zereike, Geschäftsführer des Handball-Bundesligisten TBV Lemgo-Lippe, hat am Dienstag Geburtstag gefeiert. Der nun 46-Jährige gönnte sich einen Urlaubstag, Geschenke vom Team hatte er noch vor der Länderspielpause erhalten. Mit 4:0 Punkten in Reihe schoben sich die Lipper auf Platz neun vor. &bdquo;Abstiegskampf“ hatte Beiratsboss Herbert Vogel nach der Heimniederlage gegen Gummersbach gesagt. Und nun: Der TBV ist – nach den Siegen in Göppingen und gegen Wetzlar – zurück im ruhigen Fahrwasser. Zereike erklärt das Erfolgsrezept und spricht über Laerke, Battermann und den österreichischen EM-Helden Möstl sowie die TBV-Perspektiven als Bundesliga-Standort.

Was haben Sie nach der Niederlage gegen Gummersbach gedacht?

Jörg Zereike: Wir waren enttäuscht, wie nach jeder Niederlage. Der Gegner verteidigte stark. Und wir hatten Respekt vor dem, was kommt. Wir wussten aber auch: Es bringt jetzt nichts, in den Krisenmodus zu schalten.

Es folgten zwei Siege. Was war das Erfolgsrezept?

Zereike: Ruhe zu bewahren und keinen zusätzlichen Druck für die Mannschaft aufzubauen. Denn: Wenn du Handball spielst, der auf Fehlervermeidung basiert, klappt das nicht. Jederzeit musst du voll draufgehen, auch ein gewisses Risiko in Kauf nehmen.

Ist es so einfach?

Zereike: Davor hatten wir gegen die Rhein Neckar-Löwen gewonnen. Es war also nicht alles schlecht. Zudem arbeiteten wir im Training an einer besseren Angriffsleistung. Der Trainer macht das sehr, sehr gut. Während der Saison alles umzuschmeißen, bringt nichts. Dafür hast du keine Zeit. Es geht immer darum, bestehende Abläufe zu optimieren.

Die Leistung gegen Wetzlar war sehr beeindruckend. Ihre Erklärung?

Zereike: Uns ist es in der gesamten Rückrunde gelungen, gut zu decken. Gegen Wetzlar hielt Urh Kastelic überragend, es war eine der besten Torhüterleistungen der gesamten Bundesliga-Saison überhaupt. Auch in Göppingen war Urh stark. Gegen die Rhein Neckar-Löwen sicherte uns Finn Zecher die Punkte.

Wozu braucht der TBV dann Möstl?

Zereike: In der Hinrunde waren wir mit den Abwehr- und Torhüterleistungen nicht immer zufrieden, wollten uns Zeit lassen. Zechi hat dann einen anderen Weg eingeschlagen, was ich aus seiner Sicht sehr gut verstehen kann. Danach ging es für uns darum einen Ersatz zu finden. Ich denke, wir haben mit Constantin einen guten Griff getätigt.

Sie untertreiben. Ein Transfercoup!?

Zereike: Vor der EM war es noch kein Coup. Wir hatten uns auch mit anderen Torhütern beschäftigt, denn die österreichische Liga ist schwer mit der deutschen Liga vergleichbar. Schon im Dezember unterschrieb Constantin. Wir verständigten uns darauf, es erst nach der EM zu kommunizieren.

Haben Sie es schon bereut, sich von Emil Laerke im Sommer zu trennen?

Zereike: Diese Frage stellt sich nicht. Unsere Philosophie ist es, frühzeitig zu planen, damit niemand sich über seine Zukunft Gedanken machen muss. Emil war unzufrieden, weil er wenig spielte, so dass der Wunsch nach einem Wechsel von beiden Seiten kam. Ich freue mich über seine Entwicklung. Emil hatte anfangs Schwierigkeiten, unser Spielsystem anzunehmen, und Verletzungen spielten auch eine Rolle. Zudem dachten wir uns natürlich auch was bei der Verpflichtung von Hendrik Wagner, der in der Abwehr sehr stabil ist. Hier mussten wir uns nach den Abgängen der Guardiolas erst finden. Auch vorne hat Hendrik seine Stärken.

Bleibt Ben Connar Battermann??

Zereike: Das haben wir noch nicht entschieden. Klar ist, dass Thomas Houtepen bis Dezember ausfällt und vermutlich erst im Februar wieder richtig angreifen kann. Und: Connar hat ab dem 1. Juli einen Vertrag in Kiel. Wir werden zeitnah darüber eine Entscheidung treffen müssen.

Können Sie den Hype nach der EM für die Vermarktung nutzen?

Zereike: Ziel ist es natürlich, immer mal wieder einen Konkurrenten zu überholen, aber das ist eine große Herausforderung. Die Bundesliga hat sich in den vergangenen Jahren enorm entwickelt. Wir planen für die neue Saison ungefähr mit dem gleichen Etat wie für diese, liegen damit im unteren Drittel der Liga. Der sechste und achte Platz zuletzt waren so gesehen überragende Ergebnisse.

Lukas Zerbe gegen Lukas Hutecek - Sieben TBV-Spieler sind derzeit bei Nationalmannschaftsterminen. Während Lukas Hutecek und der zukünftige TBV-Torhüter Constantin Möstl mit der österreichischen Nationalmannschaft in Hannover um die Qualifikation für Olympia kämpfen, macht dies Lukas Zerbe mit der deutschen Nationalmannschaft am selben Ort. TBV-Torhüter Urh Kastelic spielt mit der slowenischen Nationalmannschaft in Spanien um das Olympia-Ticket. Außerdem unterwegs sind Bobby Schagen, Niels Versteijnen (beide Niederlande), Samuel Zehnder (Schweiz) und Connar Battermann (U20-Nationalmannschaft).

- Lukas gegen Lukas heißt es am Sonntag in der ZAG-Arena in Hannover, wenn Deutschland und Österreich im letzten Spiel aufeinandertreffen. Zerbe und Hutecek könnten das Olympia-Ticket lösen, neben Deutschland und Österreich sind Algerien und Kroatien dabei. Die besten Zwei qualifizieren sich für Paris. Die deutschen Spiele werden im Free-TV (SPORT1, ZDF und ARD) übertragen. ?(slu)

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