Niederlage trotz statistischer Vorteile - 5 Fragen rund um das TBV-Spiel gegen Kiel

Lemgo . Erstmal sacken lassen. Trainer Florian Kehrmann hielt sich nach der knappen 27:28-Niederlage des TBV Lemgo Lippe gegen den THW Kiel bewusst mit einer Analyse zurück: &bdquo;Wenn man mit einem Tor verliert, ist es immer schwer herauszufinden, woran es lag.“ Seine Spieler machten sich schon auf dem Spielfeld Gedanken.

Was unterscheidet die beiden Ein-Tore-Niederlagen gegen Melsungen und Kiel?

&bdquo;Wir dürfen enttäuscht aber auch stolz sein, weil wir auch dem THW die Stirn geboten haben“, meinte Lukas Hutecek, der einen Knackpunkt im Überzahlspiel sah: &bdquo;Im Sieben-gegen-Sechs fehlte uns Tim Suton, der dabei immer sehr viel Verantwortung übernimmt.“ Unabhängig vom Chaos in Kassel am Kampfgericht meinte &bdquo;Huti“: &bdquo;In Melsungen waren wir nicht so sehr am Limit wie heute. Es war ein etwas taktischer geprägtes Spiel. Niemand kann uns vorwerfen, nicht alles reingeworfen zu haben.“ Leve Carstensen sah in beiden Partien &bdquo;eine richtig gute Abwehrleistung“, bei der Kleinigkeiten fehlten: &bdquo;Sowohl Melsungen als auch Kiel nutzen das mit ihren Kadern dann eiskalt aus.“

Warum reichte es trotz besserer statistischer Werte nicht zu einem TBV-Sieg?

Kurios: Bei vielen Parametern hatte der TBV die Nase vorn. Bei der Wurfquote (58,7:56 Prozent), bei Rückraumtoren aus der Nahdistanz (64,29:57,14 Prozent), Treffern aus der Ferndistanz (22,22:16,67 Prozent), Toren von Außen (83,33:66,67 Prozent) und Toren vom Kreis (69,23:66,67 Prozent). Zum Verhängnis wurde dem TBV ein anderer Wert. Den Lemgoern unterliefen doppelt so viele technische Fehler (10) wie dem THW Kiel (5). Als solches werden Fehlpässe, Fangfehler, Schrittfehler, Tippfehler, Stürmerfoul oder das Übertreten des Wurfkreises registriert. &bdquo;Eigentlich ist das der wichtigste Wert“, rechnet Geschäftsführer Jörg Zereike vor: &bdquo;Ein technischer Fehler bedeutet oft zwei Tore. Eines für das Tor, welches man vorne nicht macht. Und das andere, was man sich durch einen Gegenstoß fängt.“ Auch Leve Carstensen (drei Tore bei drei Versuchen) wurmten die insgesamt zehn Hoppalas: &bdquo;Wir müssen mehr auf den Punkt spielen, ansonsten wirds böse.“

Warum tritt der TBV stabiler als in der Hinrunde auf?

Weil die Defensive wesentlich kompakter wirkt. &bdquo;Da wir in der Abwehr stabiler stehen, bekommen auch unsere Torhüter mehr Chancen. Die Abwehr ist inzwischen unser Fundament, über das wir uns vorne auch mal einen Fehler erlauben können. Wir haben richtig Bock auf Abwehr“, sagt Nicolai Theilinger, der im Innenverhältnis auch von &bdquo;mehr Vertrauen, was einer schafft“ spricht. Hierzu passen auch die Zahlen: In den acht Partien in 2024 hat der TBV lediglich einmal 30 Gegentore schlucken müssen – beim 26:30 in Berlin.

Warum gab es kurz nach der Halbzeit eine längere Unterbrechung?

Beim Stand von 16:18 monierte Lukas Zerbe in der äußeren Spielfeldecke eine heftige Bodenwelle. Die Partie war minutenlang unterbrochen, ehe Lukas Hutecek sich die Taperolle von der THW-Bank auslieh und Rune Dahmke seine Heimwerkerfähigkeiten unter Beweis stellte. Anschließend plättete ein Bodenexperte die tückische Stolperfalle. Vermutlich hing die Delle mit einem Schmorbrand in einem Modul der benachbarten LED-Bande zusammen, aus der es zuvor unangenehm kokelte, ehe zur Sicherheit die Stecker gezogen wurden.

Wie meisterte Lukas Zerbe das letzte Duell gegen seinen künftigen Arbeitgeber?

Professionell. Vier von fünf Bällen (darunter zwei Siebenmeter) brachte er über die Linie und kam damit auf eine etwas bessere Quote als Niklas Ekberg, den er im Sommer auf Rechtsaußen beim THW beerbt. In Kiel hat Luki inzwischen auch eine Wohnung gefunden. Konkret im Ortsteil Altenholz, nur einen Steinwurf vom Trainingszentrum des THW entfernt.

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