Vize-Kanzler feiert Flensburg-Sieg und Kehrmann ist stolz auf seine Lemgoer Rumpftruppe

Flensburg. Draußen tanzten die Schneeflocken. Aber auf dem Flensburger Campus schien die Sonne. Mit dem vierten Sieg in Folge steuert die SG Flensburg-Handewitt allmählich auf die Spitze zu und bescherte mit dem 36:27 (17:14) über den TBV Lemgo Lippe auch Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck mal wieder ein frohes Stündchen.

Im Trikot des dänischen Olympiasiegers Simon Pytlick feierte der Vize-Kanzler in einer Loge einen Sieg, der sich aus Flensburger Sicht zunächst zäh wie die Verabschiedung des Heizungsgesetzes hinzog. Schließlich war der TBV Lemgo Lippe am Samstagmittag nur mit einem Mini-Kader an die dänische Grenze gefahren. Hendrik Wagner hütete daheim mit Grippe das Bett und Jan Brosch war ganz frisch zum zweiten Mal Vater geworden. Seine Frau Hanna brachte am Freitag den kleinen Lenn Jesper auf die Welt. &bdquo;Beim Abschlusstraining waren wir nur zehn Spieler“, berichtete Niels Versteijnen. Schließlich fallen ja auch Lukas Hutecek und Connar Battermann noch einige Zeit lang aus.

Von den vor vier Wochen noch vier Innenblockern blieb mit Frederik Simak lediglich einer übrig. Doch auch dem Abwehrchef steckten noch die Grippeviren der vergangenen Tage in den Knochen. &bdquo;So war schon im Vorfeld die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass das Spiel an die SG geht. Wir sind heute mit einer Rumpftruppe auf eine Weltauswahl getroffen. Aber trotz der wichtigen Ausfälle haben wir es überragend gemacht und alles reingeworfen“, akzeptierte Trainer Florian Kehrmann die am Ende deutliche Neun-Tore-Niederlage ohne Murren.

Denn so glatt, wie der Endstand vermuten lässt, war das 74. Aufeinandertreffen zwischen der SG und dem TBV mitnichten. Den höchsten Lärmpegel erreichten die 6.300 Zuschauer in der nach einem Energieversorger aus Reußenköge benannten GP Joule-Arena bereits vor dem Anpfiff, als der Hallensprecher die vorzeitige Vertragsverlängerung mit Lasse Möller (statt bis 2026 jetzt bis 2028) verkündete. Der Flensburger &bdquo;Ballermann“, der jüngst beim Derbysieg in Kiel mit neun Toren imponierte, hielt die Gastgeber in der ersten Hälfte mit sechs Treffern entscheidend im Rennen. Denn bis zur 20. Minute zogen die bedächtigen Lipper den torhungrigen Flensburgern den Stecker. 4:1, 8:4, 9:7 und 11:10 lauteten die erstaunlichen Zwischenstände zugunsten des TBV, der im Rückraum mit Tim Suton, Thomas Houtepen und Niels Versteijnen agierte. Im Innenblock verteidigten Frederik Simak und Leos Petrovsky, der es im Angriff mit vier Treffern diesmal gut löste.

Als Versteijnen und Suton fast zeitgleich auf die Strafbank mussten (19.), nutzten die Nordlichter die Chance und zogen das Spiel binnen fünf Minuten eiskalt mit 14:11 auf ihre Seite. Bis zum 20:17 blieben die Gäste in Schlagdistanz. Aber als Simak nach Videobeweis für zwei Minuten auf die Bank musste, traf Emil Jakobsen in Überzahl zum 21:17. Anschließend traf der bis dato überragende Tim Suton nur den Pfosten und den Abpraller schleuderte Lukas Jörgensen zum 22:17 ins verwaiste Lemgoer Tor. Überhaupt zeigten die Flensburger in den Umschaltmomenten ihre außergewöhnliche Klasse. Allein sechs &bdquo;empty Goals“ musste der TBV schlucken.

Weil Jarnes Faust nach seiner Einwechslung zwei schöne Tore von Rechtaußen gelangen, war das Ergebnis beim 29:25 in der 50. Minute noch höchst respektabel. &bdquo;Aber wir mussten uns jedes Tor schwer erarbeiten. Während die SG immer wieder Nationalspieler nachschieben konnte, mussten wir zwei grippegeschwächte Spieler durchziehen“, war das Nachlassen für Florian Kehrmann erklärbar: &bdquo;50 Minuten habe ich einen großen Kampf gesehen. Darauf bin ich stolz. Schade, dass wir das Ergebnis mit ein paar Fehlern noch in die Höhe treiben. Aber das nehmen wir mit: Hier darf man so verlieren.“

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