Dem beherzten Anpacker ist soziales Engagement wichtig: TBV-Profi hilft in Indien

Lemgo. Sein fröhliches Lachen kann ganze Räume erhellen. Doch hinter dem strahlenden Sommersprossen-Antlitz verbirgt sich ein verdammt &bdquo;harter Hund“. Nicolai Theilinger (32) gilt als einer der entschlossensten Abwehr-Anpacker in der Liga und wird seine &bdquo;Schnapper“-Qualitäten mindestens bis 2027 für den TBV Lemgo Lippe einsetzen.

Mussten Sie lange grübeln, um ihren Vertrag zu verlängern?

Nicolai Theilinger: Nein, mir ist das leicht gefallen. Ich glaube, dass man mir das ansieht – auch an meinem Lachen. Ich fühle mich in Lemgo in der Stadt und im Verein sehr wohl und habe einen Riesenspaß mit der Mannschaft. Das zeigen wir derzeit auch auf der Platte. Es macht einfach Bock.

Sie haben im Juni erst geheiratet. Wie funktioniert so eine Fernbeziehung, da ihre Frau ja in Erlangen lebt?

Als ich vor zwei Jahren von Hamburg nach Lemgo gewechselt bin, haben wir es positiv gesehen. Es waren 200 Kilometer weniger. Prinzipiell mischt sich Sophie nicht ein. Sie sagt. Mach das, woran du Spaß hast. Und Handball ist für mich Leidenschaft und Beruf. Sophie unterstützt mich dabei zu 100 Prozent, wofür ich ihr sehr dankbar bin. Trotz der Distanz gibt es heutzutage genügend Gelegenheiten, um miteinander zu sprechen. Und wenn es sich anbietet, kommt sie auch mal für einen längeren Zeitraum nach Lemgo. Durch Home-Office ist ja einiges möglich. Wie heißt es so schön: Der Weg ist das Ziel. Nach meiner Karriere steht aber fest, dass wir dann zusammenziehen.

Sie verfügen über viel Erfahrung: elf Jahre Bundesliga und vier Jahre 2. Liga. Warum macht es, wie Sie es sagen, so viel Bock, für den TBV zu spielen?

Das liegt auch an der Kaderplanung. Florian Kehrmann und Jörg Zereike achten darauf, dass die Charaktere in der Mannschaft passen. Wir gewinnen und verlieren gemeinsam. Es gibt keinen Star in der Mannschaft. Jeder freut sich für jeden. Das macht uns aus. Wir gehen oft gemeinsam Mittagessen oder unternehmen zusammen etwas. Das alles zeigt, dass wir ein Team sind.

Sie sagen selbst, dass Sie das Eins-gegen-eins, den Kampf Mann gegen Mann lieben. Wo haben Sie das Zupacken gelernt?

Vermutlich auf meiner ersten Seniorenstation beim TV Neuhausen/Erms. Da haben wir 3:2:1 verteidigt. Auch schon in der Jugend. Dabei kommt es ja viel aufs Eins-gegen-eins an. Insgesamt bin ich eher die defensivere Person. Die passende Konstitution habe ich ja. Ich kehre halt gerne vor der eigenen Tür. Außerdem habe ich Bock, im Verbund zu verteidigen und darüber zu schnellen und leichten Toren zu kommen.

Sie haben auf ihren bisherigen Stationen stets die &bdquo;3“ getragen, beim HSV sogar die &bdquo;33“. Hat die Zahl eine besondere Bedeutung?

Die Zahl habe ich damals einfach mal so ausgewählt. Mit meinen Freunden in meinem Heimatort Köngen waren wir die dreisten Drei. Sie haben später auch die &bdquo;3“ getragen.

Köngen ist ein gutes Stichwort. Dort unterstützen Sie aktiv den Verein Asha Varadhi – Brücke der Hoffnung nach Indien. Wie kam es dazu und was verbirgt sich hinter dem Projekt?

Als ich bei Frisch Auf Göppingen spielte, hat mir der Vorsitzende des Vereins mal einen Brief geschrieben. Er ist selbst Handballfan. Da ich mich sehr gerne sozial engagiere, unterstütze ich seitdem Asha Varadhi. Ich weiß, dass es ein Privileg ist, in Deutschland leben zu dürfen. Darum mache ich vieles, um mit kleinem Geld helfen zu können, dass vor allem Mädchen in Indien Zugang zur Bildung bekommen. Eine Patenschaft über 20 Euro im Monat ist für mich persönlich leistbar. In Indien kann es sehr viel bewirken. Unter anderem finanziert Asha Varadhi die Sanierung von Toiletten oder die Versorgung mit Medikamenten.

Waren Sie auch schon mal persönlich in Indien?

Nein. Bei mir hat das bislang noch nicht geklappt. Doch Vereinsmitglieder fahren einmal im Jahr für einige Tage nach Indien. Ich versuche, diese Arbeit aus dem Hintergrund zu unterstützen. Seit meiner Zeit in Göppingen habe ich auch einige Patenkinder in Indien. Mit denen stehe ich teilweise postalisch im Austausch.

Als Sie 2023 zum TBV wechselten, hatten Sie sich in Wolfsburg zum Nachhaltigkeitsmanager im Sport ausbilden lassen. Gesellschaftliche Themen sind Ihnen wichtig?

Ich engagiere mich gerne im ökologischen Bereich. Wichtig ist mir auch die Arbeit gegen Fake News und Desinformation. Auch da unterstütze ich eine Initiative, die sich für ehrliche Arbeit und Informationen einsetzt, was im Zeitalter von Social Media extrem wichtig ist.

Als Nachmieter ihres Vorgängers Isaias Guardiola haben Sie es am Spiegelberg nicht weit in die Natur...

Wenn Sophie mit ihrem Hund da ist, dann bin ich auch oft draußen. Aber ansonsten bin ich niemand, der gerne alleine spazieren geht. Dafür fahre ich häufig mit dem Fahrrad zur Halle. Sehr schön finde ich oben am Wald den Staffpark. Im Frühling und Sommer ist das echt schön und wunderbar angelegt.

Und den Chef vom Staffpark kannten sie bereits vor ihrem Wechsel zum TBV...

Ja, mit Sebastian Preiß habe ich selbst noch ein Jahr zusammen in Erlangen gespielt.

Bis zum Jahreswechsel haben Sie noch ein knackiges Programm in der Liga.

Wie viele Punkte dabei rausspringen, vermag ich nicht zu sagen. Mit der TSV Hannover-B., die gerade Magdeburg und Flensburg geschlagen hat, kommt Sonntag erstmal ein richtiges Brett. Danach gehts nach Göppingen, das sich etwas stabilisiert hat. Anschließend folgen die Spiele gegen Berlin und Potsdam. An Weihnachten dann das Highlightspiel gegen Luki Zerbe und den THW Kiel. Ein schweres Programm, doch wir haben gezeigt, dass wir mit allen mithalten können.

Ein Spiel haben Sie noch vergessen: Am 22. Dezember das &bdquo;Heimspiel“ gegen Erlangen in Nürnberg. Da könnten Sie doch gleich bis Heiligabend verlängern...

Gute Idee. Da werde ich mich gleich mal bei ,Flo’ erkundigen.

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