Bielefeld. Für viele Menschen sind Hitze und Trockenheit noch halbwegs zu ertragen. Für Pflanzen hingegen sind dies keine angenehmen Faktoren. Anfang August ist es zwar noch zu früh, um handfeste Prognosen zu wagen, doch wird die Kartoffelernte im Bundesdurchschnitt nicht besonders üppig ausfallen.
Horst-Peter Karos, Geschäftsführer beim Bundesverband der Obst-, Gemüse- und Kartoffelverarbeitenden Industrie (BOGK) etwa sagte: „Wenn es weiter heiß und trocken bleibt, werden die Probleme sehr groß." Laut Verband wurden in Deutschland 2018 etwa 8,7 Millionen Tonnen Kartoffeln von den Feldern geholt – Tiefstwert seit der Wiedervereinigung.
Die Einbußen schlagen sich auch auf den Preis nieder. Bereits im Juli ist laut Statistischem Landesamt Nordrhein-Westfalen ein Preisanstieg der Kartoffeln in NRW von 33,2 Prozent im Vergleich zum Juli 2018 registriert worden. Dass es ein ähnliches Erntetief auch in diesem Jahr gibt, glaubt Hubertus Beringmeier nicht: „Es wird keine Spitzenerträge geben, aber auch nicht so schlimm wie im Vorjahr sein", sagt der Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Paderborn.
Für den Raum Ostwestfalen kann er sagen, dass es auch vom jeweiligen Gebiet abhänge. Mancherorts hätte Gewitterregen für Bewässerung gesorgt, hingegen blieben Felder in anderen Orten trocken, sagt er. Auch die Beschaffenheit von Böden spiele eine Rolle. Insbesondere sandige seien kein guter Wasserspeicher, anders als lehmige.
Ein Problem vieler Bauern ist derweil die Hitze. „Die Kartoffel leidet schon ab einer Temperatur von 25 Grad unter Stress", erklärt Kai Steinkröger, dessen Hof im Bielefelder Süden liegt. Er hat eine Anlage, die seine auf drei Hektar liegenden Kartoffeln beregnen lässt. „Ich denke, andere könnten mehr Probleme bekommen", befürchtet er. Persönlich erwartet er eine „mittelprächtig bis gute Ernte. Wie letztes Jahr auch".
Hubertus Beringmeier geht davon aus, dass die Kartoffeln generell wieder klein werden. Bei den extremen Witterungsbedingungen können sich die Knollen nicht in der Qualität ausbilden. „Es gibt also auch weniger lange Pommes." Was die Größe angeht, ist Steinkröger positiv gestimmt, kann aber noch keine Prognosen abgeben. „Ich baue schon lange Kartoffeln an, aber lerne jedes Jahr neu dazu." Auch er wird noch ein wenig abwarten müssen, was der August noch mit sich bringt.
Für die Getreide-, Wiesen- und Rübenernte sieht Beringmeier vergleichbare Prognosen wie bei der Kartoffelernte. „Das wird auch von Gebiet zu Gebiet unterschiedlich ausfallen. Die Rüben stehen in der Regel aber auf besseren Böden." „Große Sorgen" bereitet ihm der Mais. In etwa zwei bis drei Wochen wird hier „angefangen zu häckseln". Danach wisse man mehr.