Schulen sind gegen Schwimmunterricht
in Bad Meinberg

Horn-Bad Meinberg. Immer mehr Kinder können mit Schulbeginn nicht schwimmen. Umso wichtiger ist der Schwimmunterricht in den Schulen. Doch wo soll er in der Stadt künftig stattfinden? Für die Politik ist klar, dass nur ein Bad – entweder das Badehaus in Bad Meinberg oder die Kleinschwimmhalle in Horn - betrieben werden kann. Doch was halten die fünf Schulen von einem Schwimmunterricht in Bad Meinberg?

Am nächsten dran wäre die Grundschule Bad Meinberg-Belle. Leiterin Karolin Ellermann erzählt, dass in einer dritten Klasse von 25 Kindern 16 Nichtschwimmer sind - und das seien keine mit Migrationshintergrund. Von ihnen trauten sich manche nicht ins Wasser. Umso wichtiger sei das Lehrschwimmbecken mit einer Größe von 8 mal 13 Metern, dessen Hubboden für eine Wassertiefe von 0,5 bis 1,80 Meter in der Höhe verstellbar sei. "Man hat hier die Sicherheit, dass keiner untergeht", sagt Ellermann. Zwar wäre die Nutzung des Badehauses wegen der Nähe schön, aber sie sieht dort die gleichzeitige Nutzung der Halle von 28 Kindern und Senioren wegen der Lautstärke als problematisch an. Da die Wassertiefe zum Großteil für die Kinder nicht zum Stehen sei, müssten eventuell zwei ausgebildete Fachkräfte statt einer aufpassen.

Mehr Sicherheit mit niedriger Wasserhöhe Die Dritt- und Viertklässler fühlten sich im Lehrschwimmbecken sicher, meint auch Bernd Strömich, Leiter der Grundschule Horn. "Man hat hier alle Kinder im Blick." Eine Lehrkraft könne mit einer Klasse zur Schwimmhalle gehen. Durch den kurzen Weg gehe keine Zeit mit einer Busfahrt verloren. Für eine Fahrt nach Bad Meinberg müsse man zwei Schulstunden und zwei Lehrer einplanen. Strömich weiß aber auch, dass das Horner Bad in die Jahre gekommen ist, die Technik anfällig. Die Ausstattung müsste erneuert und verbessert werden. Einen Freibadbesuch hält der Leiter im Sommer für keine Alternative, da das Wetter unberechenbar sei.

Die Sekundarschule ist ebenfalls glücklich, ein Lehrschwimmbecken ganz in der Nähe zu haben. Abteilungsleiterin und Sportlehrerin Nadine Vatterott gibt zu bedenken, dass in Bad Meinberg mehr Personal eingeplant werden müsse, da Nichtschwimmer und Schwimmer nicht gleichzeitig von einer Lehrperson beaufsichtigt werden können. Nichtschwimmer dürften nur im brusttiefen Wasser unterrichtet werden, gleichzeitig dürfte dort keine öffentliche Badezeit sein. Im großen Becken müsse ein Schwimmbereich für den Schwimmunterricht abgetrennt sein. Bei erschwerten Bedingungen in einem Bad dürfe eine Lehrperson nur 15 Kinder betreuen, erklärt sie mit dem Hinweis auf eien Erlass des Landes.

Vatterot verweist darauf, dass bereits die Hälfte des Sportunterrichts der Sekundarschule im Waldstadion in Bad Meinberg stattfinde - was ebenfalls mit Zeitverlust durch Fahrerei verbunden sei. Bei gutem Wetter könnten die älteren Schüler ins Horner Freibad gehen - was aber auch nur dann möglich sei. Derzeit finde der Schwimmunterricht für die fünften und sechsten Klassen wegen fehlender Hallenzeiten in Horn nur halbjährlich statt. Zwar sei das Ambiente in Bad Meinberg netter, aber eben auch Publikumsverkehr vorhanden.

Lehrschwimmbecken muss erneuert werden Für die Schule am Teutoburger Wald sei das Schwimmangebot sehr wichtig, betont Schulleiter Torgard Engmann. Alle Förderschüler, die motorisch dazu in der Lage seien, gehen zum Schwimmunterricht ins Lehrbecken."Wir laufen einfach quer rüber und haben dadurch eine maximale Wasserzeit." Das Element Wasser ermögliche beispielsweise Schülern mit einer Spastik, ihren Körper ganz anders wahrzunehmen. Leider sei das Bad nicht barrierefrei, Kinder mit Rollstühlen können daher nicht Schwimmen gehen.

Engmann erinnert daran, dass bei der Standortfrage, wo die Förderschule des Kreises Lippe gebaut werden sollte, damals das Bad ein entscheidender Aspekt gewesen sei. Der Leiter denkt, dass in den nächsten 30 Jahren täglich weiter Schwimmunterricht erfolgen müsse - die Schulen hätten steigende Zahlen. Tägliche Shuttle-Fahrten verschlechterten zudem die CO2-Bilanz.

Die fünften und sechsten Klassen des städtischen Gymnasiums nutzen ebenfalls das Horner Bad. Für Schulleiter Dr. Peter Pahmeyer wäre der Fahraufwand nach Bad Meinberg unglücklich, weil sich die Unterrichtszeit verkürze. Die Schule habe Verständnis für die Gesamtsituation, befürworte aber eine dauerhafte Lösung.

Investitionsbedarf in beiden Bädern Für das Badehaus in Bad Meinberg, das seit dem Frühjahr 2022 geschlossen ist, sucht die Stadt, die die Liegenschaft gekauft hat , einen Investor, der möglichst auch auf dem Gelände ein Hotel bauen soll. Dieser müsste ins Bad mittelfristig etwa 3,9 Millionen Euro investieren, so eine frühere Schätzung. Das Lehrschwimmbecken in Horn ist stark sanierungsbedürftig. Um es wieder in Schuss zu bringen, wurden im Jahr 2019 Kosten von 3,8 Millionen genannt. Ein Neubau würde rund 4,2 Millionen Euro kosten.

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