Leopoldshöhe. Sie kennen sich seit 36 Jahren und haben ihren gemeinsamen Kindheitstraum verwirklicht. Ein paar Monate im Jahr leben Dieter Schonlau und Sandra Hanke im Regenwald. Zusammengerechnet mittlerweile 13 Jahre lang hat das Paar in Zelt oder Hängematte unter Dschungelkronen verbracht. Ihre 30 Kilogramm schwere Fotoausrüstung schleppen beide Tag und Nacht durch den Urwald. Oftmals liegen sie Hunderte von Stunden auf der Lauer, um die Besonderheiten der Natur einzufangen. Von ihren Abenteuern haben die Paderborner jetzt den 300 ebenso erstaunten wie begeisterten Schülerinnen und Schülern der Grundschule Asemissen berichtet. Der Kontakt ist durch Pädagogin Janine Schlüter entstanden. „Wir sind mit ihren Eltern befreundet, kennen Janine schon, als sie noch ein Baby war“, erzählt Dieter Schonlau. Glück für die Erst- bis Viertklässler, denn sie haben nun auf vielen Bildern und in kleinen Filmsequenzen nachvollziehen können, wie das Leben im Regenwald aussieht, dass es dort ungewöhnliche Tiere, wie Riesenspinnen, den Zipfelkrötenfrosch, Bäume, die von oben nach untern wachsen, leuchtende Pilze und Blutegel gibt. Lautes Kinderkreischen begleitet manch eine der Großaufnahmen, und die Kinder haben am Ende noch ganz viele Fragen, die Dieter Schonlau alle beantwortet. Dramatische Situation im Regenwald Der Konditormeister, der in der Zeit, in der er nicht als Dschungelfotograf unterwegs ist, Geld als Marzipankünstler auf Großveranstaltungen verdient, und Sandra Hanke, die als Restaurantfachfrau arbeitet, haben die Coronazeit genutzt, um ihr aktuelles Buch „Dschungelleben“ zu überarbeiten und eine Homepage zu erstellen (www.wildlifephoto.de/home). Auch durch Vorträge finanzieren sie ihre Reisen. An der Grundschule Asemissen seien Einnahmen des Asemisser Advents dafür verwendet worden, berichtete Schulleiterin Diana Fleer. Dieter Schonlau und Sandra Hanke haben schon vor 35 Jahren die Auswirkungen der Abholzungen im Regenwald wahrgenommen. „So schlimm wie in den vergangenen drei bis vier Jahren war die Vernichtung noch nie“, betont Schonlau. Er mahnt: „Was wir dort zerstören, ist unsere Lebensgrundlage, darüber sind sich viele Menschen nicht im Klaren.“ Das Ökosystem kippe. „Es ist bereits eine Minute nach zwölf.“ Da sei sich die Wissenschaft einig. „Vor allem für die E-Mobilität wird die Natur zerstört“, kritisiert Schonlau und betont: „Ich mache mir wirklich Sorgen.“ Solche einzigartigen Geschichten wie die zweier blinder Orang-Utans, die sich verlieben und 2017 auf Sumatra Zwillinge zur Welt bringen werde es, wenn es so weitergehe, irgendwann nicht mehr geben, prophezeit der 60-Jährige. Im August fliegt er mit seiner Frau nach Borneo, um erneut die Faszination des Dschungels in Bildern einzufangen. Am Ende des Vortrages kommt eine Erstklässlerin nach vorne, greift sich das Mikrofon und sagt im Namen all der Asemisser Grundschüler: „Das war so schön.“