Augustdorfer Abwasser ist bald frei von Arzneiresten

Augustdorf . Medikamentenrückstände, wie zum Beispiel Diclophenac, und Röntgenkontrastmittel finden sich im Augustdorfer Abwasser. Diesen Mikroverunreinigungen soll es bald an den Kragen gehen. Seit Ende September wird an der vierten Reinigungsstufe der Kläranlage gearbeitet. Vor den Sommerferien soll sie dann fertig sein.

Derzeit herrscht gähnende Leere auf der Baustelle an der Kläranlage. &bdquo;Die Firma fängt erst am 20. Januar wieder mit der Arbeit an", erklärt Gemeindewerke-Leiter Armin Zimmermann. Zu sehen ist bislang eine große Baugrube samt Kran und Bagger. &bdquo;Hier entsteht der Reaktionsbehälter gleich neben dem Nachklärbecken", sagt Dominik Klein vom Ingenieur-Büro HydroCompact aus Blomberg. Es geht sechs Meter in die Tiefe. Doch viel wird davon später nicht zu sehen sein. Das Bauwerk wird nur einen halben Meter aus der Erde ragen. 1

000 Quadratmeter Oberboden müssen für die Baumaßnahme abgetragen werden. Dafür werden nach Fertigstellung im Rahmen des Flächenausgleichs elf Bäume und eine große Magerwiese angepflanzt. Dort, wo jetzt der Kran steht, befindet sich später ein 4,25 Meter hoher und 1,75 Meter breiter Tank mit etwa 4 Tonnen Flüssigsauerstoff. Davon muss zukünftig etwa einmal im Monat neuer angeliefert werden.

Da man für die Arbeit mit dem Flüssigsauerstoff und Ozon besondere Schulungen braucht, hat die Gemeinde mit der Firma Xylem Water Solutions aus Herford einen Wartungsvertrag geschlossen. Mit Hilfe eines Ozon-Generators entsteht dann aus dem flüssigen Sauerstoff Ozon. Dieses gelangt durch eine Rohrleitung zu den Diffusoren ins Abwasser. &bdquo;Die im Abwasser gelösten Inhaltsstoffe werden durch das Ozon aufoxidiert, wobei langkettige Moleküle gespalten werden", erklärt Diplom-Ingenieur Klein. Diese seien dann biologisch abbaubar. Anschließend gelangt das gereinigte Wasser durch eine Freigefällerohrleitung in einen fünf Kilometer weit entfernten Abwasserteich, der bereits auf Schloß-Holter Gebiet liegt.

Dort findet laut Zimmermann der biologische Restabbau statt. Von dort aus fließt das Wasser über den Ölbach schließlich in die Ems. Das war auch der Grund dafür, warum die vierte Reinigungsstufe überhaupt gebaut werden musste. Denn dort erfolgt die Trinkwassergewinnung aus dem Uferfiltrat. Laut der EG-Wasserrahmenrichtlinie ist dafür Sorge zu tragen, dass die für die Trinkwasserversorgung zu nutzenden Wasserkörper geschützt werden, um eine Verschlechterung ihrer Qualität zu verhindern und so den für die Gewinnung von Trinkwasser erforderlichen Umfang der Aufbereitung zu verringern. Dieser Forderung kommen die Gemeindewerke Augustdorf mit dem Bau der vierten Reinigungsstufe nun nach.

Zudem ist die Genehmigung für die Einleitung des geklärten Wassers in den Ölbach im September 2019 ausgelaufen. &bdquo;Wir haben jetzt die Duldung der Einleitung bis zum Ende der Baumaßnahme für die vierte Reinigungsstufe", erklärt Zimmermann. Im Herbst 2019 sei das Abwasser zudem noch einmal beprobt worden. &bdquo;Dabei konnte die Bundeswehr als alleiniger Übeltäter für den Eintrag von Arzneimittelrückständen ausgeschlossen werden", ergänzt der Gemeindewerke-Leiter. Die Mikroverunreinigungen seien in ähnlichen Konzentrationen sowohl im Abwasser der Kaserne, als auch im &bdquo;normalen" kommunalen Abwasser nachgewiesen worden.

Ursprünglich sollte die vierte Reinigungsstufe im vergangenen Jahr bereits fertig gestellt sein. Doch es habe Verzögerungen bei der Auftragsvergabe gegeben. &bdquo;Es ist momentan nicht so einfach Baufirmen zu finden", sagt Zimmermann dazu. Durch die zeitliche Verschiebung zwischen der ersten Kostenermittlung und der Bauausführung sind die Kosten, bedingt durch die rasant gestiegenen Baupreise, von rund 1,2 Millionen Euro auf inzwischen 1,6 Millionen Euro gestiegen. Die Gemeinde hat einen Fördermittelbescheid des Landes Nordrhein-Westfalen in Höhe von 70 Prozent des ursprünglichen Betrages erhalten. Das entspricht rund 825.000 Euro. Den Rest muss sie selbst tragen. Insgesamt habe man daher darauf geachtet, dass es eine relativ kleine Anlage wird und sich unter anderem für Container-Lösungen, statt massiver Gebäude entschieden, so Klein.

Mit der vierten Reinigungsstufe werden sich wie berichtet die Abwasserpreise in Augustdorf erhöhen. &bdquo;Das wird frühestens 2021 passieren. Wir müssen erst einmal die Energie- und Ozonkosten, die auf uns zukommen werden, abwarten", sagt Zimmermann. Eine &bdquo;seriöse Zahl" dazu könne er noch nicht nennen. Nach der Fertigstellung im Sommer muss die Anlage zunächst eingefahren werden. Das wird nach Schätzung von Ingenieur Dominik Klein etwa ein bis zwei Monate dauern. Dann kann sie von der Bezirksregierung abgenommen werden. Vergleichbare Reinigungsanlagen befinden sich in der Nähe nur noch in Bad Sassendorf, Warburg und Espelkamp.

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