Carola Plaß: "Mein Leben spielt sich draußen ab"

Augustdorf. Ab und an bleiben Fußgänger oder Radfahrer vor dem Haus von Carola Plaß stehen. Kein Wunder, die 60-jährige parteilose Bürgermeisterkandidatin könnte Eintritt für ihren großen Garten verlangen, so viel gibt es hier zu entdecken: Figuren von Fröschen und Schildkröten sitzen am Teich, vor einer Holz-Empore dreht sich eine kleine Windmühle und Sonnenblumen, Klatschmohn und Co. locken Bienen und Schmetterlinge an.

&bdquo;Andere gehen Joggen, aber ich brauche das nicht. Ich muss nur buddeln, dann bekomme ich den Kopf frei. Das ist pure Erholung für mich", erklärt die Augustdorferin ihre Leidenschaft für die Gartenarbeit. Für sie sei es daher im eigentlichen Wortsinn auch keine Arbeit, sondern viel mehr ein Hobby, das jedoch nicht nur mit Unkraut jäten und Blumen pflanzen verbunden sei.

Kreativität ist ihr Metier Denn viele Elemente in ihrem &bdquo;Rückzugsort" seien in Eigenregie in ihrer &bdquo;Hobbyscheune" entstanden. So stopft sie schon mal die Kostüme eines Bauernpärchens mit Schaumstoff aus, setzt sie in einen Stuhl und schafft so einen gemütlichen Platz für ihre Katzen. Oder sie gestaltet Figuren aus alten Bettlaken und Beton, nutzt die Servietten-Technik, um Gießkannen kunstvoll zu verzieren und verlegt Solarlampen und Lichterketten, um ihren Garten abends atmosphärisch in Szene zu setzen. &bdquo;Mein Leben spielt sich eben draußen ab", sagt die 60-Jährige.

Kurz gefragt Kreativität sei schon immer ihr Metier gewesen. Bereits in ihrer Jugend habe sie ihre Vorliebe fürs Gestalten entdeckt. Eine Zeit lang habe sie viel mit Modelliermasse gearbeitet, dann kamen Window-Color-Bilder dazu. Als ihre Kinder klein gewesen seien, habe sie viel gestrickt und sei kreativ in der Küche beim Kochen und Backen gewesen. &bdquo;Mittlerweile gestalte ich viel mit Holz, Steinen und allen Materialien, die mir unter die Finger kommen", erzählt die Angestellte bei der Augustdorfer Verwaltung. Das Ergebnis müsse nicht jedem gefallen. Darauf lege sie keinen Wert.

Alter Bauernhof Ihre Tochter (33 Jahre) und ihr Sohn (30 Jahre) leben mittlerweile nicht mehr bei ihr. Carola Plaß ist geschieden und lebt auf ihrem großelterlichen Hof an der Haustenbecker Straße in einer Wohngemeinschaft mit einer Freundin. Mit ihnen leben dort zwei Hunde, zwei Katzen, zehn Wellensittiche und ein paar Goldfische. Landwirtschaft wird auf dem Hof von 1876 nicht mehr betrieben. Vor acht Jahren wurden das Feld und der Acker verkauft. Ein reichlich bestücktes Gemüsebeet ist geblieben. Über die üppige Ernte freuen sich auch die Nachbarn, verrät Plaß.

Doch so alt wie es ist, wirkt das Wohnhaus der Augustdorferin gar nicht. Das mag an dem maritimen weißen Anstrich mit blauen Details liegen. Was hat es damit auf sich? &bdquo;Meine Eltern sind mit uns immer ans Meer gefahren", erinnert sich die Bürgermeisterkandidatin. Das habe sie natürlich geprägt. Oft sei es nach Südfrankreich gegangen. Dazu passt auch eine alte Seeschale, die an dem Weg zur überdachten Terrasse steht. Carola Plaß hat sie mit Kies und Steingewächsen befüllt. In der Mitte trohnt eine Engelsfigur. Plaß selbst ist gläubig und akzeptiert alle Glaubensrichtungen, Orientierungen und Herkünfte, sagt sie.

Blick in die Sennelandschaft Die 60-Jährige sitzt gerne auf der Terrasse mit den alten, gemütlichen Sesseln. Hier sind rote Geranien, Tonfiguren und Krüge dekorativ drapiert. Außerdem hängen zahlreiche bunte Vogelhäuser am Überdach. &bdquo;Da wurde sogar schon mehrfach drin genistet", berichtet sie und freut sich.

Wenn sie nicht mit den Hunden auf der Terrasse kuschelt, sitzt die unabhängige Bürgermeisterkandidatin auf ihrer kleinen, selbstgebauten Aussichtsplattform hinterm Haus. Von dort aus kann sie den weiten Blick in die Sennelandschaft genießen und dem Zwitschern ihrer Wellensittiche lauschen. Für sie sei das entschleunigend genug. Dafür brauche sie nicht weite Wege in den Urlaub auf sich nehmen. &bdquo;Hier im heimischen Garten ist es doch auch schön."

Carola Plaß persönlich Carola Plaß ist in Stukenbrock-Senne aufgewachsen und in Hövelhof zur Schule gegangen. &bdquo;In meiner Kindheit bin ich aber oft ins Augustdorfer Freibad gegangen", erinnert sie sich. In Brackwede hat sie später eine Ausbildung zur Industriekauffrau gemacht. Bis ihre Tochter 1987 geboren wurde, arbeitete sie dort. Drei Jahre später wurde ihr Sohn geboren.

Eine Zeit lang war Carola Plaß dann Hausfrau und Mutter und lebte in Lemgo. 1992 ist sie auf den Bauernhof ihrer Großeltern nach Augustdorf gezogen. Der Hof stammt von 1876 und musste nach einem Brand 1932 wieder aufgebaut werden. 1997 hat Carola Plaß angefangen, bei der Gemeinde Augustdorf zu arbeiten, zunächst im Einwohnermeldeamt. Mittlerweile ist die 60-Jährige geschieden.

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