Nachfrage nach Tieren im Tierheim Bad Salzuflen steigt sprunghaft

Bad Salzuflen. Ob es die mangelnden sozialen Kontakte sind oder die Möglichkeiten, die das Homeoffice bietet: Viele Menschen denken offenbar im Zuge der Corona-Krise darüber nach, sich ein Tier anzuschaffen. Das haben die Mitarbeiter des Tierheims an der Ziegelstraße festgestellt. Eine gute Nachricht ist das nicht unbedingt. Denn es ist in ihren Augen fraglich, ob die Tierliebe immer von Dauer ist.

Sage und schreibe 45 Telefonate hat Tierpflegerin Freddy van der Hoeven am vergangenen Mittwoch geführt, wie sie berichtet. Die Anrufer interessierten sich für Katzen. &bdquo;Auch heute habe ich bereits zehn Anrufer, die auf einen Rückruf warten, obwohl mein Dienst gerade erst begonnen hat", sagt van der Hoeven am Freitagnachmittag beim Ortstermin. Noch nie in ihrer Laufbahn sei die Nachfrage so groß gewesen wie jetzt. Aber nur wenige der Anrufer qualifizieren sich aus Sicht des Tierheims als Halter.

Es kann nicht schnell genug gehen

Van der Hoeven hat beobachtet, dass es vielen mit den Tieren offenbar nicht schnell genug gehen kann. Sie berichtet von Fällen aus den vergangenen Wochen, wo Menschen die Katzen aus dem Heim trotz vorheriger Zusage doch nicht mehr haben wollten. &bdquo;Sie hatten sich bereits anderswo eine Katze geholt, weil es ihnen bei uns zu lange gedauert hat." Der Hintergrund: Im Tierheim wird jede Katze noch einmal vom Tierarzt untersucht, bevor sie das Heim verlässt. &bdquo;Bis wir einen Arzttermin bekommen haben, hat es noch ein paar Tage gedauert, bis dahin wollten die Menschen nicht warten."

Ein weiterer eher unangenehmerer Trend: Viele potenziellen Besitzer wollen ihre Vierbeiner möglichst jung. &bdquo;Wir geben die Katzen erst ab der 13. Woche ab. Viele fragen aber nach Katzenbabys", sagt van der Hoeven. Warum das so ist? Da kann sie nur Vermutungen anstellen. &bdquo;Möglicherweise wollen sie die Tiere für ihre Kinder, die ja momentan auch viel zuhause sind und sich langweilen."

Auch wenn das Tierheim alle Interessenten gewissenhaft prüft, bevor sie ein Tier aus der Einrichtung bekommen und bei Zweifeln eine Absage erteilt – es gibt auch andere Möglichkeiten, sich den Wunsch nach Katze oder Hund zu erfüllen. Und wenn es von sogenannten Vermehrern ist, wie Tierpflegerin und Hundetrainerin Melanie Vogt berichtet. Dabei handelt es sich um unseriöse Züchter, bei denen die Tiere oft unter haarsträubenden Bedingungen aufgezogen werden. Vogt fürchtet, dass viele der Vierbeiner, die sich Menschen nun unüberlegt ins Haus holen, nach der Corona-Krise wieder abgegeben werden.

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Tierheims wollen dieses Schicksal zumindest für die eigenen Tiere ausschließen. &bdquo;Wir versuchen, noch besser abzuwägen, ob Mensch und Tier tatsächlich zusammenpassen", sagt van der Hoeven. Sie und Melanie Vogt wollen niemanden entmutigen, der während der Corona-Krise festgestellt hat, dass ein Tier Platz in seinem Leben haben könnte. Aber sie raten dringend, sich über die Konsequenzen klar zu sein. &bdquo;Corona dauert vielleicht noch ein paar Monate, ein Tier hat man ein ganzes Leben lang", sagt van der Hoeven. Und Melanie Vogt merkt an: &bdquo;Was ist, wenn das Homeoffice nicht mehr im Home ist, sondern wieder im Büro? Wo bleiben die Tiere dann?"

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