Kontroverse über Luftfilter in Klassenräumen

Bad Salzuflen. 90 Millionen Euro Fördergelder hat das Land NRW seinen 400 Kreisen, Städten und Gemeinden für den Kauf von Luftfiltern für Klassenräume zur Verfügung gestellt. Drei Millionen Euro davon sind laut Mitteilung aus Düsseldorf erst abgerufen worden.

Allein dies zeigt, wie schwer sich Schulträger mit der Entscheidung tun, ob sie Luftfilter in Klassenräumen zum Schutz vor Corona kaufen und wenn ja, welche Technik und welches Modell zur Anwendung kommt. Auch in Bad Salzuflen gibt es eine Kontroverse zum Thema. &bdquo;Es hakt bei den Grundschulen", bringt es Michael Böttcher (SPD), Vorsitzender des Bildungsausschusses, auf den Punkt.

Unzweifelhaft ist, dass die kalte Jahreszeit naht. Im vergangenen Corona-Winter froren Schüler in ihren Klassenräumen, weil mehrfach in jeder Unterrichtsstunde stoßgelüftet werden musste. Daran wird sich aller Voraussicht nach auch in der vierten Corona-Welle nichts ändern. Etwas weniger gelüftet werden müsste, wenn sich im Klassenraum Luftfilter befänden, sagt Uschi Westphal-Niebur. Sie ist Leiterin der Grundschule Wüsten und Sprecherin der Leitungen der sieben Bad Salzufler Grundschulen. &bdquo;Ich sehe die Kinder schon wieder in dicken Jacken und mit Schals vor mir sitzen. Dabei macht schon das dauerhafte Tragen der Maske den Unterricht und die Kommunikation untereinander viel schwerer."

"Gefährliche" Fenster

Dazu komme ein nicht unerhebliches Verletzungsrisiko durch weit geöffnete Fenster. &bdquo;Bei uns in Wüsten gehen sie nach innen auf und reichen so weit in den Klassenraum hinein", so Westphal-Niebur. Ihre Kollegen und sie versprechen sich von der Anschaffung von Luftfiltern einen etwas normaleren Unterricht. &bdquo;Es würde schon viel bringen, wenn der Raum im Winter nicht immer so derart auskühlen würde." Zudem wünschten sich auch Eltern eine technische Lösung. &bdquo;Es gibt einfach auch ein größeres Gefühl der Sicherheit."

Zumal, und das ist der große Unterschied zu den weiterführenden Schulen, die Kinder von Grundschulen wegen ihres Alters noch nicht geimpft werden können. Das empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) aktuell erst ab zwölf Jahren. Die Verwaltung hat alle Unterrichtsräume in allen Bad Salzufler Schulen von einem externen Techniker untersuchen lassen.

Das Ergebnis: Fast alle Räume lassen sich problemlos durch das Öffnen von Fenstern lüften. Nur wenige fallen laut Fachbereichsleiterin Katja Mönnigmann-Steinbeck in die sogenannte &bdquo;Kategorie 2" des Umweltbundesamtes: &bdquo;Räume mit eingeschränkter Lüftungsmöglichkeit". Für alle der zur Kategorie 2 zu zählenden Räume – zum Beispiel innenliegende Fachräume in der Gesamtschule Aspe – prüft der städtische Fachdienst Hochbau technische Lösungen. Räume, die nicht zu belüften sind und die vom Umweltbundesamt damit zur Kategorie 3 zu zählen sind, gibt es laut Mönnigmann-Steinbeck in Bad Salzufler Schulen nicht.

Ernüchternder Test

Während einer Schulleiter-Runde im Rathaus sind zwei verschiedene mobile Luftfilter vorgestellt worden. Das Ergebnis laut Mönnigmann-Steinbeck: &bdquo;Die Geräte bringen nicht das, was wir uns für einen Klassenraum erhoffen. Die sachgerechte Handhabung und die Wirkung sind nicht überprüfbar. Außerdem sind die Geräte ab einem bestimmten Level sehr laut. Sie würden den Unterricht massiv stören."

Die Stadt wolle daher für Schul- und Unterrichtsräume grundsätzlich andere technische, stationäre und nachhaltige Lösungen finden, wie sie beispielsweise in den Nachbarstädten Herford und Bielefeld geprüft würden.

Keine Corona-Hotspots an Schulen

Zum Glück habe es sich zudem bisher gezeigt, dass der Unterricht in den Schulen offenbar kein großes Corona-Ausbruchsrisiko darstelle. &bdquo;Bisher gab es an all unseren Schulen nur Einzelfälle und keine Ausbildung von Clustern", so Mönnigmann-Steinbeck. Aktuell werden die Kinder und Jugendlichen an den weiterführenden Schulen drei Mal (Antigen-Schnelltests) und an den Grundschulen zwei Mal (Lolli-Tests) pro Woche auf eine Corona-Infektion untersucht. Bei einem positiven Befund muss inzwischen nur noch der betroffene Schüler in Quarantäne und nicht mehr zusätzlich auch noch die Kontaktpersonen.

Dass mobile Luftfilter generell nichts bringen oder für den Unterricht zu laut sind, will Schulleiterin Uschi Westphal-Niebur so pauschal nicht stehen lassen. Sie hat sich persönlich in Lemgo verschiedene Geräte angeschaut. &bdquo;Diese Modelle haben mich überzeugt. Sie sind verhältnismäßig leise. Dazu verfügen sie über einen Sensor und stellen darüber die Lüftungsintensität automatisch ein." Die Sprecherin der Bad Salzufler Grundschulleitungen appelliert an Stadt und Politik, Geräte anzuschaffen.

Auch das Argument, Corona sei möglicherweise im kommenden Frühjahr kein großes Problem mehr, ist für sie keines. &bdquo;Luftfilter helfen auch Allergikern oder Asthmatikern und schützen vor Grippe-Viren. Und wer weiß, was nach Covid-19 kommt?", sagt Westphal-Niebur. In der jüngsten Sitzung des Bildungsausschusses habe sie allerdings nicht erlebt, dass die Politik den Grundschulen zur Seite gesprungen ist. &bdquo;Das war schon enttäuschend."

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