Das sind die Pläne des neuen Tierheim-Vorstands in Salzuflen

Bad Salzuflen. Dr. Jürgen Krüll ist seit Anfang November neuer Vorsitzender des Tierschutzvereins Bad Salzuflen-Lemgo, der das Tierheim an der Ziegelstraße unterhält. Im Interview spricht Krüll über die kommenden Aufgaben, was ihn antreibt und seine Hoffnungen für die nähere Zukunft.

Herr Dr. Krüll, Sie übernehmen den Vorsitz des Tierschutzvereins Bad Salzuflen-Lemgo in einer schwierigen Zeit. Welche Auswirkungen hat Corona aufs Tagesgeschäft?

Dr. Jürgen Krüll : Die Prozesse sind aufwendiger. Wir haben 3G-Kontrollen, wir arbeiten nur noch mit Terminvergaben für Besucher. Und auch, wenn es darum geht, ein paar Leute zusammen zu holen, um Arbeiten an den Gebäuden durchzuführen, wird das schwieriger.

Es gibt die Befürchtung, dass viele Menschen neu angeschaffte Tiere wieder abgeben werden, wenn die Homeoffice-Regelung ausläuft und die Zeit für die neuen Mitbewohner fehlt...

Momentan können wir das noch nicht beobachten. Aber ich kann natürlich nicht ausschließen, dass das noch passiert.

Auch fernab von der Corona-Krise gibt es viele wortwörtliche Baustellen im Tierheim. Welche Reparaturen stehen aus Ihrer Sicht an?

Das sind eine Menge. Zum Beispiel brauchen wir dringend eine zweite Bitumschicht auf dem Dach des Hundehauses. An der Heizungsanlage und der Elektrik besteht Handlungsbedarf. Aber wir müssen auch bauliche Veränderung vornehmen, weil es beispielsweise neue Vorgaben zur Haltung von Hunden gibt. Auch das Tor zum immer stärker befahrenen Werre-Radweg müsste zurückgesetzt werden.

Wie stellt sich die derzeitige finanzielle Situation des Tierheims dar?

Die ist angespannt. Aufgrund von Corona konnten wir längere Zeit keine Tierheimfeste, Basare oder den Tag der offenen Tür mehr veranstalten. Da haben wir durchaus immer gute Ergebnisse beim Geld einsammeln gehabt. Das ist schon mal eine Einnahmequelle, die fehlt. Hinzu kommen noch konkurrierende Ereignisse wie die Flut, wo ja auch um Spenden für die Opfer gebeten wird. Das erleichtert unsere Situation natürlich nicht.

Sehen Sie Möglichkeiten, mehr Geld einzuwerben?

Wir haben gute Erfahrungen damit gesammelt, projektbezogen Gelder zu sammeln. Wenn Tiere zum Beispiel eine aufwendige medizinische Versorgung benötigen oder medizinisches Spezialfutter, klappt das Sammeln über die sozialen Medien ganz gut, weil die Menschen dann ganz genau wissen, wofür sie sich engagieren. Das kann vielleicht auch bei anderen Maßnahmen funktionieren. Eine meiner Stellvertreterinnen aus dem Vorstand wird sich genau um solche Dinge kümmern. Wir wollen wieder aktiver für unsere Zwecke werben. Aber Geld ist nicht alles. Wir brauchen auch Menschen, die uns helfen, beispielsweise die Außenanlagen zu pflegen.

Nicht nur Sie, sondern auch Ihre beiden Stellvertreterinnen sowie andere Posten sind neu besetzt worden. Haben Sie sich als Team schon gefunden?

Es hat auf vielen Posten Veränderungen gegeben. Wir haben jetzt eine fach- und sachkundige Besetzung und in dem Rahmen sind die Aufgaben verteilt. Die Herausforderungen, die wir vor uns haben und die entsprechenden Menschen, die sich kümmern, passen zusammen. Ich bin zuversichtlich, dass wir etwas bewegen.

Kurz nach Ihrer Wahl zum Vorsitzenden sagten Sie, es gebe viel zu tun. Was genau meinten Sie damit?

Im Grunde ist es das, was wir schon besprochen haben. Wir müssen liquider werden, die Finanzen sind die Grundlage für alles. Weiter haben wird Handlungsbedarf an den Anlagen und wir müssen auch organisatorische Sachen anpacken. Bisher arbeiten wir im Grunde noch nach dem Karteikastenprinzip. Da müssen wir digitaler werden, auch das gehört zu den Aufgaben, die wir uns gestellt haben.

Wie stark wollen Sie sich selbst vor Ort einbringen? Ihre Vorgängerin, die bereits in Rente war, hat ja beispielsweise auch Telefondienste übernommen. Nun sind Sie aber voll berufstätig und wohnen in Bielefeld...

Ich möchte mich so viel wie möglich und so viel wie notwendig einbringen. Das ist am Anfang sicher mehr, und das ist auch aktuell der Fall. Die Wochenenden sind quasi verplant, die Abende auch.

Was treibt Sie an, das Ehrenamt neben Ihrem Job zu machen?

Ich möchte einen Beitrag zum Erhalt des Tierheims leisten und für die Menschen, die dort arbeiten. Das ist mein Antrieb.

Bisher gibt es keine Geschäftsführung oder Gesamtleitung des Tierheims. Soll das geändert werden, um Prozesse besser steuern zu können?

Grundsätzlich ist das ein richtiger Gedanke und eine Sache, die sicher hilfreich wäre. Momentan können wir so etwas nicht finanzieren. Perspektivisch ist das vielleicht denkbar. Aber mit den Themensetzungen in Vorstand und Verwaltungsausschuss und den Leitungen von Kleintier-, Katzen- und Hundehaus sind wir organisatorisch so aufgestellt, dass wir das auch leisten können und natürlich werde auch ich koordinieren.

Es soll gewisse Spannungen zwischen dem Katzen- und dem Hundehaus geben, das eine oder das andere fühlt sich zurückgesetzt. Was ist da Ihre Wahrnehmung?

Für eine solche Wahrnehmung gibt es aus meiner Sicht keinen Grund. Der Tierschutzverein hatte früher einen Vorstand fürs Katzenhaus und einen fürs Hundehaus. Das haben wir nicht mehr. Wir haben einen Vorstand für das gesamte Tierheim. Wir sind ein Haus und so verstehen wir uns auch. Der Vorstand sieht das Tierheim als Ganzes. Wir müssen alle an einem Strang ziehen.

Dem Vernehmen nach ist die Stimmung innerhalb des Tierschutzvereins auch nicht die beste. So soll es auf der Sitzung zur Vorstandswahl recht laut geworden sein. Können Sie das bestätigen?

Ich bestätige Ihnen, dass wir lebhaft diskutiert haben. Aber Tierschutz hat ja auch immer etwas mit Emotionen zu tun.

In zwei Jahren stehen wieder Vorstandswahlen an. Wo würden Sie mit dem Tierheim dann gerne stehen?

Ich hätte gerne eine solide Infrastruktur, solide Arbeitsprozesse und eine gesunde finanzielle Basis, die uns eine gute Versorgung der Tiere ermöglicht und uns auch ein bisschen Handlungsfreiheit verleiht. Ich wünsche mir, dass wir als Team gut zusammenarbeiten und Unterstützung erfahren.

Persönlich Dr. Jürgen Krüll engagiert sich seit 2019 ehrenamtlich als &bdquo;Gassigeher" im Tierheim Bad Salzuflen, vor Kurzem hat er die Webseite des Tierschutzvereins Bad Salzuflen-Lemgo neu gestaltet. Krüll ist gelernter Tischler und hat später Volkswirtschaftslehre studiert und promoviert. Er lebt mit seiner Frau in Bielefeld-Brake und arbeitet für einen Automobilkonzern. Das Paar lebt mit drei Hunden zusammen, die alle aus dem Salzufler Tierheim stammen.

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