Bad Salzuflen. Anfang Juli ist Jan Lucas Frijns zum neuen Vorsitzenden der Jungen Liberalen („JuLis“) in der Kurstadt gewählt worden. Was er sich vorgenommen hat und welche Themen die Jugendorganisation der FDP künftig angehen will, erzählt er im Interview.
Drei misslungene Landtagswahlen, sinkende Umfragewerte... für die FDP läuft es auf Bundes- und Landesebene gerade nicht so gut. Wie viel Spaß macht es da aktuell, Vorsitzender der FDP-Jugendorganisation in Bad Salzuflen zu sein?
Jan Lucas Frijns: Es macht schon Spaß, weil man mit Leuten in Kontakt ist, die uns inhaltlich nach vorne bringen wollen.
Warum ist die FDP für Sie nach wie vor die richtige Partei?
Jan Lucas Frijns: Ich finde die Werte, die die FDP vertritt, generell sehr gut. Individualismus, Freiheit und Chancengleichheit sind in einer modernen Gesellschaft sehr wichtig. Aber es geht auch um Offenheit für andere Lebensformen, Geschlechter und Sexualitäten. Die Freiheit des Einzelnen steht im Vordergrund, das ist auch mir sehr wichtig.
Offenheit für andere Geschlechter... Im Vorstand der Salzufler JuLis sitzen aktuell ausschließlich Männer.
Jan Lucas Frijns: Die Frauenquote ist bei uns tatsächlich deutlich ausbaufähig. Das ist ein Problem, an dem wir arbeiten müssen, sowohl im Vorstand als auch bei den aktiven Mitgliedern.
Wie könnte das aussehen?
Jan Lucas Frijns: Man könnte künftig vielleicht Themen aufgreifen, die eher weiblich orientiert sind – etwa das Thema Gesundheit. Ich denke, wir müssen Themen auswählen, die alle ansprechen.
Zuletzt war es zudem relativ ruhig um die „JuLis“ in Bad Salzuflen.
Jan Lucas Frijns: Öffentlich ist dieser Eindruck vielleicht entstanden, aber intern haben wir meiner Meinung nach einen relativ großen Schritt gemacht, und es fanden auch sehr viele Veranstaltungen statt. Vor allem mit Blick auf meine Vorgänger, die diesen Verband aus dem Nichts gegründet haben. Längst nicht jede Stadt hat einen Ortsverband, und das finde ich sehr beachtlich. Natürlich ist immer noch Luft nach oben, aber man muss auch mal die Leistung der vergangenen Jahre und der ehemaligen Vorsitzenden sehen.
In deren Fußstapfen sind Sie jetzt ganz frisch getreten. Was haben Sie sich vorgenommen?
Jan Lucas Frijns: Wir haben beim jüngsten Ortskongress drei Anträge beraten, den ersten wollen wir nach der Sommerpause in die FDP-Fraktion einbringen. Darin geht es um das Thema Bürgerbeschwerden. Die sollen künftig zunächst im jeweiligen Ortsausschuss beraten werden, bevor sie an die Verwaltung gehen.
Zudem ging es um die ICE-Anbindung.
Jan Lucas Frijns: Lippe ist aktuell nicht an den ICE angebunden, und das möchten wir ändern. Der öffentliche Nahverkehr muss konkurrenzfähig sein, und das ist er aktuell nicht.
Und das dritte Thema?
Jan Lucas Frijns: Dabei geht es um die Technologieoffenheit und den EU-Beschluss, den Verbrennungsmotor abzuschaffen. Das unterstützen wir nicht. Wir haben in den vergangenen Jahren die Verbesserung der Motoren gesehen, alles wurde effizienter. Heute kann man zum Beispiel auch E-Fuels, also synthetische Kraftstoffe, nutzen. Die haben keinen oder einen sehr geringen Schadstoffausstoß.
Klimaschutz ist also nicht so Ihr Steckenpferd, oder wie ist das zu verstehen?
Jan Lucas Frijns: Aber es ist ja Klimaschutz – nur ohne Ideologien. Denn ein E-Fuel ist auch klimaneutral. Wir sehen das als Chance an.
Thematisch passt da der Streitpunkt Tempolimit ganz gut dazu. Darüber wird gerade kontrovers diskutiert, die FDP auf Bundesebene ist dagegen. Wie stehen Sie dazu?
Jan Lucas Frijns: Man kann darüber diskutieren, aber ich finde es ehrlich gesagt fehl am Platz. Es gibt deutlich bessere Alternativen, um das Klima zu schützen. Denn das Tempolimit bringt mit Blick auf die CO2-Reduktion weniger als auf E-Fuels, Wasserstoff oder elektrische Fahrzeuge zu setzen. Das ist zukunftsorientiert. Man sollte das Klima über Innovationen und nicht über Verbote schützen.
Zurück zu den hiesigen Anträgen. Die FDP hat in Bad Salzuflen aktuell nur vier von insgesamt 62 Ratssitzen. Wie stehen da die Chancen, überhaupt eigene Themen umzusetzen?
Jan Lucas Frijns: Ich glaube nicht, dass es auf die Mehrheitsverhältnisse ankommt, sondern vielmehr auf die Themengebiete. 2019 ging es uns zum Beispiel um das freie WLAN an Schulen, was auf einen Antrag der FDP zurückging. Auch kleine Fraktionen können Anträge durchsetzen – wenn sie gut sind.
Und wie steht es um die Themen, die gerade den jungen Mitgliedern am Herzen liegen?
Jan Lucas Frijns: Dafür ist es sehr gut, dass wir vier Junge Liberale in der Fraktion sitzen haben, das ist auch nicht selbstverständlich. So können wir unsere Themen direkt in die Fraktion einbringen.
Könnte man nicht auch mal überlegen, sich mit den Jugendorganisationen anderer Parteien zusammenzutun, um gemeinsam etwas für junge Salzufler zu bewegen?
Jan Lucas Frijns: Ich finde es sehr gut, da in den Diskurs zu kommen. Wir haben das im letzten Jahr schon mal versucht, aber die Junge Union hat leider kurzfristig abgesagt. Wir arbeiten daran, dass vielleicht noch mal zu versuchen, denn ich finde den Austausch untereinander sehr wichtig. So hat man auch mal einen anderen Standpunkt und kann über kontroverse Themen diskutieren.
Wo sehen Sie die Stadt in fünf Jahren?
Jan Lucas Frijns: Das ist schwer zu sagen. Aber ich möchte auf jeden Fall alles tun, um mit den „JuLis“ und der FDP-Fraktion innovative Anträge zu verfassen und die Stadt generell zu modernisieren und nach vorne zu bringen.
Persönlich
Jan Lucas Frijns ist 19 Jahre alt und lebt in der Kernstadt. Sein Abitur hat er am Rudolph-Brandes-Gymnasium gemacht, aktuell studiert er im ersten Semester an der Fachhochschule Bielefeld Betriebswirtschaftslehre.
Bei den Salzufler Jungen Liberalen in ist er seit Oktober 2020 Mitglied, bei der FDP seit der Bundestagswahl im vergangenen Jahr. Seit Februar diesen Jahres engagiert er sich zudem in der Salzufler FDP-Ratsfraktion. In seiner Freizeit geht er gerne ins Fitnessstudio und interessiert sich für die Formel 1.
Der hiesige Ortsverband der „JuLis“ zählt aktuell 20 Mitglieder. Getroffen wird sich regelmäßig, die „JuLis“ sind auf Instagram zu finden.