Fokus setzen, moderner werden: Diese beiden sorgen im Salzufler Vitalzentrum für frischen Wind

Bad Salzuflen. Im Becken nebenan findet gerade eine Bewegungseinheit im warmen Solewasser statt, fürs Foto huschen Anna Lisa Davidovic und Volker schnell vorbei. Seit gut zwei Monaten leiten die beiden das Vitalzentrum an der Salinenstraße, Davidovic ist vor allem für das operative Geschäft zuständig. Was sie mit dem Haus vorhaben, verraten sie im Interview.

Frau Davidovic, Herr Stammer, normalerweise arbeiten Sie bei den Stadtwerken und damit im Bereich der Energieversorgung zusammen, jetzt sitzen Sie hier als Führungsspitze des Vitalzentrums in einer ganz anderen Sparte, nämlich dem Gesundheitsbereich.

Volker Stammer: Hier im Vitalzentrum sind wir aktuell für Führung und Management zuständig. Diese Aufgabe ist ein Stück weit unabhängig vom Gesundheitssektor. Zudem haben wir hier ein gut eingespieltes und fachlich kompetentes Team – es geht sowieso nur gemeinsam.

Sie sprechen in erster Linie von Managementaufgaben. Ist die Arbeit der bei den Stadtwerken denn recht ähnlich oder gibt es große Unterschiede?

Anna Lisa Davidovic: Die Instrumente, mit denen wir arbeiten, sind erst einmal branchenunabhängig. Man kennt, beherrscht sie und kann sie hier gut einbringen. Aber natürlich gibt es hier andere Rahmenbedingungen als bei der Energieversorgung, wir haben andere Schnittstellen, etwa zu den Krankenkassen. Das ist schon ein etwas anderes Arbeiten.

Sie beide arbeiten schon jahrelang zusammen. Sie, Herr Stammer, haben Frau Davidovic gebeten, mit Ihnen die Aufgaben im Vitalzentrum anzugehen.

Stammer: Weil ich auch viele andere Aufgaben habe und vor allem, weil es schon mal sehr gut während der Interimsphase funktioniert hat. Von Mai 2021 bis März 2022 war Frau Davidovic hier als kommissarische Leitung tätig, hat sich schon eine hohe Anerkennung in der Belegschaft erworben und hatte sich auch operativ sehr gut eingefunden. Damit haben wir nun wieder ein bewährtes Team.

Sie haben beide schon einen Fulltime-Job bei den Stadtwerken. Ist das jetzt nicht eine immense Arbeitsbelastung?

Stammer: Ich bin sehr dankbar, dass Frau Davidovic nur für diese Stelle hier von Teil- auf Vollzeit aufgestockt hat. Sonst wäre es sicher nicht machbar gewesen. Für mich selbst ergeben sich Synergien, zudem bin ich eher auf der Managementebene tätig und damit operativ weniger stark eingebunden. Aber man muss sich schon ein wenig umstrukturieren, was andere Ämter und Verantwortung angeht.

Davidovic: Ich widme etwa ein Drittel meiner Arbeitszeit dem Vitalzentrum, bin an zwei Tagen pro Woche vor Ort. Als Belastung empfinde ich die Aufgabe aber gar nicht. Ich brauche Vielfalt und Veränderung – daran wachse ich und kann mich weiterentwickeln. Nach gut zwei Monaten kann ich sagen: Es läuft ganz gut.

Herr Stammer, Sie kommen aus der Betriebswirtschaft, Frau Davidovic aus dem kaufmännischen Bereich. Sind Sie da denn die Richtigen, um ein &bdquo;Haus der Gesundheit“ zu führen?

Stammer: Ich glaube, dass wir uns, gerade wenn es um Organisation und Herausforderung geht, relativ zügig in neue Sachverhalte einfügen können. Ich könnte hier keine Physiotherapiestunde leiten (lacht). Aber Ideen entwickeln und Impulse setzen, das kann man auch, wenn man inhaltlich ein wenig weiter weg ist. Da kommt einem auch die eigene Erfahrung zugute.

Davidovic: Branchenfremd zu sein, kann auch Vorteile haben – man ist nicht so betriebsblind. Man kann tausende Fragen stellen und allein dadurch erhält auch die Belegschaft einen neuen Blick auf Prozesse. Gerade wenn man schaut, was es hier an Neuentwicklungen braucht, ist es wichtig, komplett frei zu denken. Kommt man nicht aus der Branche, bringt man hierfür viel Kreativität mit, ohne direkt an mögliche Hürden zu denken.

Stammer: Und wir schauen, was zum Haus passt, ohne nur etwas zu kopieren, was man bei einem anderen Unternehmen vielleicht schon gemacht hat.

Zuletzt sind einige Bewerbungsrunden, bei denen eine neue Leitung für das Vitalzentrum gesucht wurde, gescheitert – man fand einfach nicht die richtige Besetzung. Herr Feiler meinte, es brauche jemanden, der einerseits die gesundheitswissenschaftliche Komponente mitbringe, andererseits aber auch fit um Umgang mit den kassenärztlichen Verbänden sei. Bringen Sie diese Kompetenzen mit?

Davidovic: Ich denke, Herrn Feiler ging es da eher um die klassische Leitung, wie es sie schon früher immer gab. Wir gehen an das Thema aber anders ran: Wir wollen Potenzial erkennen und es erfolgsbringend für das Unternehmen umsetzen.

Stammer: Bei einer Stellenbesetzung bekommt man nie alles, was man sich vorab ausmalt – es gibt Schwerpunkte, die man mitbringt und solche, die man entwickelt. Uns ein Netzwerk zu erarbeiten, Kontakte zu suchen und zu halten, das werden wir uns erarbeiten müssen und da sind wir schon dran. Aber das müsste jeder andere auch tun.

Sie würden aber sagen, dass Sie für den Job qualifiziert sind?

Davidovic: Das sehe ich so, ja. Aber letztendlich werden das andere bewerten.

Warum sind Sie Ihrer Meinung nach die Richtige für die Stelle?

Davidovic : Weil ich hier im Haus die Zusammenhänge von Aufgaben und Abläufe transparenter mache, um sie dann wieder zu einem sinnvollen großen Ganzen zusammen zu fügen. Ich bringe Impulse fürs Team und das Unternehmen mit, um es weiterzuentwickeln und am Markt neu zu positionieren.

Als Sie das Vitalzentrum interimsmäßig führten, gab es noch die &bdquo;alte“ Staatsbad GmbH – inzwischen ist der Großteil der Mitarbeiter zur Stadt umgesiedelt und die aktuelle GmbH besteht nur noch aus dem Vitalzentrum. Ein Vorteil?

Stammer: Wir sind nun im Kern das Vitalzentrum, der Markenkern liegt quasi da, alles ist viel konzentrierter. Wir können uns nun viel stärker präsentieren, weil wir nicht mehr neben Konzerthalle, Wandelhalle, Kurhaus und Co. bestehen müssen. Daraus jetzt die Qualität weiter zu entwickeln, ist das Spannende und Reizvolle.

Im Moment erarbeiten Sie dafür ein Konzept, das bis Ende des Jahres fertig sein soll. Erst dann wird klar sein, wohin die konkrete Reise mit dem Vitalzentrum gehen wird.

Davidovic: Dieses Jahr geht es uns zunächst einmal darum, Informationen zu sammeln. Aber: Wir werden definitiv einen Markenrelaunch vornehmen. Denn aktuell verbindet man das Vitalzentrum vor allem mit Kurgästen. Dass es auch für Einheimische interessant ist, ist vielen gar nicht bekannt.

Man hat es also in 26 Jahren nicht geschafft, das Vitalzentrum in den Köpfen der Salzufler zu etablieren?

Stammer: Das ist auf jeden Fall noch ausbaufähig.

Davidovic: Es war hier zuletzt alles etwas stärker auf Tourismus ausgelegt.

Im Moment gibt es hier eine riesige Menge an Angeboten. Wie geht es damit weiter?

Davidovic: Erst einmal müssen wir die Vielzahl der Angebote betriebswirtschaftlich prüfen und überlegen, was davon Sinn für die Zukunft macht. Vielleicht muss man sich von Angeboten lösen, die nicht zielführend sind. In diesem Prozess befinde ich mich gerade.

Stammer: Wichtig ist, nicht alles anzubieten, sondern Schwerpunkte zu setzen. Wofür steht das Vitalzentrum? Die einfachen Botschaften sind oft die, die hängen bleiben. Wir haben auf jeden Fall schon ein paar Trendthemen im Hinterkopf, die wir bedienen wollen. Für das konkrete Konzept brauchen wir aber ein wenig Zeit. Und auch die Abstimmung mit dem Aufsichtsrat.

Davidovic: Es soll aber auch nicht der Eindruck entstehen, wir drehen jetzt das Ruder komplett um und gehen weg vom traditionellen Geschäft. Aber dass sich etwas verändern soll und wir uns weiterentwickeln wollen, das kann man schon sagen. Es ist bislang noch nicht gelungen, aus diesem ganzen Angebotspaket von Sole über Kneipp bis hin zu den Kursen und Kompaktkuren ein klares Bild zu formen. Den Menschen muss klar sein, was der Sinn des Vitalzentrums ist.

Stammer: Daher brauchen wir auch, was die Namensgebung angeht, etwas Treffendes. Man muss am Namen erkennen, welche Qualitätsversprechen man hier bekommt. Auch der Name &bdquo;Vitalzentrum“ steht daher auf dem Prüfstand.

Seit Mitte 2021 sind die ambulanten Badekuren wieder Pflichtleistung der Kassen – steigt seitdem die Nachfrage?

Davidovic: Einen Hype stellen wir nicht fest, die Nachfrage ist etwa gleich geblieben. Insgesamt ist auch noch Luft nach oben, bis wir wieder auf dem Besucherniveau von vor Corona sind. Man merkt aber, dass aktuell zum Thema Erschöpfung und auch im Präventionsbereich die Nachfragen steigen.

Welche Bedeutung hat das Vitalzentrum für den Gesundheitsstandort Bad Salzuflen?

Stammer: Es ist schon heute bedeutend, auch wenn die Leistungen noch nicht allen so bekannt sind. Bei all den Ideen, die man im Zuge des Gesundheitscampus für den Gesundheitsstandort noch hat, wird das Vitalzentrum eine noch wesentlichere Rolle spielen und an Bedeutung gewinnen.

Davidovic: Aus meiner Sicht ist dafür alles da, man muss es nur neu und moderner interpretieren und die Angebote fokussieren. Von daher ist das Vitalzentrum total wichtig für den Standort Bad Salzuflen. Und: Das Vitalzentrum ist der Ort, wo ich die Heilkraft der Sole in Form von Solebädern oder im Bewegungsbad erfahren kann. Und das ist das, was Bad Salzuflen ausmacht.

Persönlich Volker Stammer ist 51 Jahre alt, hat zwei Söhne und lebt in Bad Salzuflen. 2004 kam der Diplom-Ingenieur und Betriebswirt als Technischer Leiter zu den Stadtwerken, seit 2009 ist er Geschäftsführer.

Anna Lisa Davidovic ist 44 Jahre alt, verheiratet, hat drei Söhne und lebt in Herford. Seit 2005 ist die gelernte Diplom-Kauffrau bei den Stadtwerken beschäftigt und hat hier unter anderem Vertrieb und Controlling geführt. Seit 2009 ist sie Leiterin für Marketing und Unternehmenskommunikation, seit 2020 verantwortet sie zudem die beiden Bäder.

Mit Kurdirektor und städtischem Beigeordneten Michael Feiler leitet Volker Stammer seit Ende 2022 die Staatsbad Salzuflen GmbH und damit das Vitalzentrum als Co-Geschäftsführer. Anna Lisa Davidovic ist seit 1. Februar offizielle Leitung und Prokuristin.

Das Vitalzentrum mit seinen derzeit gut 30 Mitarbeitern wurde 1997 als &bdquo;Haus der Gesundheit“ gegründet. Bis 2011 hießt es &bdquo;RehaVital“. Im Vor-Corona-Jahr 2019 kamen insgesamt 6794 Besucher, 2022 waren es 5243.

Welche Großbaustelle aktuell zudem im Vitalzentrum läuft und welch große Schäden kleine Salzkörner anrichten können, lesen Sie hier.

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