Filigrane Arbeit mit Zahnbürste: Orgelbauer überholt Kirchenorgel in Bad Salzuflen

Bad Salzuflen. In der Auferstehungskirche am Gröchteweg in Bad Salzuflen wird derzeit ein Stück Klanggeschichte zerlegt: Die Orgel aus dem Jahr 1966 erhält eine umfassende Generalüberholung. Orgelbauer Axel Birnbaum und Werner Ullrich, Metallpfeifenmacher im Orgelbau von der Firma Beckerath in Hamburg, arbeiten seit einigen Wochen daran, die &bdquo;Königin der Instrumente“, wie die Orgel genannt wird, in alle Einzelteile zu zerlegen, zu reinigen und technisch zu erneuern.

&bdquo;Wir sprechen hier nicht nur von einer Reinigung“, betont Birnbaum. &bdquo;Über die Jahrzehnte lagert sich Staub ab, Material verändert sich, Lederdichtungen werden porös. Das führt dazu, dass Pfeifen verstimmt klingen oder gar nicht mehr ansprechen.“ Um die empfindlichen Bauteile zu schonen, werden manche Pfeifen sogar mit einer Zahnbürste gereinigt.

Luft und Mechanik Besonders das Zusammenspiel von Luft und Mechanik sei entscheidend, erklärt Birnbaum: &bdquo;Luft wird zu Wind geschöpft. Dieser Wind treibt die Pfeifen an – das System muss dicht und beweglich bleiben. Wenn irgendwo Luft entweicht, verliert die Orgel buchstäblich ihre Stimme.“

Auch die Windanlage hatte zuletzt Probleme bereitet. &bdquo;Da waren schlicht Löcher drin“, sagt Birnbaum. &bdquo;Das hat nur noch notdürftig funktioniert.“ Jetzt werde das komplette System erneuert – bis hin zum feinen Gewebetuch, das den Windkanal abdichtet. &bdquo;Das sieht man kaum, aber wenn es brüchig wird, merkt man es sofort am Klang.“

Neben der technischen Arbeit geht es auch um klangliche Anpassungen. &bdquo;Wir nehmen kleine Modifizierungen vor“, so Birnbaum. &bdquo;Es entsteht kein neuer Klang, aber wir passen die Intonation an heutige Hörgewohnheiten und an die Raumakustik an. Über Jahrzehnte verändert sich das schleichend, ohne dass man es sofort merkt.“

Nach Australien und Japan Orgelbauer Birnbaum erklärt auch seinen Beruf: &bdquo;Die Spezialisierung liegt fast immer auf Kirchenorgeln. Jedes Instrument ist ein Unikat, angepasst an den Raum. Ich hatte früher Orgelunterricht als Hobby – das ist nicht die Regel, aber es hilft sehr. Viele Projekte kann man nur als Team stemmen, alleine ist das kaum möglich.“ Seine Aufträge haben ihn schon bis nach Australien und Japan geführt, wo er ebenfalls Kirchenorgeln überholt hat, allerdings in ganz anderen Raumverhältnissen. &bdquo;Dort gehen bis zu 1000 Leute in den Gottesdienst.“

Pfarrerin Steffie Langenau sieht in der Sanierung ein wichtiges Zeichen für die evangelisch-lutherische Gemeinde. &bdquo;Die Orgel ist ein Herzstück unserer Kirche“, sagt sie. &bdquo;Auch wenn die Besucherzahlen kleiner sind, bleibt sie ein zentrales Element für Gottesdienste und Konzerte.“ Die Kosten für die Maßnahme belaufen sich auf rund 70.000 Euro, 10.000 Euro davon stammen als Zuschuss von der Unteren Denkmalbehörde der Stadt Bad Salzuflen.

Die Arbeiten werden sich noch über mehrere Wochen hinziehen. Danach soll die Orgel wieder so klingen, wie sie einst gebaut wurde – kräftig, klar und lebendig. &bdquo;Im besten Fall“, sagt Birnbaum, &bdquo;hört man danach einfach nur, dass alles wieder stimmt.“

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