Trümmertorte trifft Landhausstil: Neues Leben im Café Wächter

Barntrup. Stühle abschleifen und streichen, Kissenbezüge nähen, Wände spachteln, mit dem Getränkelieferanten sprechen – die 20-jährige Barntruperin Vivienne Lee Melcher hat gerade jede Menge zu tun. Und das nicht nur durch die anstehenden Abiturklausuren, die sie in den nächsten beiden Monaten schreiben wird.

Nach dem Abi am Gymnasium in Detmold und nach Corona will sie das alte Café Wächter gegenüber vom Stadtpark wieder eröffnen. Es wird ganz schlicht und einfach &bdquo;Simple" heißen und als Café und Bistro will Vivienne Lee Melcher dort sowohl Kuchen als auch kleine Gerichte bieten.

Sofortiger Sprung in die Selbstständigkeit &bdquo;Ein Café zu eröffnen, war schon immer mein Traum", verrät die Barntruperin. Im ersten Moment überraschte sie ihre Familie mit diesem Entschluss: keine Ausbildung, kein Studium stattdessen der sofortige Sprung in die Selbstständigkeit. &bdquo;Aber weil wir wissen, dass dies schon lange ihr Wunsch war, unterstützen wir unsere Tochter", sagt Mutter Kaja Melcher, die mit ihrer &bdquo;Ballonstation", einem Luftballon- und Deko-Geschäft denselben &bdquo;harten Weg in die Selbständigkeit" gegangen ist.

Nachdem die Entscheidung klar war, begann die Suche nach einer geeigneten Immobilie, die unerwartet schnell zum Ziel führte. &bdquo;Hier vorne ist doch frei", fiel Vivienne Lee Melcher beim Rundgang durch die Barntruper Innenstadt auf. &bdquo;Hier vorne" –damit meint sie das ehemalige Café Wächter, das nach dem Weggang des vorherigen Pächters seit einigen Jahren leer steht und nur zwei Häuser von ihrem Elternhaus, in dem sie noch wohnt, entfernt liegt.

&bdquo;Ich will Dinge anders machen" Sie habe Kontakt zu der heute 92-jährigen Hauseigentümerin Margret Wächter aufgenommen, die das Café seinerzeit gründete. Schnell wurde man sich einig und schloss bereits im Dezember den Pachtvertrag. Das war ein mutiger Schritt in Zeiten von Corona und vor dem Hintergrund, dass bereits einige Cafés in der Innenstadt schlossen – vom &bdquo;Café Diem" über den Nachfolger &bdquo;Lifestyle" in der Stadtmitte bis hin zu &bdquo;Schmidts Café" in der ehemaligen Gaststätte &bdquo;Zum Schwan" gegenüber dem Rathaus. &bdquo;Ich will Dinge anders machen", sagt die junge Unternehmerin. &bdquo;Bei mir wird es Speisen geben, die man woanders nicht bekommt", erklärt sie.

Viel möchte Vivienne über ihre Speisekarte und ihre Öffnungszeiten noch nicht verraten. Mutter Kaja Melcher erklärt, man werde in jedem Fall anfangs sieben Tage die Woche öffnen. "Ich hasse nichts mehr, als einen Ausflug zu einem Lokal zu machen und an der Tür angekommen festzustellen, dass gerade Ruhetag ist." Ob man später einmal nachjustieren müsse, werde man je nach Besucherfrequenz entscheiden. Auch bei den Speisen sind sich Mutter und Tochter einig. &bdquo;Es gibt besondere Torten – ein wenig was von früher mit Anklängen an das alte Café Wächter, von dem wir viele Fotos bekommen haben. Dazu gibt es Gerichte aus unserer nordischen Heimat, beispielsweise die sehr leckere Trümmertorte", sagt Vivienne Lee Melcher, die für den Pressetermin am Vorabend auf die Schnelle zwei perfekt dekorierte Torten gezaubert hatte.

Mit ihrem Café/Bistro will sie sowohl die ältere Kundschaft aber auch junge Menschen ansprechen deren Wünsche sie nachvollziehen kann und teilt. &bdquo;In Barntrup gibt es einfach keinen coolen Treffpunkt für Jüngere", sagt die künftige Caféhausbetreiberin, die mit ihren Freunden deshalb bislang in Städte wie Bielefeld ausgewichen ist.

"Eine Fritteuse wird es bei uns nicht geben" Die Einrichtung ihres Cafés wird im angesagten &bdquo;Shabby Landhaus Stil" gestaltet. &bdquo;Wir haben ganz viele Stühle, Tische und das welthässlichste Sofa gekauft und mit Kreidefarbe in Weiß und grauen Bezügen hergerichtet", sagt Vivienne Lee Melcher. An den alten Möbeln schätze sie die Ausstrahlung und die Bequemlichkeit. Mit dem neuen Look versehen und einem romantischen Spiegel darüber ist das Sofa zu einem Blickfang geworden. &bdquo;Auch eine Kuchentheke, ein traumhaft schönes Buffet und einen Konvektomaten habe ich bereits." Für die Jungunternehmerin ist eines klar: &bdquo;Eine Fritteuse wird es bei uns nicht geben. Davon haben wir in Barntrup genug".

Insgesamt habe sie, seit sie ihre Pläne in den sozialen Medien öffentlich gemacht habe, nur positives Feedback bekommen. Und Corona? Dazu hat Vivienne Lee Melcher eine klare Meinung, die unerwartet positiv ausfällt. &bdquo;Ich kann von Anfang an damit planen", sagt sie. Im Pachtvertrag habe sie entsprechend vereinbart, dass der Pachtzins erst fällig wird, wenn sie ihr Café eröffnen darf. Ihr großer Wunsch ist es, im Mai durchzustarten.

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