Schönheitskur für die Barntruper Kirche

Barntrup. Es fing an mit einem kleinen Riss in der Wand. Während die Kirchengemeinde Barntrup darüber nachdachte, wie sich dieser schnell und unkompliziert reparieren lässt, entschied sie: Das könnte auch der Zeitpunkt sein, über die Heizungstechnik nachzudenken. Und überhaupt, auch die Elektrik könnte eine Generalüberholung brauchen. Und so wurde aus der eigentlich kleinen Reparatur ein beachtliches Sanierungsprojekt. Rund ein halbes Jahr wird jetzt in der evangelisch-reformierten Kirche an der Mittelstraße gewerkelt. Zum ersten Advent soll sie dann in neuem Glanz erstrahlen.

Die Bodenfliesen sind inzwischen raus, alle Möbelstücke ebenso. Die werden teils nur zwischengelagert, teils aber auch überarbeitet. "Die Sitzbänke brauchen zum Beispiel breitere Füße", erklärt Pfarrer Michael Keil. "Weil künftig eine Fußbodenheizung verbaut sein wird, können die Bänke nicht mehr im Boden verschraubt werden." Bis sie allerdings ihren Weg zurückfinden, wird es noch einige Zeit dauern. Denn bis dahin steht noch einiges an.

Nachhaltig heizen "Bisher hatten wir eine nicht sonderlich effiziente Luftheizung", erklärt der Pfarrer. Das sei besonders während der Pandemie ein großes Problem gewesen, da diese die Luft im Gebäude verwirbelt hat. "Wir mussten sie deshalb während dieser Zeit ausschalten", sagt Keil weiter. Künftig soll die Fußbodenheizung für die richtige Temperatur sorgen. Und die nachhaltige Hackschnitzel-Lösung, die die Gemeinde plant, kommt nicht nur der Kirche zugute. Die Anlage soll gleich mehrere Gebäude rundherum mit Wärme versorgen können, darunter auch das alte Rathaus und das Rathaus 2, das Pfarrhaus und das Gemeindehaus in der Oberen Straße.

Ausgelegt werden soll die Anlage so, dass sie idealerweise 50 Häuser in der Nachbarschaft mitversorgen kann. "Das ist mit Blick auf die Klimaziele und die zu erwartenden neuen Gesetze sicher auch eine attraktive Lösung für viele", ist Pfarrer Michael Keil überzeugt. "Daher werden die Leitungen schon jetzt so gelegt, dass ein nachträglicher Anschluss ohne große Erdarbeiten möglich ist."

Geliebäugelt hat die Gemeinde unterdessen auch mit einer Photovoltaikanlage auf dem Dach der Kirche. "Da hat uns der Denkmalschutz aber einen Strich durch die Rechnung gemacht", erzählt der Pfarrer. "Gerade die Schokoladenseite des Gebäudes zur Mittelstraße hin ist stadtbildprägend, eine Anlage auf dem Dach wurde uns daher nicht erlaubt."

Fliesen werden verkauft Da für die neue Heizungsanlage der Boden aber ohnehin neu gemacht wird, plant die Gemeinde, auch neue Licht- und Tontechnik zu installieren und die nötigen Verkabelungen dafür ebenfalls im Boden verschwinden zu lassen. "Gerade in Corona-Zeiten hat sich gezeigt, wie wichtig zum Beispiel Videogottesdienste sind", sagt Michael Keil. Auch Veranstaltungen in der Kirche soll die neue Technik zugutekommen. Im hinteren Teil des Gebäudes soll dafür ein moderner Technikplatz entstehen, von dem aus Licht und Ton gesteuert werden können. Alle Lampen werden übrigens auf LED umgestellt.

"Bisher liegen wir voll im Zeitplan", erklärt Uwe Huxoll, Vorsitzender des Bauausschusses der Kirchengemeinde. Es habe zwar zunächst Schwierigkeiten gegeben, für alle Gewerke Handwerker zu finden, jetzt gehe die Sanierung aber gut voran. "Selbstverständlich kann es aber immer noch Überraschungen geben", sagt Huxoll. "Um aber zum Beispiel Feuchteschäden auszuschließen, haben wir vorher sechs Monate lang Fühler im Gebäude verteilt, um die Luftfeuchtigkeit zu messen", ergänzt Pfarrer Michael Keil. Dabei seien keine Auffälligkeiten festgestellt worden.

Rund eine halbe Million Euro werden laut Keil verbaut. Für einen Teil hoffe die Gemeinde allerdings noch auf Denkmalmittel. Um zumindest ein bisschen aber wieder reinzuholen, hat sich die Gemeinde ein Sponsoring-Projekt überlegt. Für je 50 Euro können Interessierte "ihre" Fliese kaufen, die später ihren Platz in der Kirche findet. Eine Übersichtstafel soll zeigen, wem welche Fliese "gehört".

Die Gottesdienste finden während der Sanierung unter anderem im Gemeindehaus, im Rittersaal des Schlosses oder im Kulturschuppen statt. Eine Übersicht veröffentlicht die Gemeinde auf ihrer Internetseite unter www.barntrupkg.de

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