Verkehrsbelastung an der Feldbrandstraße in Blomberg zermürbt Anwohner

Blomberg. Ein ganz normaler Wochentag, kurz nach 14 Uhr. Während draußen die eine Schicht der motorisierten Phoenizianer auf dem Weg in den Feierabend ist und gleichzeitig die Ablösung von unten die Feldbrandstraße hinauffährt, sitzt im Garten der Familie Probach ein knappes Dutzend Menschen, die ihrem Ärger Luft machen. Denn sie haben die Faxen dicke. Mittendrin ein Mann mit offenem Ohr: Bürgermeister Christoph Dolle.

Keine schnelle Lösung Allerdings stellt das Stadtoberhaupt gleich zu Beginn klar: "Ich kann Ihnen hier keine direkte Lösung anbieten." Denn bei den meisten denkbaren Maßnahmen sei die Stadt nicht Herrin des Verfahrens. "Aber ich kann Ihnen versichern, dass wir in sehr engem Austausch zu Phoenix Contact stehen und seit Jahren bemüht sind, die Lage zu entschärfen." Das Unternehmen habe einen sehr hohen Stellenwert für die Stadt und sei sehr daran interessiert, es den Anwohnern leichter zu machen.

Wie schwierig das ist, weiß Marga Probach: "Es ist nicht das Unternehmen, es sind die Mitarbeiter." Die 69-Jährige hat einen engen Draht zu Phoenix Contact, wie ihr Mann Peter einst selbst dort ihre Brötchen verdient. Doch an so manchem Tag schreckt sie morgens um fünf Uhr aus dem Schlaf hoch: "Zu Schichtbeginn rasen die Autos die Feldbrandstraße hoch, und wenn dann noch so eine rollende Disco vorbeikommt, ist an Schlaf nicht mehr zu denken." Sie könne ja verstehen, dass mancher zum Wachwerden erst einmal die Musik aufdrehe, aber auf diese Beschallung würde sie gerne verzichten: "Wir können nicht bei offenem Fenster schlafen."

Verirrte Lastwagen und jede Menge Busse Wenn sich dann noch im Laufe des Tages Busse und verirrte Lastwagen die Feldbrandstraße hochquälen, dann ist sie ebenso entnervt wie diverse ihrer Nachbarn. "Da klirren die Gläser im Küchenschrank", sagt sie. Die Probachs haben Rechtsanwältin Melanie van Luijn gebeten, das Anliegen der Menschen am Flachsmarkt mal gebündelt der Stadt vorzutragen.

Das hat die Blombergerin prompt getan. Sie selbst wohnt an der Reinickendorfer Straße und genießt derzeit "eine himmlische Ruhe, seit die Kreiselbaustelle am Schmuckenberger Weg eingerichtet ist. Denn sonst benutzen viele Autofahrer unser Wohngebiet als Abkürzungsstrecke." Die Juristin hat Bürgermeister Christoph Dolle einen Brief geschrieben, in dem sie das Problem der Flachsmarktanwohner eindringlich schildert und mit Zahlen untermauert.

"Drei Mal täglich zu den Schichtwechselzeiten fahren insgesamt um die 400 Autos durch das Wohngebiet Feldbrandstraße. Exemplarisch gemessen am 15. Feburar 2022 zur Frühschicht 397 Autos, am 8. Juni zur Frühschicht 402 Autos, am 18. Juli zur Frühschicht 340 und zur Spätschicht 277 Autos. Obwohl die Geschwindigkeit im gesamten Wohngebiet auf 30 Kilometer pro Stunde begrenzt ist, werden regelmäßig erheblich höhere Geschwindigkeiten gefahren."

Knöllchen ärgern Anwohner Das kann Peter Probach bestätigen: "Erst gestern hat die Polizei hier die Geschwindigkeit gemessen. Sie hat in kurzer Zeit gleich vier Autofahrer angehalten", erzählt der Rentner. Seine Nachbarn aus einer der Seitenstraßen ärgern sich nach wie vor darüber, dass Einfahrten von Mitarbeitern des Unternehmens zugeparkt werden. In der Feldbrandstraße ist Parken nur auf gekennzeichneten Flächen und nur für zwei Stunden erlaubt.

"Und hier sehen Sie, dass die Welt bunt ist", sagt Bürgermeister Christoph Dolle, der sich geduldig alle Beschwerden angehört hat. "Wenn wir nämlich ständig Knöllchen verteilen, trifft das auch die Anwohner, das ist auch nicht allen Recht." Beispielsweise auch Christa Hank: "Wir haben schließlich auch die Anschlussgebühren bezahlt und wohnen seit Jahren hier. Da kann es doch noch nicht sein, dass ich vor meiner eigenen Haustür Knöllchen bezahlen muss."

Keine Anwohnerparkscheine Denn die Anwohnerparkscheine, die sie und einige Nachbarn gefordert hatten, hatte die Stadt abgelehnt - genau genommen der Rat: "Das war eine sehr eindeutige und einhellige politische Entscheidung", erklärt der Bürgermeister. Er versucht gemeinsam mit Bauamtschef Harald Wagner, den aufgebrachten Bürgern das Problem zu erklären: Nicht nur die Politik hat bei den meisten Maßnahmen ein Wörtchen mitzureden, sondern auch der Kreis Lippe als Straßenverkehrsbehörde sowie die Polizei.

Aber er geht nicht, ohne ein Fünkchen Hoffnung dazulassen: "Als erstes werde ich sofort das Ordnungsamt bitten, noch häufiger zu kontrollieren", sagt er. Ein mobiles Radargerät, das die Geschwindigkeit anzeigt, soll ebenfalls vorübergehend in der Feldbrandstraße postiert werden, um Autofahrer zu sensibilisieren. Die Stadt will sich zudem um eine bessere Beschilderung bemühen.

Auf lange Sicht, so deuten die beiden Vertreter der Stadtverwaltung an, gebe es möglicherweise sogar eine dauerhafte Lösung zur Entzerrung des Verkehrs - auch nach Freigabe des Kreisels. Doch das sei noch nicht ganz spruchreif, ein Antrag zur Änderung des Bebauungsplanes liege aber bereits vor.

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