Steffen Stelzer: "Ich sehe mich als politischen Busfahrer"

Detmold. Ein Sommerabend im August, der Biergarten des &bdquo;Paraplü" ist bereits gut gefüllt. Steffen Stelzer, mit Bart, Kappe und lässigem Sakko, sieht aus, als gehörte er hier hin – in die Studentenszene Detmolds, die in der Kneipe am Wallgraben gerne zusammenkommt. &bdquo;Die Partei" trifft sich hier regelmäßig zum Stammtisch, und für diese tritt der 29-Jährige als Bürgermeisterkandidat an.

&bdquo;Ich komme aus der Unterschicht. Die Menschen in meinem Umfeld waren eher aussortiert", sagt Steffen Stelzer frei heraus. &bdquo;Ich möchte Leuten, die gesellschaftlich nicht anerkannt sind, eine Stimme geben." Es stecke also Anspruch dahinter – auch wenn sich &bdquo;Die Partei" (Akronym für: Partei für Arbeit, Rechtsstaat, Tierschutz, Elitenförderung und basisdemokratische Initiative) gemeinhin als Satire-Partei verstehe. Unter dem Deckmantel der Satire werde gesagt, was Politiker eigentlich nicht sagen dürften. Den etablierten Parteien, die teilweise mit zweierlei Maß messen würden, solle damit der Spiegel vorgehalten werden und es solle Transparenz für die Wähler entstehen.

Anker in der Realität Detmold ist für Steffen Stelzer immer &bdquo;ein Anker in der Realität" gewesen. Hier sei er auf die Welt gekommen und aufgewachsen, hier habe er Menschen getroffen und immer gerne gelebt. Klar gebe es auch Punkte, die ihn aufregten: Projekte, die fernab der Realität seien, dass die AfD einen erschreckend großen Anteil gewinne und dass es manches Problemviertel aus seiner Kindheit immer noch gebe. Durch Detmold habe er aber auch eine Schulbildung und eine Ausbildung genossen – und sich hochgearbeitet.

Mittlerweile betreibt der gelernte Zimmerer zusammen mit seinem Bruder eine Baudienstleistungsfirma, die sie im sechsten Jahr mit drei Angestellten führten und die angesichts des Baubooms gut zu tun habe. &bdquo;Ich profitiere total", findet der 29-Jährige. Und er würde sich freuen, wenn dies mehr Menschen geboten werden könne. Egal welches Geschlecht, welche Hautfarbe, Herkunft oder Religion – alle hätten eine Chance verdient.

Kurz gefragt Sein Lieblingsort in Detmold ist der Balkon seiner Zwei-Zimmer-Wohnung, die er mit seiner Partnerin und seinem Kater bewohnt – über den Dächern der Innenstadt. Dort wollte er sich zum Schutz seiner Privatsphäre und aus Coronaschutzgründen aber nicht mit der Presse treffen, weshalb die Wahl auf den Biergarten des &bdquo;Paraplü" fiel – wenige Meter von dem Stück Berliner Mauer am Willy-Brandt-Platz entfernt, das für ihn ein Sinnbild ist. Denn &bdquo;Die Partei" setzt sich unter anderem dafür ein, das Bundesgebiet neu zu gliedern und aus Deutschland wieder zwei Teile zu machen. Achtung: Satire.

Ortsverband mit 30 Aktiven Auf lokaler Ebene versteht sich &bdquo;Die Partei" laut Steffen Stelzer unter anderem als Demo-Partei. &bdquo;Wir arbeiten nicht in der Politik als solches, sondern wollen sie den Menschen näher bringen. Sie sollen darüber nachdenken, warum sie wählen, was sie wählen", sagt der 29-Jährige, der mittlerweile im fünften Jahr dabei ist und den Ortsverband Detmold mit seinen 30 aktiven Mitgliedern leitet. Außerdem sei es das Ziel, politische Willensbildung zu schaffen. &bdquo;Ich sehe mich auch als politischen Busfahrer, der die Menschen auf ihrem Standpunkt abholt, zum Nachdenken bringt und somit zur Willensbildung beiträgt."

Wie er seine Chancen bei der Kommunalwahl einschätzt? &bdquo;Wer CDU oder SPD wählt, wird das auch dieses Mal tun. Auf der anderen Seite bin ich der einzige alternative Kandidat", betont Stelzer. Wer ein Zeichen setzen wolle, könne den Stimmzettel ungültig machen oder ihn wählen. &bdquo;Die Partei" sei zudem sehr daran interessiert, jüngere Menschen an die Urne zu bringen.

&bdquo;Eigentlich war es mein Ziel, mehr Stimmen zu bekommen als der AfD-Kandidat. Nun sind sie nicht angetreten, was schon zeigt, dass sie nicht regierungsfähig sind." Nichtsdestotrotz steckten echte Ambitionen hinter seiner Kandidatur. &bdquo;Der Beste wird gewinnen."

Steffen Stelzer persönlich Steffen Stelzer (29) ist in Detmold geboren und aufgewachsen. Nach der Schule machte er zunächst eine Ausbildung zum Zimmerer. Mittlerweile betreibt er zusammen mit seinem Bruder eine Baudienstleisterfirma, die Innenausbau, Trockenbau, Fußbodenarbeiten, ökologische Dämmung und mehr anbietet.

Neben den beiden Brüdern zählen derzeit drei Angestellte zum Team. Aufgrund der Selbstständigkeit ist seine Freizeit begrenzt. Er verbringt sie gerne zusammen mit seiner Partnerin mit schwimmen, lesen und Politik machen. Der &bdquo;Partei" gehört er seit mehr als vier Jahren an, mittlerweile ist er Chef des Ortsverbands Detmold. Seine drei wichtigsten politischen Ziele sind: Politik soll nicht mehr so elitär ablaufen, Transparenz und Weltoffenheit.

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