Stadtgymnasium initiiert Online-Petition zum Erhalt der Hofsynagoge

Detmold. Das Stadtgymnasium versteht sich als &bdquo;Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage“. Da ist es fast naheliegend, dass Schülerinnen und Schüler nun Bürgermeister Frank Hilker und den Kreistag auffordern, konkrete Möglichkeiten zu erarbeiteten, damit die Hofsynagoge in der Bruchmauerstraße in die öffentliche Hand übergehen kann, um ihren Erhalt sicherzustellen.

Dazu haben sie nun auch eine Online-Petition erstellt. Mit dem Thema Petitionen hatte sich der Sowi-Kursus des 12. Jahrgangs mit Lehrerin Katharina Schubert befasst. Hintergrund war eigentlich die Teilnahme am Schülerwettbewerb politische Bildung. Dabei hätte eine bestehende Online-Petition analysiert werden müssen. Aber als die Jugendlichen bei der Recherche auf das aktuelle Thema der Hofsynagoge stießen, fragten sie sich: Wie kann es sein, dass es hierzu noch gar keine Petition gibt?

Mittendrin in der Zeitgeschichte Also wichen sie etwas ab vom Thema und entschieden sich: Wir machen jetzt eine – das ist wichtiger, als das Thema hundertprozentig zu treffen. Applaus gibt es dafür von Schulleiter Carsten Paul: &bdquo;Es ist ein tolles Thema“, sagt er, und manchmal sei es eben nicht so entscheidend, dass die Vorgabe nicht voll getroffen werde, weil sich im Prozess etwas anderes als wesentlicher herausstelle. &bdquo;Ihr seid mittendrin in der Zeitgeschichte und befasst euch mit Dingen, die relevant sind, für die man sich engagieren kann - das ist nicht nur Geschichte auf dem Papier“, betont Paul.

Tatsächlich ist es auch nicht ganz so einfach mit der Hofsynagoge , wie die Schülerinnen und Schüler erfahren haben. &bdquo;Wir haben uns zunächst die Homepage des Gebäudebesitzers angesehen und waren regelrecht geschockt darüber, wie dort mit Geschichte umgegangen wird“, sagt Lehrerin Katharina Schubert. Da stimmt der Kursus zu: Schockierend sei auch gewesen, dass es so etwas mitten in Detmold gebe, der Zustand des Gebäudes und das auch &bdquo;hier bei uns“ jüdisches Kulturgut der Verfall preisgegeben werde oder abgerissen werden solle.

Erhalt als Denk- und Mahnmal Hier entschied sich dann der Kursus: Wir machen eine eigene Petition und setzen uns für den Erhalt ein – auch, wenn das wegen der Besitzverhältnisse vielleicht keinen Erfolg haben könne, sei es doch wichtig, seine Meinung zu äußern und das Mittel der Petition als demokratisches Instrument zu nutzen sowie mehr Menschen auf das Thema aufmerksam zu machen. Also befasste sich der Kursus damit wie das geht – und sicherte seinen Text, der seit 3. Oktober online steht, auch juristisch ab. Bislang gibt es rund 170 Unterstützer. &bdquo;990 brauchen wir“, so die Jugendlichen. Dann kann die Petition als erfolgreich eingereicht werden, zum Beispiel beim Bürgermeister.

&bdquo;Wir fordern den Erhalt der Hofsynagoge in Detmold als historisches Denkmal“, heißt es dazu in der Petition, die auch die etwas komplexen Eigentums- und politischen Verhältnisse rund um das Thema sowie die Historie aufgreift. Das Bauwerk wurde im Jahr 1633 erbaut. Somit fungiere es als Beweis für jüdische Existenz im 17. Jahrhundert in Detmold. Außerdem sei es eine der ältesten freistehenden Synagogen in Norddeutschland und deshalb besonders erhaltungswürdig. Auch Bundespräsident Steinmeier habe sich bereits für den Erhalt der Synagoge und den respektvollen Umgang mit jüdischem Erbe betont. Der Eigentümer verfolge die Absicht, das Gebäude abzureißen. Laut seiner eigenen Aussage habe der Abriss keinen ideologischen Hintergrund, sondern diene nur der Schaffung neuer Parkplätze.

An jüdische Spuren erinnern Es sei aber bekannt, dass seine Kanzlei regelmäßig Rechte und Neonazis vor Gericht verteidige. Der Eigentümer bezeichne das Gebäude als ,,Schandfleck“ im Stadtbild, obwohl er selbst die Verantwortung für den zerfallenen Zustand tragt. Auch das Angebot der Stadt die Synagoge zu kaufen, habe er abgelehnt. Nach zahlreichen Bemühungen von unterschiedlichen Organisationen wie den ,,Omas gegen Rechts“ und des Detmolder Bürgermeisters Frank Hilker blieb die Rettung der Synagoge bis jetzt erfolglos. Auch die Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit in Lippe (GfCJZ Lippe) hat sich bereits für den Erhalt der Synagoge eingesetzt. Außerdem sehen sie das Potenzial der Synagoge als Gedenkstätte, um an die jüdischen Spuren in Detmold zu erinnern. Denn das jüdische Leben soll weiterhin sichtbar und erfahrbar sein.

&bdquo;Wir stimmen dem Vorstand der GfCJZ Lippe zu“, so die Schülerinnen und Schüler, &bdquo;welcher ausdrücklich betont: Wir sollten diese Spuren jüdischen Lebens als das wertschätzen, was sie sind: ein ganz besonderes Kulturgut und ein wertvoller Teil unserer Stadtgeschichte.“

Hier geht es zur Petition: https ://www.openpetition.de/petition/online/parkplaetze-statt-hofsynagoge-erhaltet-detmolds-kulturerbe#petition-main

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