Detmold. „Die Erinnerungen sind allgegenwärtig, davon zehrt man“, sagt der 92-jährige Professor Waldemar Hölzer. Der ehemalige Konzert-Sänger und spätere Dozent für Gesang an der Detmolder Hochschule für Musik lebt jetzt im Diakonis-Seniorenzentrum Elisabethstraße und begleitet noch heute die Gottesdienste im Hause am Klavier.
„Wenn Professor Hölzer erzählt, reihen sich Begriffe wie Beethoven, Schumann und Schubert, Lieder-Abende, Rundfunk-Aufnahmen, Gast-Professur in Tallinn in Estland für Lied-Gestaltung und vieles mehr aneinander. Seine Augen leuchten, wenn die Erinnerungen für einen Moment wieder zur Gegenwart werden“, schreibt das Seniorenzentrum in einer Pressemitteilung.
Von Weimar über Köln nach Detmold
Ein Fotobuch zeige viele seiner Auftritte, auch zusammen mit seiner Frau, mit der er 62 Jahre lang verheiratet war. In dem Fotoalbum seien außerdem zahlreiche Ansichten aus dem Garten zu sehen, den seine Frau so liebevoll gepflegt habe. „Ich wurde damals auf sie aufmerksam, als sie im Chor bei einem Weihnachtsoratorium mitgesungen hat“, erinnert sich Hölzer, der aus einem kleinen Ort in Thüringen stammt.
Bereits mit sieben Jahren habe er mit dem Klavierspielen begonnen, habe aber erst später „vernünftige“ Lehrer bekommen. „Einer war Schüler eines Franz-Liszt-Schülers“, erinnert sich Hölzer. In Weimar studierte Hölzer dann Musik, wo er im Jahr 1956 einen Lehrauftrag erhielt. „Musik war mein Leben“, sagt er. Im Jahr 1960 flüchtete er zusammen mit seiner Frau aus Weimar und war zunächst in Köln. Im Jahr 1967 kam er schließlich nach Detmold an die Hochschule. „Einer meiner erfolgreichsten Schüler war der Opernsänger Georg Zeppenfeld, dem die großen Bühnen von New York bis zur Mailänder Scala nicht unbekannt sind“, berichtet Hölzer nicht ohne Stolz.
Sein E-Piano in seinem Zimmer sei für ihn heute „nur ein Arbeitsgerät“, den etwas steifen Fingern falle das Spielen nicht mehr so leicht. Trotzdem nehme er das Angebot gerne wahr, im Seniorenzentrum bei den Gottesdiensten oder bei Festen in der Cafeteria zu spielen. „Man hat mich hier einfach einvernommen“, lacht er.