Dreistöckige Häuser geplant: Hiddeser Bürgerinitiative ärgert sich über „Wohntürme“

Detmold-Hiddesen. In Hiddesen hat sich eine Bürgerinitiative gegen den Neubau an der Ecke Birkenallee/Nibelungenweg gegründet. Die darin organisierte Nachbarschaft stört sich an der Größe der Immobilie. Sie fürchtet um den Wert ihrer Grundstücke in der bislang eher kleinteilig bebauten Umgebung. Außerdem sehen sie eine Gefahr für das Grundwasser. Für die Zukunft wünschen sie sich einen Bebauungsplan.

Denn weil es den bislang nicht gibt, ist die Lage kniffelig. In einem Bebauungsplan könnte unter anderem die maximale Anzahl an Stockwerken, die Dachneigung und -form und die maximale Größe der bebauten Fläche geregelt werden. Bestehende Gebäude hätten Bestandsschutz, Neubauten müssten den Regeln entsprechen. Weil es aber keinen Bebauungsplan gibt, gilt Paragraf 34 des Baugesetzbuchs, der verlangt, dass das neue Gebäude sich &bdquo;in die Eigenart der näheren Umgebung einfügt“. Das Ortsbild dürfe nicht beeinträchtigt werden, heißt es im Baugesetz ebenfalls. Ob beides zutrifft, darüber gibt es unterschiedliche Ansichten.

Bürgerinitiative: &bdquo;Größte Tiefgarage Hiddesens“ Die bisherige Auslegung des Bauamts von Paragraf 34 hätte sich mit der Genehmigung des Neubaus geändert, moniert die Bürgerinitiative BHN (für Birkenallee Heidebachstraße Nibelungenweg) bei einem Ortstermin mit der LZ. Ein Mitglied der Bürgerinitiative hatte in der Vergangenheit sein Grundstück parzelliert und Bauvoranfragen für Kaufinteressenten gestellt. Da habe es immer geheißen, man müsse auf die Vergleichbarkeit des Neubaus mit der unmittelbaren Umgebung, also den direkt angrenzenden Grundstücken, achten. Und die Frage nach der Möglichkeit von Tiefgaragen sei immer verneint worden, weil es in der Umgebung sonst keine gebe. Nun entstehe hier laut Bürgerinitiative &bdquo;die größte Tiefgarage Hiddesens“.

&bdquo;Dass in der Vergangenheit der Bau von Tiefgaragen in der Umgebung abgelehnt worden wäre, ist den Kolleginnen und Kollegen unseres zuständigen Fachbereichs nicht bekannt“, antwortet die Pressestelle der Stadt auf eine Anfrage der LZ. Es fehlten auch Beispiele, um diese Behauptung zu belegen. &bdquo; Wenn eine Tiefgarage dem Baurecht entspricht, gibt es einen Anspruch auf eine Genehmigung.“

Der Neubau in Arbeit wird aus drei dreistöckigen Mehrfamilienhäusern mit insgesamt 18 Wohnungen bestehen, die auf einer gemeinsam genutzten großen Tiefgarage stehen. Eine Tiefgarage, die zumindest die bislang geäußerte Sorge der Anwohner vor zugeparkten Straßen entkräftet, aber eben auch eine, die laut Bürgerinitiative in Hiddesen so bislang nicht genehmigt worden sei.

Furcht vor trockenen Gärten im Sommer Wegen des 55 Meter breiten Gebäuderiegels im Boden befürchtet die Bürgerinitiative, dass das oberflächige Grundwasser, was vom höher gelegenen Moor in etwa zwei Metern Tiefe auf einer wasserundurchlässigen Tonschicht den Berg hinab laufe, in trockenen Sommern ihre Gärten nicht mehr erreiche. Außerdem sei die bis zu sechs Meter tiefe Baugrube mit etwa 35 tief in den Boden getriebenen Entwässerungslanzen trocken gehalten worden. Ob diese intensive Grundwasserentnahme zu Bodenabsenkungen infolge einer zwischenzeitlichen Austrocknung führe, sei von der Stadt gar nicht geprüft worden.

&bdquo;Die Stadt hat im Baugenehmigungsverfahren den Kreis beteiligt und von dieser Seite keine Hinweise zum Gewässer- und Bodenschutz bekommen“, antwortet die Pressestelle der Stadtverwaltung auf diesen Vorwurf. &bdquo;Die Bürgerinitiative hat selbst bei der Wasserbehörde des Kreises Lippe angefragt und von dort die Auskunft bekommen, dass keine weitere Untersuchung notwendig ist.“

Beim Blick auf die Vergleichbarkeit mit der unmittelbar angrenzenden Bebauung bemängelt die Bürgerinitiative, dass es in der Nähe keine dreistöckigen Häuser gibt. Die neuen Mehrfamilienhäuser seien wie drei Wohntürme, die alles überblicken könnten. &bdquo;Die gehören da einfach nicht hin“, heißt es beim Termin mit der LZ. Man sei nicht gegen die Neubebauung, aber gegen die Bebauung in dieser Höhe.

Bei der Geschossigkeit zählten nur &bdquo;Vollgeschosse“ im Sinne der Bauordnung, erklärt dazu die Pressestelle der Stadt. &bdquo;Dies bedeutet, man darf hier drei Geschosse bauen, solange das dritte Geschoss kein Vollgeschoss im Sinne der Bauordnung ist.“ Da gebe es weder Ermessen noch Auslegung. Die Gebäude seien rechtlich zweigeschossig.

Gemeint ist damit, dass das jeweils dritte Geschoss der Neubauten als sogenanntes Staffelgeschoss geplant ist. Das heißt, auf den unteren zwei Vollgeschossen steht ein kleineres Geschoss mit einer Dachterrasse drumherum. Denn erst wenn drei Viertel der darunterliegenden Fläche bebaut werden, zählt ein Geschoss laut Baurecht als Vollgeschoss. Hier - das hat die Bürgerinitiative nachgeprüft - haben die Planer fast genau die erlaubte Fläche von drei Vierteln ausgereizt. Denn weil Dachterrassen beliebt sind, lassen sich solche Wohnungen meist auch teurer vermieten.

Rechnerisch 2,9 Stockwerke in Summe Rechnerisch handele es sich bei dem Gebäude laut Bürgerinitiative um ein 2,74-stöckiges, wenn man nur die Wohnfläche betrachte. Weil aber die Dachterrasse zu einem gewissen Anteil aber auch zähle, seien es in Summe 2,9 Stockwerke. Mehr zweigeschossige Gebäude gebe es in unmittelbarer Umgebung nicht und sie seien auch in den vergangenen zwei Jahrzehnten dort nicht genehmigt worden. &bdquo;Hier ist mit einer scheinheiligen Argumentation ein Ausreißer genehmigt worden und oben drauf noch ein Gratiszuschuss gewährt worden“, ärgern sich die Anwohner beim Termin mit der LZ.

Die Stadt Detmold betont, dass sie verpflichtet sei, sich nach den Baugesetzen zu richten. &bdquo; Wir bewegen uns gar nicht in einem Meinungsstreit, es geht hier einzig um die Anwendung geltender Gesetze und um nachprüfbare Fakten“, schreibt die Pressestelle der Stadt. Nach Prüfung der Vorwürfe der Bürgerinitiative könne kein Verstoß gegen rechtliche Bestimmungen festgestellt werden.

Gerneralunternehmer Dehrendorf hat sich trotz mehrfacher Anfrage der LZ nicht zu den Vorwürfen geäußert.

Um auf ihr Anliegen aufmerksam zu machen, hat die Bürgerinitiative neben dem Bauamt der Stadt auch den Bürgermeister und alle Ratsfraktionen angeschrieben. Sie hofft, mithilfe von politischem Druck die Höhe des Neubaus in Arbeit um ein Stockwerk reduzieren zu können. Außerdem verlangt die Bürgerinitiative von der Politik einen Bebauungsplan für ihr Wohngebiet, um weitere Ausreißer dieser Art künftig verhindern zu können.

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