Angeklagte Kanzlei-Mitarbeiterin will Urteil nicht akzeptieren

Detmold. Das letzte Wort rund um das frisch gefallene Urteil gegen eine ehemalige Kanzlei-Mitarbeiterin aus Detmold ist noch nicht gesprochen. Die Angeklagte will die Entscheidung der Großen Wirtschaftsstrafkammer nicht akzeptieren, deshalb hat Verteidiger Manfred Masuhr Revision eingelegt. Das bestätigt Landgerichtssprecher Dr. Wolfram Wormuth. Das heißt: Der Bundesgerichtshof in Karlsruhe wird sich das Urteil genau ansehen und auf rechtliche Fehler überprüfen.

&bdquo;Ich halte das Urteil schlichtweg für falsch“, sagt Verteidiger Masuhr, der selbst erst am vorletzten Verhandlungstag in das Monate dauernde Verfahren mit eingestiegen war. Deshalb werde nun ein Kollege die inhaltliche Begründung übernehmen, sagt Masuhr. Dafür müsse aber zunächst die schriftliche Urteilsbegründung des Gerichts vorliegen.

Verteidiger sieht keinen Betrug Der Rechtsanwalt aus Detmold ist weiterhin überzeugt davon, erklärt er, dass es sich bei dem im Fokus der Vorwürfe stehenden Verkauf einer Eigentumswohnung nicht um Betrug handelt. &bdquo;Das ist der Grund, weshalb ich den Fall überhaupt angenommen habe.“

Das Gericht sah das nach knapp neun Monaten Beweisaufnahme anders. Nach 21 Prozesstagen verurteilte die Große Wirtschaftsstrafkammer unter der Vorsitzenden Richterin Katharina Schikowski die Angeklagte daher vor einer Woche wegen Betrugs in drei Fällen - davon einmal in Tateinheit mit Beihilfe zu Untreue - zu einem Jahr und neun Monaten Haft auf Bewährung.

Außerdem soll die 32-Jährige den Schaden wiedergutmachen, der einer Seniorin durch den aus Sicht der Kammer viel zu günstigen Verkauf der Eigentumswohnung entstanden war. Die Kammer beziffert diesen Betrag auf 41.742 Euro. Letztendlich war das Gericht davon überzeugt, dass die damalige Kanzlei-Mitarbeiterin die alte Frau mithilfe ihrer als gesetzliche Betreuerin eingesetzten Chefin über den Wert der Wohnung getäuscht hatte.

Dafür habe die weiterhin parallel vor Gericht stehende Detmolder Rechtsanwältin eine offenbar viel zu geringe Wertermittlung über einen Bielefelder Immobilienmakler eingeholt. Der hatte vor Gericht selbst ausgesagt, das Dokument sei so viel wert gewesen, wie er dafür bekommen hatte: &bdquo;nämlich gar nichts“. Sein eigenes Strafverfahren hatte das Gericht im Laufe der Beweisaufnahme gegen eine Geldauflage von 5000 Euro eingestellt.

Die Kammer war ebenfalls überzeugt, dass die Angeklagte für Besuchsdienste zwar Geld kassierte, den betroffenen Senior im Altenheim aber nicht besucht hatte. Mit dem Urteil gegen die Kanzlei-Mitarbeiterin blieb die Kammer dennoch deutlich unter dem Antrag der Staatsanwaltschaft Detmold.

Staatsanwaltschaft hält Bewährungsstrafe für falsch Die hatte eine Haftstrafe von zwei Jahren und vier Monaten gefordert, welche nicht mehr hätte zur Bewährung ausgesetzt werden können. &bdquo;Ich hatte den Eindruck, dass bei der Angeklagten bis zum Ende Uneinsichtigkeit herrschte“, sagt Oberstaatsanwalt Christopher Imig. &bdquo;Das sah man auch an den Falschaussagen, die uns zuletzt noch entgegengebracht wurden.“ Eine Bewährungsstrafe hält der Oberstaatsanwalt in diesem Fall daher nicht für zielführend. &bdquo;Wir glauben nicht, dass eine Bewährung die Angeklagte tatsächlich abschreckt.“

Trotzdem hatte die Staatsanwaltschaft selbst keine Rechtsmittel angestrengt. &bdquo;Bei der Revision geht es ja um Rechtsfehler - und die sehen wir hier nicht“, sagt Imig. Das Urteil selbst liege im Ermessen des Gerichts. Für die Verteidiger, die alle drei auf Freispruch plädiert hatten, wirkte der Antrag der Staatsanwaltschaft übrigens ambitioniert. &bdquo;Man kann doch keine Ersttäterin direkt hinter Gittern stecken“, sagt Masuhr.

Die Entscheidung, ob das Urteil rechtskräftig wird, wird sich noch ein paar Monate hinziehen. Das nächste Urteil steht derweil Ende September an. Dann soll der langwierige Prozess gegen die ehemalige Chefin der Kanzlei-Mitarbeiterin enden. Bei der vorrangig als gesetzliche Betreuerin tätig gewesenen Anwältin geht es um einiges mehr: Die 59-Jährige steht wegen gewerbsmäßigen Betrugs und Untreue in 38 Fällen vor Gericht. Sie soll mehrere ihrer Betreuten finanziell ausgebeutet haben.

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