Leerstand in der Extertaler Mittelstraße soll zu Wohnraum für Geflüchtete werden

Extertal-Bösingfeld. Mit dem Umbau des Hauses Nummer 32 in der Mittelstraße möchte die Gemeinde zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Einen unansehnlichen Leerstand beseitigen und gleichzeitig Wohnungen für Geflüchtete schaffen. Erworben hat sie das Gebäude bereits, auch die letzte Mieterin ist inzwischen ausgezogen. Jetzt geht es um die Frage, wie aufwendig die Immobilie saniert werden soll. Zwei Varianten stehen zur Auswahl, die Verwaltung hat einen klaren Favoriten. Und den stellte Marvin Rösch, Fachbereichsleiter öffentliche Sicherheit und Ordnung, in der jüngsten Sitzung des Bau- und Planungsausschusses vor.

Ein Ingenieurbüro habe zwischenzeitlich einen Entwurf für den Ausbau- und Umbau des Hauses erarbeitet, berichtete Rösch. Zwei Wohnungen sollen demnach im Anbau Richtung mit Eingang in Richtung Nordstraße geschaffen werden, die übrigen sechs sollen über ein Treppenhaus mit Eingang zur Mittelstraße erreichbar sein. Das Dachgeschoss sei bisher gar nicht ausgebaut gewesen, das Erdgeschoss müsste von einem Geschäfts- in einen Wohnbereich umgewandelt werden. Zwischen 45 und 65 Quadratmeter sollen die Wohnungen anschließend groß sein, das entspreche dem Bedarf geflüchteter Familien und Paare. Die Erfahrung zeige, dass insbesondere Familien aus der Ukraine in eigenen Wohnungen besser ihrem Alltag nachgehen können als in Sammelunterkünften, wie beispielsweise der Pestalozzischule, erklärte Rösch.

Förderung möglich 197.300 Euro hatte die Gemeinde für das Haus bezahlt. Für die Sanierung rechne sie mit zusätzlich rund 660.000 Euro. Von ursprünglich 562.600 Euro, die die Gemeinde von Land und Bund zur Unterbringung von Geflüchteten bekommen hat, sind nach dem Erwerb des Gebäudes noch rund 321.400 Euro übrig, die bis zum 31. Dezember für eine Auftragsvergabe genutzt werden müssen. Andernfalls müssen sie zurückgegeben werden. Nach Abzug dieser "Ukraine-Mittel" blieben für die Gemeinde also noch Investitionskosten von 338.600 Euro, die mit kommunalen Mitteln finanziert werden müssen. Die Hoffnung ruht nun auf der Gewährung von Mitteln der Wohnraumförderung. 60 Prozent Förderung wären möglich. Der kommunale Eigenanteil würde dann auf 135.000 Euro sinken.

Reinholen möchte die Gemeinde die Gelder durch die Mietzahlungen, die bei anerkannten Geflüchteten vom Jobcenter übernommen werden. Für rund fünf Euro pro Quadratmeter sollen die Wohnungen vermietet werden, so dass im Monat - bei insgesamt circa 600 Quadratmetern Wohnfläche - etwa 3000 Euro an Mieteinnahmen zusammen kämen. Nach rund fünf Jahren hätte die Gemeinde ihre Investitionskosten dann wieder reingeholt, rechnete Marvin Rösch vor.

Während es aus den Reihen der Politik einerseits Zustimmung für das Projekt gab, kam andererseits aber auch die Frage auf, wie sich der Umbau finanzieren lässt, sollte es keine Förderung geben. Denn eine zweite Variante hatte Marvin Rösch im Anschluss auch noch vorgestellt. Die sieht eine reine Ertüchtigung des Bestandes vor, bei der lediglich vier einzelne Wohnungen entstehen würden. Es würden keine Fenster und Türen getauscht, ebenso würden die Heizungs- und Elektroanlagen nicht erneuert. Zwar würden sich die Kosten dann auf "nur" rund 120.000 Euro belaufen, eine erneute Sanierung wäre laut dem Fachbereichsleiter aber sicher nach fünf Jahren schon wieder nötig. Zudem würden "Ukraine-Mittel" übrig bleiben, die entweder anderweitig investiert oder zurückgegeben werden müssten. Auch die Mieteinnahmen würden deutlich geringer ausfallen.

Gemeinde möchte mit dem Umbau schnell beginnen Für beide Varianten muss eine Nutzungsänderung beim Kreis beantragt werden. Dann sei mit einer Baugenehmigung noch in diesem Jahr zu rechnen, schreibt die Gemeinde in ihrer Beschlussvorlage. Würde dann direkt mit der Sanierung begonnen, könnten die Wohnungen Mitte 2024 bezogen werden. Sollten die Geflüchteten irgendwann in ihre Heimat zurückkehren, könnten die Wohnungen anderweitig vermietet werden.

Mehrheitlich sprach sich der Ausschuss für die erste Variante, also die umfassende Sanierung aus. Allerdings mit dem Zusatz, dass dieser Beschluss nur gelten soll, wenn die Fördermittel gewährt werden. Andernfalls soll politisch neu beraten werden. Auch der Rat stimmte dem (bei sieben Enthaltungen) zu.

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