Horn-Bad Meinberg/Holzhausen-Externsteine. Sein 100-jähriges Bestehen feiert das Waldhotel Bärenstein in diesem Jahr. Das Vier-Sterne-Hotel hat allerdings eine Vorgeschichte, die bis 1904 zurückreicht – da öffnete an gleicher Stelle eine kleine Pension ihre Pforten, die 1922 in ein Hotel umgewandelt wurde. Das Haus hat also eigentlich zwei Geburtstage, die es feiern könnte. „2004 hatte mich die Industrie- und Handelskammer angerufen, ob ich nicht etwas machen wolle", erinnert sich Dieter Mesch, der das Hotel bis 2015 geführt und dann an Christian Lüdeking übergeben hat. „Aber das wollte ich nicht." Die Anfänge waren bescheiden. Die Pension bot zwei Zimmer für Wanderer und Urlauber, die schon damals die Wanderregion Lippe schätzten. Die Externsteine nur einen Steinwurf entfernt und viele Wanderwege vor der Tür: der Standort erwies sich als gut gewählt. Die Zahl der Gäste nahm zu, man erweiterte, und 1922 entschloss die Familie sich, die Pension künftig als Hotel zu führen. Immer wieder wurde an die Keimzelle des heutigen Waldhotels Bärenstein angebaut, wurde renoviert und erweitert – zunächst in den 50er Jahren, dann 1973 und wieder 1983/84. 1967 fügte man ein frei stehendes Hallenbad hinzu: „Das war das erste Hotel-Hallenbad der Region", erinnert sich Dieter Mesch. Heute hat das Hotel 73 Zimmer, einen eigenen Tagungstrakt und eine Bad- und Saunalandschaft mit Fitnessbereich. Es ist das größte Viersternehotel mit Gastronomie im Lippischen. Das Hotel wird zum Sanatorium Mesch selbst lernte Kellner, Koch und Hotelkaufmann in diversen deutschen und europäischen Hotels. 1963 kehrte er zurück nach Holzhausen-Externsteine, um die Leitung des Hotels von seinem Vater zu übernehmen. Es waren goldene Zeiten: Kamen in den 30er und 40er Jahren hauptsächlich die Kumpels aus dem Kohlenpott, um sich zu erholen, so nahm im Nachkriegsdeutschland der 50er Jahre das Kurwesen Aufschwung. Das Hotel wurde zum Sanatorium, hatte mit Dr. Löw einen eigenen Arzt im Haus, der unter anderem die damals populäre Frischzellentherapie anbot. Gefragt waren auch die Schrothkuren, die Dieter Meschs Vater ab den 50er Jahren anbot. „Er hatte gesehen, dass die Deutschen sich in der Wirtschaftswunderzeit viel Speck anfraßen – und der musste ja auch irgendwann mal wieder runter von den Rippen", erinnert sich Dieter Mesch. Für ihn gehören Schrothkuren zu den wirkungsvollsten Naturheilverfahren – sie bedienten den gesamten rheumatischen Formenkreis und hätten die Patienten deutlich beweglicher gemacht. Und Gewicht – das verloren die Kurgäste auch. Und viele fanden es später recht schnell wieder... Das nahe Bad Meinberg sicherte einen steten Strom von Gästen, die drei bis vier Wochen blieben. „Wir waren immer voll belegt", erinnert sich Mesch. Doch die goldene Zeit des Kurbetriebs fand mit den Gesundheitsreformen ihr Ende. „Wir haben Ende der 80er Jahre begonnen, das Hotel umzustrukturieren", berichtet Dieter Mesch. Man setzte auf Tourismus. Damals blieben die Besucher noch zwei bis drei Wochen. Die Wellness-Welle rollte heran, das „Bärenstein" surfte mit. Für eine Million Mark wurde eine Saunalandschaft gebaut, die Schönheitsfarm lief gut, eine Hotelbar sollte die Gäste animieren, hier das abendliche Glas Wein oder Bier zu konsumieren. Es lief, auch wenn der Trend mehr und mehr zu kürzeren Aufenthalten ging. Die Klientel ist heute breit gefächert Christian Lüdeking übernahm 2015. „Der Grundstein für alle Möglichkeiten war gelegt, auch die Betriebsgröße passte", sagt er. Der Horn-Bad Meinberger hat nach der Ausbildung im Hotelfach in großen Hotels in Deutschland gearbeitet, wurde mit 27 Hoteldirektor, und kaufte mit 36 das Waldhotel Bärenstein. Er führt es in einer schnelllebigeren Zeit als nach dem Krieg, muss sich immer wieder auf Neues einstellen, mit einer stark schwankenden Auslastung zurecht kommen. „Wir müssen das tun und anbieten, was der Markt von uns will", weiß Lüdeking. Und so ist die Klientel, die einen Aufenthalt im „Bärenstein" bucht, heute breit gefächert. Es kommen Kurzurlauber und Reisegruppen, Geschäftsreisende und Tagungsteilnehmer, für die das Hotel die entsprechenden Kommunikationsmöglichkeiten vorhält. Tagungen seien das A und O und heute das Hauptgeschäft, so Lüdeking. „Wir decken das gesamte Spektrum der Möglichkeiten ab, die ein Hotel bieten kann." Natürlich soll der 100. Geburtstag des Waldhotels Bärenstein angemessen gefeiert werden, und zwar mit einem Tag der Offenen Tür am Sonntag, 15. Mai. Das Programm ist noch in Arbeit, aber Lüdeking verspricht ein großes Angebot für die ganze Familie, an dem die Gesundheitsallianz und externe Partner sich beteiligen.Kontakt zum Autor: dasbrock@lz.de Die Schrothkur – Ein schon im 19. Jahrhundert umstrittenes Naturheilverfahren Eine Schrothkur ist ein Naturheilverfahren mit Trink- und Trockentagen, das auf den Fuhrmann Johann Schroth (1798–1856) zurückgeht. Schroth entwickelte seine Kurmethode etwa 1820 im Selbstversuch, nachdem er durch den Huftritt eines Pferdes schwer am Knie verletzt worden war, so dass es steif blieb. Er legte nasskalte Umschläge auf und erzielte eine Besserung. Seine Schlussfolgerung: „In feuchter Wärme gedeiht Holz, Frucht und Wein, selbst Fleisch und Bein". Meyers Konversationslexikon von 1898 beschreibt die Schrothsche Kur als „Heilverfahren, bei welchem der Kranke längere Zeit hindurch mit altbackener Semmel und dickem Brei aus Reis, Grieß, Hirse, Buchweizengrütze ernährt wird. Als Getränk dient früh und abends ein Gläschen Wein, an jedem dritten oder vierten Tag erhält der Kranke 2 bis 3 Stunden nach der Mittagsmahlzeit (Pudding mit Weinsauce) so viel Wein, wie er trinken mag. Nachts liegt der Kranke in nassen Tüchern. Diese Kur, wie sie auch in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts im Hotel Bärenstein angeboten wurde, sollte der Entschlackung, Entgiftung und Gewichtsreduktion dienen. Unter Medizinern und Ernährungswissenschaftlern ist sie umstritten. (Quelle: Wikipedia)