Zwei Schwimmbäder in Bad Meinberg sind eins zu viel

Horn-Bad Meinberg. Seit dem Frühjahr 2022 ist das Bad Meinberger Badehaus wegen Insolvenz geschlossen. Im Dezember hat die Stadt Grundstück und Immobilie gekauft. Durch die für Ende März angekündigte Schließung des WellVita-Fitnessclubs hat sich die Lage gerade noch einmal verschärft. Dessen Therapiebecken im Yoga-Vidya-Haus "Shanti" war bislang das einzig verbliebene für Gesundheitskurse geeignete Schwimmbecken. Regulären Badegästen bleiben nun nur noch die Schwimmhalle am Schulzentrum in Horn oder das Schwimmbecken des Waldhotels Bärenstein in Holzhausen-Externsteine.

Die LZ hat sich bei den Ratsfraktionen, bei Funktionsträgern, aber auch bei Bürgern umgehört, was sie sich für die Zukunft des Badehauses wünschen. Die CDU ist der Meinung, dass die Stadt genau nachrechnen sollte, ob sie gleichzeitig die stark sanierungsbedürftige Schwimmhalle und das Badehaus unterhalten kann. Mit Blick auf das prognostizierte jährliche Badehaus-Defizit von einer Million Euro sagt die SPD ganz klar: "Das können wir uns einfach nicht leisten." Sie setzt auf Investoren, die das Areal touristisch entwickeln.

CDU-Antrag: Neubau Schwimmhalle in Bad Meinberg prüfen In einem Antrag an den Rat fordern die Christdemokraten, dass geprüft wird, ob mit dem Grundschulneubau in Bad Meinberg auch der Neubau eines Hallenschwimmbeckens dort verbunden werden kann. Eine Hallenschwimmlösung brauche Horn-Bad Meinberg für das Schul- und Freizeitschwimmen und auch um Gäste von außerhalb zu locken, sagt Dr. Alexander Martin und das sehen auch die anderen Ratsfraktionen so. "Wo sollen die Kinder schwimmen lernen, wenn kein Bad zur Verfügung steht? Wo bitte sollen sich die Kur- und Erholungsgäste unseres Kurortes nach Wandern und Fahrradfahren entspannen?", fragt Diana Vorndamme, Vorsitzende des Bad Meinberg e.V..

"Der Ortsteil Bad Meinberg ohne ein Bad wird die Abwärtsspirale beschleunigen", schreibt Lena Gerke, Fraktionsvorsitzende der Grünen. Als Schulschwimmbecken sei das Badehaus nicht ideal, aber durchaus nutzbar, findet sie. Die Schwimmhalle in Horn für prognostizierte vier Millionen Euro zu sanieren, sei nicht sinnvoll. Mittelfristig müsse man in Horn wohl für zwei Millionen neu bauen, wenn man Schulschwimmen weiter anbieten wolle. Aber: "Können wir in Horn ernsthaft einen so teuren Neubau auch nur in Erwägung ziehen und das Bad Meinberger Badehaus 'über die Klippe schicken'?", fragt Gerke. Frank Kuhlmann (Bürgerbündnis) schlägt vor, den Kreis, dessen Förderschulen die Schwimmhalle auch nutzen, um einen Zuschuss für deren Neubau zu bitten.

Grüne: Mangelhaftes Gutachten Vielleicht seien Patenschaften für das Badehaus ein Lösung, schlägt Gerke vor. Ein Förderverein könne gegründet werden. Im "mangelhaften" Gutachten zum Badehaus seien kostenmindernde Faktoren wie das Blockheizkraftwerk, verminderte Wasserkosten und Einnahmen aus der Photovoltaikanlage nicht berücksichtigt, greift sie das prognostizierte jährliche Defizit von einer Million Euro an. Auch eine begrenzte Schließung des Außenbeckens sei sinnvoll. Schließlich mache allein dessen Betrieb zwei Drittel der Energiekosten aus.

Die Grünen hätten auch eine Finanzierungsmöglichkeit für das Badehaus durch den Verkauf von Windstrom gesehen. Man habe die reelle Chance gehabt, beim Windpark Belle einzusteigen, schreibt Gerke und wirft der Stadtverwaltung vor, nicht kreativ und mutig genug nach Lösungen zu suchen. Frank Kuhlmann weist darauf hin, dass sich in der Nähe des Badehauses eine Solequelle befindet. "Der Landesverband hat sie damals - aus Rücksicht auf Bad Salzuflen - nicht genutzt, aber wir könnten sie jetzt vielleicht für die finanzielle Tragfähigkeit des Badehauses gebrauchen."

CDU wünscht sich schnelle Lösung Wichtig sei es nun, schnell (!) Lösungsperspektiven zu entwickeln, schreibt die CDU. Mit ihrem Antrag möchte sie das Thema Badehaus auf die Tagesordnung der Ratssitzung am Donnerstag bringen, denn mit den von der Stadtverwaltung im Haushaltsentwurf für 2023 vorgeschlagenen 250.000 Euro für die Sanierung oder den Neubau der Schwimmhalle "wäre jede Diskussion um die Zukunft des Badehauses obsolet", findet Martin. Die CDU fordert in ihrem Antrag, stattdessen diese Summe als Mittel für das städtische Schwimmen insgesamt umzuwidmen. Von den Grünen gibt es einen ähnlichen Antrag an den Rat.

Diana Vordamme stellt die im Raum stehenden Sanierungskosten von 3,9 Millionen Euro für das Badehaus in Frage: "Vertreter der Stadt und der Politik sollten einmal zusammen mit einer örtlichen Fachfirma das Badehaus in Augenschein nehmen und die Firmen auf die notwendigsten Investitionen und Reparaturen ansprechen." Schließlich betreue die Firma Tille / Titotec auch die drei großen Immobilien von Yoga Vidya. "Da dürfte es doch auch möglich sein, so ein viel kleineres Badehaus in Schuss zu bringen ohne dass zuvor zehntausende Euro in teure Gutachten fließen."

Kurdirektor: "Der Standard ist heute nicht mehr der Reiseanlass" Kurdirektor Thorsten Brandt wünscht sich ein Hotel neben dem Badehaus. "Das würde die Übernachtungsqualität im Ort erhöhen, als Urlaubsdestination und Gesundheitsstandort." Im Wellnessbereich werde nach Vier-Sterne-Hotels gefragt. Und Wellness mit medizinischem Hintergrund sowie Kosmetik lasse sich gut vermarkten. Das derzeitige Angebot sei dafür aber nicht ausreichend. "Man braucht einen Betreiber und einen Architekten, die verstehen, was die Menschen wollen. Der Standard ist heute nicht mehr der Reiseanlass."

"Ein Hotel in der Nähe des Badehauses wäre ein wünschenswerter Glücksgriff", schreibt Celil Celik für die SPD-Ratsfraktion. "Unsere Voraussetzung dabei ist die Öffentlichkeit. Das bedeutet, dass die Bürgerinnen und Bürger, auch bei einem Verkauf oder einer Verpachtung an einen Investor, im Badehaus wieder künftig schwimmen können sollen." Das wünschen sich auch die Grünen. Und auch sie sehen in einem Hotel neben dem Bad einen "großen Gewinn".

Die Linke vermutet einen längeren Leerstand Ein Bettenhaus, das vor allem Unterbringungsbedarf befriedigen soll, sieht die CDU kritisch. Sie möchte Bad Meinbergs Pensionsbetreibern nicht die Butter vom Brot nehmen. Diana Vorndamme hingegen findet: "Ein Hotel mit einem Schwimmbad nebenan ist sicher für alle Beteiligten eine Win-Win Situation." Das sieht Diana Ammer (Die Linke) ganz anders: "Das Warten auf einen großen imaginären Investor, der ja auch erst einmal das ehemalige Hotel Stern (130 Zimmer inklusive Badelandschaft) übernehmen könnte, halte ich für naiv und hat auch an anderer Stelle traurige Tradition." Es sei zu erwarten, dass das Badehaus auf absehbare Zeit ungenutzt bleibe.

Verschiedene Horn-Bad Meinberger Bürger wünschen sich unisono, dass das Badehaus wieder aufmacht. "Es wird so viel Geld verplempert, aber da, wo es darauf ankommt, nicht", heißt es beispielsweise aus Holzhausen-Externsteine. "Horn und Bad Meinberg sind doch tot und müssen attraktiver werden", findet Wolfgang Meier aus Horn. Die Stadt solle sehen, wo sie die höchsten Zuschüsse bekommen könne. "Wie lange steht der Kotzenbergsche Hof nun schon so?", fragt er. "Da wollten sie doch schon vor zehn Jahren was machen. Hoffentlich wird das nicht auch in Bad Meinberg so."

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