Rosenhof in Fromhausen: Mit Eseln auf Kuschelkurs

Horn-Bad Meinberg/Fromhausen. Entgegen der landläufigen Meinung sind Esel keine störrischen Tiere, sondern enorm schlau und einfühlsam. Der Umgang mit ihnen stärkt das Selbstbewusstsein, mildert Ängste und verhilft Menschen an ihrer Seite zu mehr innerer Ruhe. Das weiß auch Ralf Pieper vom Rosenhof in Fromhausen . Seit rund 15 Jahren beschäftigt er sich mit den Tieren. Längst kennt er sie wie kaum ein Zweiter. Von seinem Hof aus bietet er mittlerweile ganz besondere Esel-Wanderungen an.

Die Wandertouren mit den vier Eseln "Anton", "Josef", "Leopold" und "Alfred" habe er in Eigenregie ausgearbeitet. Kilometertechnisch sind es kurze Touren. Angefangen von einer Schnupperrunde um den Hof, über eine Wanderung zu den Externsteinen bis hin zu einer Tour an den Lavendelfeldern entlang, dem Sommerhighlight im Programm. "Wenn man vom Hof bis zu den Externsteinen wandert, ist es nicht weit, dennoch dauert es drei, vier Stunden. Die Esel laufen ihr eigenes, ruhiges Tempo."

Und sie lassen sich nicht hetzen. Optimalerweise führen zwei Personen einen Esel - unter anderem, um dessen Fresslust im Zaum zu halten. "Man muss ihnen volle Aufmerksamkeit schenken. Sie sind keine Tiere, die einfach ihr Programm abspulen", erklärt Pieper. Die Wanderungen seien daher immer auch eine Art Workshop zum Thema Tierverständigung. Unter anderem hilft das Menschen dabei, zu lernen, sich auf ein Gegenüber einzulassen oder Ängste loszuwerden.

Teilnehmer kommen aus Hamburg und Berlin Schnell wurde Pieper deutlich, dass es viele Menschen gibt, die seine Begeisterung für die Tiere teilen. "Die Leute kommen von weit her. Aus Hamburg, Berlin, aus dem Ruhrgebiet, aber natürlich viele auch aus der Region." Auch das Klinikum Lippe sei schon mit Psychosomatik-Patienten auf Eselwanderung gegangen, ebenso Insassen der Justizvollzugsanstalt Bielefeld-Senne. "Es gibt auch viele Leute, die einfach Zeit mit den Eseln verbringen wollen." Deswegen bietet der Rosenhof auch eine Kuschelzeit mit den Tieren an. Sitzgelegenheiten und Putzzeug stünden bereit, ansonsten seien die Menschen mit den Tieren auf sich allein gestellt. "Ich kann beim Esel nichts erzwingen. Wenn ich aber offen, ehrlich, ruhig und gelassen bin, lässt mich das Tier in seine Privatsphäre hinein."Für Pieper selbst hat die Faszination mit einem Fernsehbeitrag im WDR angefangen. "Darin ging es um Menschen und wie sie mit ihren Eseln gewandert sind. Das hat mich total gefesselt." Schnell war Pieper klar: Das möchte er auch machen. "Wie das so ist, habe ich das Ganze erst einmal eine ganze Zeit lang vor mir hergeschoben. Die Idee war aber nie ganz weg." 2015 übernahm Pieper dann den Rosenhof in Fromhausen, hielt dort Pensionspferde. Noch einmal fünf Jahre später erinnerte er sich dann an die Esel, durchsuchte Kleinanzeigen und schaffte sich kurzerhand einen eigenen an - obwohl er bis dato kaum etwas über die Eselhaltung wusste.

Esel sind "nicht wasserfest" Mit "Anton" fing alles an. Zu der Zeit, als Pieper seinen ersten Esel von einem Hof in Braunschweig nach Fromhausen holte, hatte der Wallach bereits ein bewegtes Leben hinter sich. "Anton" habe in einem Streichelzoo gelebt und sei später dann auf den Reiterhof gekommen. "Er stand ziemlich abseits und abgerockt in der Box. Ich war unsicher, ob ich ihn mir antun sollte", sagt Pieper. Er entschied sich dafür, kannte sich mit der Haltung der Tiere aber nur geringfügig aus. "Ich dachte, ich halte ja schon Pferde. Da wird das mit einem Esel schon irgendwie gehen", erinnert sich Pieper.

Esel gehören zwar zur Familie der Pferde, benötigen aber eine angepasste Haltung. Der Esel ist "nicht wasserfest", wie Pieper sagt, er hasst Regen. Er ist auch kein Fluchttier, sondern denkt viel nach und ist hochintelligent. "Anton" war darüber hinaus lange verrückt nach Ziegen. Pieper: "Er muss lange unter Ziegen gelebt haben. Mittlerweile hat er aber kapiert, dass er selbst keine Ziege ist."

Heute ist "Anton" der Mentor der Eselgruppe auf dem Rosenhof. Da Esel nicht allein gehalten würden, seien auf dem Rosenhof prompt noch drei weitere Artgenossen hinzugekommen. Künftig würde Pieper mit ihnen gerne auch Mehrtagestouren anbieten. Auch eine Wanderung zum Naturfreundehaus in Veldrom sei in Planung. Womöglich ja schon im kommenden Sommer. Denn fest steht: Die Eselwanderungen sind vor allem etwas für die schöne Jahreszeit.

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