Kreis Lippe. Rückmeldung aus Düsseldorf: SPD-Landtagsabgeordneter Dennis Maelzer hat Antwort auf seine Kleine Anfrage zur Problematik der Verschickungskinder bekommen. Wie berichtet, hatte Maelzer von Betroffenen gehört, die in den 50er, 60er und 70er Jahren als erholungsbedürftige Steppkes üble Dinge in deutschen Kindererholungsheimen erlebt haben und nachgehakt.
Nach Zeitzeugenberichten haben Kinder nicht nur Demütigungen ertragen müssen, sondern auch drakonische Strafen und Zwangsernährung. Die Antwort ist allerdings wenig erhellend. Noch in den 50er und 60er Jahren sei körperliche Züchtigung von Kindern als Erziehungsmittel gesellschaftlich akzeptiert gewesen. „Redeverbote, Essenszwang" und „systematische Misshandlung und Demütigung", seien jedoch als „schwarze Pädagogik" zu keiner Zeit geeignete Erziehungsmethoden. Was die Landesregierung über die psychischen und physischen Folgen für so genannte „Verschickungskinder" wisse, basiere im Wesentlichen auf Berichten der „Initiative Verschickungskinder", Daten und weitere Informationen zu Kur- oder Kindererholungsheimen in NRW lägen nicht vor.
Schwarze Pädagogik
„Die ganz überwiegende Anzahl der Kurheime für Kinder dürfte sich in Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Baden-Württemberg befunden haben", heißt es. Aus Sicht der Landesregierung sei der Wunsch der ehemaligen „Verschickungskinder" nach Aufarbeitung der damaligen Vorkommnisse „nachvollziehbar und wird unterstützt".
Über das Ausmaß der Vorkommnisse und die Anzahl der Betroffenen liegen keine genauen Erkenntnisse vor. Die Landesregierung setze sich für eine bundesweite Aufarbeitung des Themas ein. Möglicherweise hätten einige Betroffene Anspruch nach dem Opferentschädigungsgesetz in Verbindung mit dem Bundesversorgungsgesetz.
Treffen der Opfer in Düsseldorf geplant
Für Dennis Maelzer ist die von Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann unterschriebene Erklärung allerdings wenig befriedigend. „Wir wissen ja, wie schwer es Missbrauchsopfer in öffentlichen Erziehungsanstalten hatten, Entschädigung zu bekommen, das wird hier sicher ähnlich sein." Er will das Thema nicht auf sich beruhen lassen und hat sich mit der Initiative Verschickungskinder in Verbindung gesetzt, um eventuell ein NRW-weites Treffen in Düsseldorf zu initiieren.
Nach dem LZ-Bericht über Maelzers Initiative in Sachen Verschickungskinder haben sich diverse Betroffene bei der LZ gemeldet und ihre eigenen Erfahrungen geschildert. Einige davon betreffen übrigens auch das Haus Detmold, das der Kreis Lippe seit den 50er Jahren auf Norderney betrieben hat.