Rettungsschirm für den Busverkehr - Kreis will Linienplan halten

Kreis Lippe . Pläne mit Buslinien sind am schönsten, wenn möglichst viele Orte auch angefahren werden. Das setzt voraus, dass sich das auch rechnet. In Pandemie-Zeiten ist eines klar: Es rechnet sich nicht. Achim Oberwöhrmeier, Geschäftsführer der Kommunalen Verkehrsgesellschaft Lippe, hatte im Kreisausschuss einen abgespeckten Linienplan vorgelegt. Eine Woche später weiß er, dass der Kreistag keinesfalls will, dass der ÖPNV ausgedünnt wird. 1,5 Millionen Euro stehen mindestens im nächsten Jahr bereit, um Ausfälle auszugleichen.

Noch ist das Jahr nicht zu Ende, aber nach ersten Schätzungen wird ein Minus von einer Millionen Euro erwartet. Doch da hilft das Land NRW, das bereits angekündigt hat, Ausfälle zu übernehmen. Jetzt geht es mit Corona weiter, ein Ende ist nicht in Sicht – aber es muss gehandelt werden. &bdquo;Wir müssten die Busse für das kommende Jahr abbestellen. Machen wir das zu spät, dann müssen wir die Verträge auch erfüllen", erklärt Achim Oberwöhrmeier. Er geht davon aus, dass sich die Einnahmen halbieren könnten.

Deutlich weniger Menschen nutzen den Bus, die Furcht vor Ansteckung, veränderte Arbeitsbedingungen, Stichwort Homeoffice, Schulschließungen und vieles mehr gehören zu den Gründen. Und einiges wird trotzdem teurer. Zusätzliche Busse werden für den Schülerverkehr eingesetzt, die Kinder sollen nicht zu dicht gedrängt im Bus transportiert werden. Auf besonders stark frequentierten Linien kommen zusätzliche Fahrzeuge zum Einsatz – die auch zusätzlich finanziert werden müssen. Bis Ende 2020 kann die KVG Lippe zusätzlich acht Busse für den Schülerverkehr einsetzen, weitere sollen bestellt werden. Ursprünglich hatte das Ministerium für Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen die zusätzlichen Busse für den Schülerverkehr bis zu den Herbstferien zugesagt. Jetzt besteht Planungssicherheit bis Ende des Jahres 2020.

Rotstift wird nicht angesetzt Der Kreistag hat mit breiter Mehrheit dafür gestimmt, auf den anderen Linien im kommenden Jahr nicht den Rotstift anzusetzen. Wäre es so gekommen, hätte das ÖPNV-Angebot das Niveau des Jahres 2002 gehabt. &bdquo;Vieles von dem, was wir in den Jahren aufgebaut haben, wäre weg gewesen. Es überzeugt Menschen nicht, das Auto stehen zu lassen, wenn es keine verlässliche Alternative gibt", sagt Oberwöhrmeier. Die Fahrgäste reagierten sehr sensibel und seien als Kunden schnell verloren, &bdquo;wenn die Leistungen schlagartig und vollständig entfallen." Durch die Aufstockung des Budgets werde ein weiteres wichtiges Zeichen für das ÖPNV-Angebot gesetzt.

Verträge für das ÖPNV-Angebot können, abgestimmt auf den Fahrplanwechsel im Frühjahr und Winter, zweimal im Jahr angepasst werden. Turnusgemäß laufen aktuell die Planungen für die Angebote ab dem Frühjahr 2021. Und klar ist auch, dass es Veränderungen geben wird. Dort, wo die Nachfrage sehr gering ist, soll auch nicht weiter investiert werden.

Ein Beispiel ist die Linie von Oerlinghausen nach Hörste, die als Modellprojekt für zwei Jahre eingeführt wurde. &bdquo;Die Stadtwerke Oerlinghausen hatten sich dafür eingesetzt, aber es zeigt sich, dass das nicht angenommen wird", sagt Oberwöhrmeier. Ob die 939 weitergeführt werde, stehe noch nicht fest. Derzeit sei man in Gesprächen mit den Verantwortlichen in der Bergstadt. Auch die Einführung eines Stundentaktes in Leopoldstal lohne sich nicht. &bdquo;Wir müssen immer erst eine Zeit durchhalten und sehen, ob es angenommen wird. Letztlich entscheiden die Fahrgäste darüber, was wir behalten können und was nicht", sagt der KVG-Geschäftsführer.

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