„Pro Bahn“ fordert mehr Kapazitäten

Kreis Lippe. Zwischen Bielefeld-Ost und Lage kommt die Oberleitung wohl irgendwann in der zweiten Hälfte der 2020er Jahre – aus Sicht von &bdquo;Pro Bahn" hätte das schneller gehen können. &bdquo;Wir bedauern die erneut eingetretene zeitliche Verzögerung", betont Dr. Rudolf Hüls, stellvertretender Bezirksvorsitzender des Fahrgastverbands in OWL, und kritisiert den Kreis Lippe.

Nach Hüls Einschätzung wird es bestimmt bis zum Jahr 2027 dauern, bis zwischen Bielefeld und Lage keine Dieselzüge mehr fahren. Die Zeit sollten die Verantwortlichen aus Sicht von &bdquo;Pro Bahn" nutzen, um einige Verbesserungen im lippischen Schienennetz umzusetzen – auch um etwas gegen die wieder zunehmenden Verspätungen zu tun.

Denn die sind nach Beobachtungen von Rudolf Hüls &bdquo;nach einer relativ kurzen Beruhigungsphase" aktuell wieder ein Thema. Er berichtet von Verspätungen von teils zwischen 20 und 30 Minuten auf den Verbindungen durch Lippe. Damit seien für viele Reisende aus Lippe die Anschlüsse an den Fernverkehr in Herford weg. Laut &bdquo;Pro Bahn" lief es wegen des Lockdowns bis vor ein paar Wochen noch besser. In Teilen sei die Schieneninfrastruktur im Kreis der Grund für sich aufschaukelnde Verspätungen.

&bdquo;Pro Bahn" erneuert deshalb die Forderung, die Gleiskapazitäten möglichst schnell zu verbessern. So erinnert Hüls an die &bdquo;unbestrittene" Notwendigkeit, wieder ein Begegnungsgleis in Höhe Ehlenbruch einzurichten. Zwischen Sylbach und Schötmar müsse die Strecke zweigleisig werden, im Bahnhof Lage sollen Änderungen bei den Weichen her. Dann sei auch eine durchgehende Verbindung zwischen Lemgo und Herford möglich. Zugleich müsse man auch an den Güterverkehr auf der Bahn denken, meint Hüls.

&bdquo;Es war mal vom Jahr 2025 die Rede"

Nicht schneller, sondern langsamer geht es zum Leidwesen von &bdquo;Pro Bahn" aber bei der Umsetzung der Elektrifizierung. &bdquo;Es war mal vom Jahr 2025 die Rede", so Hüls. Er macht dafür den &bdquo;langatmigen Dienstweg" mit verschiedenen beteiligten Institutionen verantwortlich, kritisiert aber auch, dass Landrat Dr. Axel Lehmann zu zögerlich agiert habe. Von Lehmann sei beim Thema Elektrifizierung wenig zu hören gewesen.

Dieser betont dagegen, der Kreis sei insbesondere mit dem zuständigen Zweckverband Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) in Unna &bdquo;schon seit Jahren in Gesprächen" und werbe intensiv für die Elektrifizierung der Strecke. Letztendlich habe die Deutsche Bahn, die die Schieneninfrastruktur verantwortet, aber ihre eigene Planung, &bdquo;die wir als Kreis Lippe nicht diktieren können", betont der Landrat.

Stattdessen habe er sich im vergangenen Jahr für die Einrichtung eines Schnellbusses zwischen Lage und Lemgo eingesetzt. Lehmann: &bdquo;Dieser kommt nunmehr. So kann auch für die Übergangszeit ein 30-Minuten-Takt von Lemgo nach Bielefeld quasi sichergestellt werden." An anderer Stelle sind der Fahrgastverband und der Landrat aber einer Meinung: Im Kreis gebe es generell Verbesserungsbedarf bei der Schieneninfrastruktur, heißt es aus dem Kreishaus.

Derweil bedauert &bdquo;Pro Bahn", dass die Oberleitung bis Lage, aber nicht bis nach Lemgo gebaut werden soll. Hüls: &bdquo;Es gibt eine Faustregel, die besagt, dass eine Elektrifizierung bei einer halbstündlichen Bedienung sinnvoll ist." Der Fahrdraht bis Lemgo wäre aus Sicht von &bdquo;Pro Bahn" überdies ein &bdquo;sinnvoller erster Schritt", zumal die Reaktivierung der Begatalbahn in der Mache sei. Weil die Strecke weiter bis Hameln ja leider abgebaut sei, bringt &bdquo;Pro Bahn" auf lange Sicht erneut den Weiterbau der Begatalbahn über Lügde nach Bad Pyrmont ins Spiel. Der NWL hatte die Entscheidung zur Oberleitung damit begründet, dass sie nur bis Lage wirtschaftlich sei.

&bdquo;Schienen liegen dort ja"

Wenn es nun Verzögerungen bei der Elektrifizierung gebe, sollte die Zeit aus Hüls Sicht genutzt werden, um anderes vorzuziehen. So die Verlängerung der Strecke in Lemgo vom Lüttfeld bis Brake – &bdquo;Schienen liegen dort ja". Bei der Reaktivierung der Begatalbahn werde man ohnehin ein zweites Gleis als Ausweichgleis in Brake brauchen – &bdquo;und es liegt dort ja noch verborgen". &bdquo;Pro Bahn" schlägt vor, dort gleich einen Haltepunkt einzurichten. Zugleich könnte dieses Gleis genutzt werden, um die Akkutriebwagen wieder aufzuladen, die einmal zwischen Lage und Barntrup fahren sollen. Hin und zurück seien es 60 Kilometer. &bdquo;Das können die Akkus schaffen, dann darf es aber keinen kalten Winter geben", spielt Hüls auf die Batteriekapazitäten an.

Für wie realistisch hält Hüls die Vorschläge angesichts der Kosten? &bdquo;Auch Verspätungen kosten Geld", gibt der stellvertretende OWL-Chef des Fahrgastverbands zurück. Nur die Strecke Bielefeld-Ost–Lage zu elektrifizieren, sei zu wenig. Und die Verwirklichungschancen der anderen Projekte sind gut. Nach Angaben von Uli Beele vom NWL haben die dortigen Planer sowohl das Ausweichgleis in Ehlenbruch als auch die Weichenänderungen am Bahnhof Lage und die Zweigleisigkeit zwischen Schötmar und Sylbach auf dem Schirm. &bdquo;Alle Punkte sind in den Mittel- und Langfristplanungen vorhanden." Nur wann sie umgesetzt werden, ist bislang offen.

Besserer Takt von Salzuflen nach Bielefeld

Bad Salzuflen soll auf der Schiene deutlich besser an Herford und Bielefeld angeschlossen werden: Nach Informationen des Fahrgastverbandes &bdquo;Pro Bahn" ist ein Halbstundentakt zwischen Bad Salzuflen und Herford geplant.

&bdquo;Unseres Wissens wird das spätestens zum übernächsten Fahrplanwechsel eingeführt", sagt Dr. Rudolf Hüls, stellvertretender &bdquo;Pro-Bahn"-Bezirksvorsitzender für OWL. Demnach käme die Verbesserung spätestens zum Dezember 2022. Doch nach Auskunft des zuständigen Zweckverbands Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) in Unna muss daran ein großes Fragezeichen gemacht werden. Mit anderen Worten: Der Halbstundentakt wird später kommen.

Zurzeit fährt jede Stunde ein Zug der &bdquo;Ostwestfalen-Bahn" (Regionalbahn 72) von Bad Salzuflen nach Herford. Dieser Takt soll verdoppelt werden. Nach Hüls Angaben ist sogar einmal stündlich eine umsteigefreie Verbindung aus der Kurstadt nach Bielefeld geplant. Der Triebwagen der &bdquo;Ostwestfalen-Bahn" würde dann im Herforder Bahnhof an den Triebwagen der Linie aus Rahden gekoppelt. Zur jeweils anderen halben Stunde müssten Fahrgäste aus Bad Salzuflen Richtung Bielefeld dann wie bisher umsteigen, jedoch wären die Verbindungen weiter so getaktet, dass im Herforder Bahnhof kein langes Warten notwendig sein soll.

Die von &bdquo;Pro Bahn" geschilderten Pläne gebe es, bestätigt NWL-Pressesprecher Uli Beele. &bdquo;Sie sind Teil der mittel- bis langfristigen Gesamtplanung, aber nicht zum Greifen nahe." Dass die Taktverdopplung im Dezember 2022 eingeführt werde, könne er nicht bestätigen. Eher werde es deutlich länger dauern.

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