Windkraft auf der Gauseköte: Berlebecker machen mobil

Detmold-Berlebeck . K aum ein Thema wird in Lippe so kontrovers diskutiert wie das Vorhaben von Stephan Prinz zur Lippe, auf der Gauseköte 13 Windräder errichten zu lassen. In Berlebeck gründet sich nun eine Bürgerinitiative gegen die Pläne. Plakate in der Innenstadt und in Berlebeck sind erste Aktionen.

&bdquo;Bitte kommt zur Vernunft", ist auf ihnen zu lesen, daneben sind ein Weißkopfseeadler im Landeanflug und die Teuto-Silhouette mit überdimensionalen Rotoren zu sehen – eine klare Anspielung auf die Adlerwarte, deren Existenz die Initiative gefährdet sieht. &bdquo;Eine Flugschau, Hauptattraktion der Adlerwarte, wird nicht mehr möglich sein", sagt Sebastian Benz.

Großes Interesse an der BI

Aber ihm und den Mit-Initiatoren der Bürgerinitiative – nach eigenen Angaben zeigen in Sozialen Netzwerken und Messenger-Gruppen schon mehr als 1000 Lipper Interesse – geht es um viel mehr als um die Zukunft der Greife. Sie verstehen die Standortwahl nicht. &bdquo;Ich bin seit mehr als 20 Jahren im Bereich der Energieerzeugung tätig, darunter sechs Jahre im Offshore-Geschäft. Ich weiß, wovon ich rede."

Dass mehr erneuerbare Energie produziert werden müsse, sei unstrittig. Verfügbare Flächen für die Produktion von Sonnen- und Windenergie zu finden, sei eine große Herausforderung. Allerdings seien Rotoren am besten auf dem Meer aufgehoben, auch wenn das Stromtransportproblem zu lösen sei. Auch ein &bdquo;Repowering", also eine Erneuerung bereits bestehender Windkraftanlagen, sei effektiver und effizienter, als neue zu bauen – dies belegten zahlreiche Studien. &bdquo;Und wenn schon neue Windkraftanlagen gebaut werden müssen, dann bitte auf sinnvollen Standorten."

Webseite in Planung

Das Bundesamt für Naturschutz sieht 3,6 Prozent der deutschen Bodenfläche für die Windenergienutzung geeignet. Es sei wichtig, den Natur- und Landschaftsschutz frühzeitig zu berücksichtigen und schreibt: &bdquo;Die Lösung von Konflikten ist nicht allein im Rahmen der Genehmigung konkreter Projekte möglich." Eben solche Konflikte sehen die Initiatoren des Berlebecker Protestes in den Plänen: Die Windkraftanlagen würden den Wald komplett verändern, und zwar nicht nur dessen Silhouette, sondern auch wegen notwendiger Rodungsschneisen, um Wege für schwere Baufahrzeuge zu schaffen, wegen der Betonfundamente oder der Trassen zur Einspeisestation.

Und: Die Anlagen lägen in einem Gebiet der Trinkwassergewinnung und inmitten des Vogelzuggebietes Gauseköte , die Wanderwege hätten europäischen Rang. Benz: &bdquo;Dass außerdem die lippische Postkartenidylle hinüber ist, mag ja Geschmackssache sein – aber schöne Landschaften sind nun mal entscheidend für Touristen. Auch darüber gibt es Untersuchungen."

Natürlich spreche niemand Stephan Prinz zur Lippe berechtigte wirtschaftliche Interessen ab. Allerdings sei die Frage nach dem &bdquo;Warum auf der Gauseköte ?" nicht zufriedenstellend beantwortet worden. Die Initiative will sich nun eine Rechtsform geben und breit aufstellen. Eine Webseite ist in Planung. Sebastian Benz ist unter info@naturfreunde-teuto.de zu erreichen.

Adlerwarte fehlt im Gutachten

Die Stadt Detmold wird den Kreis bitten, das von &bdquo;Westfalenwind" erstellte Artenschutzgutachten für die Genehmigung der Windkraftanlagen ergänzen zu lassen. Die Adlerwarte, eine städtische Einrichtung, sei in dem Gutachten kein Thema.&bdquo;Das Gutachten liegt der Stadt Detmold vor", schreibt Marius Rolle, Referent für Presse-und Öffentlichkeitsarbeit, auf Anfrage der LZ. &bdquo;Auf die Adlerwarte in Berlebeck mit den Freiflügen der dort gehaltenen und gepflegten Tiere nimmt es keinen Bezug." Der Flug der Vögel werde durch Wind und Thermik beeinflusst. &bdquo;Eine ausschließliche Ausbildung der Vögel ist in einem begrenzten Flugkorridor nicht möglich", stellt die Stadt klar.

Das Artenschutzgutachten ist eines der vielen Gutachten, die Westfalenwind vorlegen musste, und die der Kreis prüft. &bdquo;Nach dem Bundesnaturschutzgesetz ist es verboten, wild lebende Tiere der europäischen Vogelarten erheblich zu stören. Daher gehört ein Artenschutzgutachten zu obligatorischen Unterlagen bei Anträgen zur Errichtung von Windenergieanlagen", erklärt Roll das Verfahren.

Allein zuständig über die Zulässigkeit des Bauvorhabens auf dem Teuto ist der Kreis. &bdquo;Obligatorische Unterlagen" sind unter anderem zu den Bereichen Anlagensicherheit, Wasserschutz, Abfallrecht, Abwasser, Brandschutz, Arbeitsschutz, Schallimmissionen, Schattenwurf, Artenschutz, FFH-Verträglichkeit oder Umweltverträglichkeit notwendig. Wie berichtet, hat der Kreis beim Antragsteller Westfalenwind bereits Unterlagen zu den Themen Denkmalschutz und Flugsicherheit nachgefordert. Die Papiere sollen Ende September vollständig sein und dann einen Monat lang einzusehen sein.

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