Lichtblick im Verwaltungsdschungel: So helfen diese Lipperinnen Familien

Kreis Lippe. Wenn das eigene Kind Hilfe braucht, wenn es emotional, geistig oder körperlich beeinträchtigt ist, stoßen Eltern schnell an ihre Grenzen. Was kann ich tun, was für Hilfen gibt es - und wie komme ich an die ran? Zwei, die da weiterhelfen können, sind Monika Heel und Sabine Hilkemeier, die neuen Verfahrenslotsinnen beim Kreis. Doch wer sind die eigentlich und was machen die?

&bdquo;Wir sind ein super Team und ergänzen uns“, klingt es unisono von beiden, während sie sich anlachen. Sympathisch sind sie, aber eben auch vom Fach. Mit unterschiedlichem Hintergrund, aber jeweils Mütter. Sie sind Lotsen im besten Sinne: &bdquo;Wir helfen Familien durch den Verwaltungsdschungel“, bringt es Sabine Hilkemeier auf den Punkt. Dabei können sie selbst nicht jedes Problem lösen, aber Hilfen vermitteln, zuhören, die Sorgen der Menschen ernst nehmen. &bdquo;Wir begleiten die Familien auch über einen längeren Zeitraum“, ergänzt Monika Heel, &bdquo;die Menschen können sich verlässlich an uns wenden.“ Und zwar junge Menschen mit (drohender) Behinderung bis 27 Jahren oder ihre Familien, die Eingliederungshilfen erhalten möchten.

Neutral und unabhängig Denn wer findet sich schon in den zahlreichen Verwaltungsvorschriften zurecht, weiß auf Anhieb, wo er was beantragen kann, um etwa eine Schulbegleitung für sein behindertes Kind zu bekommen? Aber auch für die Mitarbeiter in Schule, Kita, bei Jugendamt und Co. sind Hilkemeier und Heel Ansprechpartner.

Ganz wichtig allerdings: &bdquo;Sie sind völlig unabhängig von anderen Bereichen“, betont Simone Ackermann, Leiterin des Fachgebiets Teilhabe und Netzwerke beim Kreis Lippe. Denn wird zum Beispiel einer Familie ein Antrag auf welche Hilfe auch immer abgelehnt, können Hilkemeier und Heel unvoreingenommen beim Widerspruch helfen.

Doch wie sind die beiden Frauen zu Verfahrenslotsinnen geworden? Die Stelle als solche gibt es seit Anfang des Jahres. Und als sie ausgeschrieben wurde, war für beide Frauen klar: Da bewerb ich mich. Monika Heel als gelernte Journalistin zog nach Lage und wurde Verwaltungsbeamtin, war im Personalbereich tätig und ist seit vier Jahren Inklusionsbeauftragte. Und nun zusätzlich Verfahrenslotsin - beides jeweils mit halber Stelle. Sabine Hilkemeier ist als Krankenschwester gestartet, unter anderem in der Intensivmedizin, wollte mit zwei kleinen Kinder aber raus aus dem Schichtdienst. Sie studierte Heilpädagogik und Case-Management und fing dann beim Kreis an. &bdquo;Ein Glücksfall für uns, den man sich so nicht stricken kann“, sagt auch ihre Vorgesetze Simone Ackermann. Denn durch die Expertise und auch das Netzwerk, das sich beide bereits aufgebaut haben, haben sie einen guten Draht zu vielen unterschiedlichen Stellen.

Persönliche Geschichte Und sie haben beide auch eine persönliche Geschichte, die sie bewogen hat, diese Aufgabe anzunehmen: Monika Heel ist als Kind mit ihrer Familie aus Polen nach Deutschland gekommen, nur die Mutter sprach Deutsch und kümmerte sich um vieles - auch die Sachen mit den Ämtern. &bdquo;Doch das war immer mit ganz viel Unbehagen verbunden“, erinnert sie sich. Und da will sie in ihrer Funktion bei den Familien entgegenwirken.

Sabine Hilkemeiers Kinder waren Frühchen, sie war froh, Hilfe zu bekommen. Ebenso, als eines ihrer Kinder später einen Unfall hatte und auf der Intensivstation lag. Denn in solchen Ausnahmesituationen falle es schwer, sich um Anträge und Ähnliches zu kümmern. Und Simone Ackermann weiß: &bdquo;Familien mit behinderten Kindern sind nicht nur kurzfristig in solch einer Lage, sie kämpfen schon lange.“ Um Anerkennung, Teilhabe, Hilfe.

Sozialer Bereich ist weiblich Und warum Frauen? Hat sich so ergeben, die Expertise und Multiprofessionalität, die unterschiedlichen Hintergründe und Ausbildungswege der beiden waren ausschlaggebend, sagt Simone Ackermann. &bdquo;Wir hatten auch männliche Bewerber dabei, aber wenige.“ Denn auch hier zeigt sich: Der soziale Bereich ist weitgehend ein weiblicher. Und so sind im OWL-weiten Arbeitskreis der Verfahrenslotsen ganze zwei Männer vertreten.

Natürlich - bei aller Professionalität - gebe es Schicksale, die auch die beiden lippischen Verfahrenslotsinnen nicht kalt ließen. Doch die Freude an der Arbeit, das Schöne überwiege, versichern beide und grinsen. &bdquo;Es ist total abwechslungsreich, kein Fall ist wie der andere, man lernt selbst unfassbar viel dazu und entwickelt sich weiter. Und dass man manchmal auch mit Kleinigkeiten viel bewirken kann“, sagt Sabine Hilkemeier. &bdquo;Einfach den Menschen helfen zu können, zu sehen, wie dankbar und zufrieden sie sind, jemanden gefunden zu haben, der ihnen helfen kann“, ergänzt Monika Heel. Und das gebe auch ihnen viel zurück. Und das ist den beiden auch anzusehen.

Kontakt zu den Verfahrenslotsinnen gibt es unter Tel. (05231) 62-4480 oder -4482 sowie per E-Mail an m.heel@kreis-lippe.de oder s.hilkemeier@kreis-lippe.de.

Das sind Verfahrenslotsen Verfahrenslotsen gibt es seit Anfang 2024. Gesetzliche Grundlage ist Paragraf 10b SSGB VIII. Die Stellen der Verfahrenslotsinnen Monika Heel und Sabine Hilkemeier sind beim Jugendamt angesiedelt. Sie sind für alle Kommunen außer Detmold zuständig. Ihr Angebot ist freiwillig, kostenlos, vertraulich, unabhängig und neutral. Es ist aber keine Rechtsberatung.

Sie helfen Familien mit Kindern und Jugendlichen bis 27 Jahren mit einer (drohenden) Behinderung zum Beispiel die richtigen Ansprechpartner oder Hilfen/ Hilfsmittel zu finden, Formulare auszufüllen und Probleme mit Anträgen zu lösen oder auch Gespräche mit Ämtern zu führen.

Weitere Infos zu den Verfahrenslotsen in einfacher Sprache auf der Internetseite des Kreises: https://www.kreis-lippe.de/kreis-lippe/optigov?ansicht=dienstleistung&eintrag=360

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