Auf ihn hoffen Menschen mit Behinderung in Lippe ab sofort

Kreis Lippe. Ihn selber haben sie mit 52 Jahren wegen gesundheitlicher Einschränkungen &bdquo;in den Ruhestand geschickt“, wie Rolf Schnülle erzählt. Er hatte als Strafvollzugsbeamter im Herforder Gefängnis gearbeitet und wär gern noch geblieben, aber jahrelange Klagen auf Weiterbeschäftigung blieben erfolglos. &bdquo;Ich wollte eben selbst bestimmen, wann ich aufhöre. Für einen Beamten nicht so einfach“, sagt der 74-Jährige. Er weiß also, worum es geht, wenn er sich heute ehrenamtlich um die Belange der Menschen mit Behinderungen im Kreis Lippe kümmert.

Der Lemgoer, für die SPD arbeitet er im Kreistag mit, hatte die Aufgabe als Stellvertreter Michael Meiers in schwierigen Corona-Zeiten im Juli 2021 übernommen. Er sieht sich als unabhängiges Bindeglied zwischen den Bürgern und der Politik und Verwaltung im Kreis. Nach dem plötzlichen Tod Meiers im Oktober ist er nun erster Ansprechpartner, wenn es um die Koordination der Arbeit der ebenfalls ehrenamtlich arbeitenden kommunalen Behindertenbeauftragten in Lippe, Kontakte zu Verbänden, Beratungsstellen und Selbsthilfegruppen, Mitwirkung bei Planungen im Verkehrsbereich, um Anträge, Beihilfen, schlechte Busverbindungen, zu hohe Bordsteine, fehlende Toilettenschlüssel geht - kurz, um Teilhabe.

&bdquo;Ich gebe aber keine Rechtsberatung“, schränkt Schülle ein, Jurist sei er ja nicht. Es gehe immer um Hilfe zur Selbsthilfe. Auf &bdquo;kurzem Dienstweg“ Formulare weiterleiten, Infos weitergeben, Netzwerke zu nutzen hat er sich vorgenommen. &bdquo;Ich will wissen, was die Leute bewegt. Da sind enge Kontakte in einem Flächenkreis wie Lippe sehr wichtig.“ Monika Heel, die mit einer halben Stelle als Inklusionsbeauftragte beim Kreis arbeitet, erklärt: &bdquo;Wir fragen bei den Behindertenbeauftragten in den Städten und Gemeinden Themen ab, suchen nach Lösungen.“ Jeden ersten Mittwoch im Monat bietet Rolf Schnülle von 10 bis 13 Uhr im Raum 405 eine Sprechstunde im Kreishaus an, ist telefonisch erreichbar; die Social-Media-Präsenz soll verstärkt werden.

Dauerthema Mobilität Ein Dauerthema sei die Mobilität. Trotz aller Fortschritte: &bdquo;Das Bewusstsein bei vielen ist kaum vorhanden, wie problematisch es für manchen ist, von A nach B zu kommen.“ Er selber brauche mit Bus und/oder Bahn anderthalb Stunden von Lemgo zum Kreishaus nach Detmold und ist froh, noch Auto fahren zu können. Aktuelle Probleme werden mit der Kommunalen Verkehrsgesellschaft besprochen &bdquo;und manchmal sogar bewältigt“, wie Schnülle mit einem Lachen sagt.

Seine Erfahrungen in seinem Amt: Vieles ist überreguliert, vieles könnte flexibler gehandhabt werden. Einer Frau, die zur Andreasmesse im Dezember einen Schlüssel zur Behindertentoilette haben wollte, sei vom Detmolder Rathaus ein März-Termin (!) zur Bearbeitung ihrer Nachfrage genannt worden. Dies habe er auf kurzem Dienstweg regeln können. &bdquo;Das sind ja eigentlich Kleinigkeiten im Alltag. Doch fehlt es manchen leider oft an Empathie.“ Sätze wie &bdquo;Du kannst das nicht, Du darfst das nicht“, ärgern ihn, wenn’s anders ginge.

Die Stelle des Behindertenbeauftragten wird im September neu ausgeschrieben, Schnülle wirft seinen Hut wieder in den Ring. Geöffnet ist die Ausschreibung für jedermann und jede Frau, betont Monika Heel. &bdquo;Wer an der Aufgabe Interesse hat, kann sich gern melden.“

Schülle ist unter Tel: 0160 - 97 94 07 06 zu erreichen. E-Mail: rgschnuelle@gmail.com

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