Kreis Lippe. Wie können internationale Fach- und Arbeitskräfte besser und schneller in den Arbeitsmarkt und die Gesellschaft integriert werden? Diese Frage hat den Kreis, das Netzwerk Lippe, Jobcenter und Arbeitsagentur umgetrieben. Denn Fakt ist: Der demografische Wandel und der damit einhergehende Fachkräftemangel stellen Arbeitsmarkt, Wirtschaft und gesellschaftlichen Wohlstand vor große Herausforderungen. Deshalb gibt es nun das sogenannte „Welcome-Center“. Die Idee: verschiedene Behörden,Institutionen und Ansprechpartner in einer zentralen Anlaufstelle fürinternationale Fach- und Arbeitskräfte sowie Geflüchtete vereinen. Das „Welcome-Center“ soll die Menschen wie ein Kompass durch den oft nicht einfach zu durchschauenden Behörden-Dschungel weisen, erklärt Landrat Dr. Axel Lehmann in einer Pressemitteilung. „Unser gemeinsames Ziel ist es, dadurch Bürokratie abzubauen, eine gezielte Unterstützung sowie eine schnellere Integration in die Gesellschaft und in den Arbeitsmarkt zu erreichen.“ Denn davon profitierten am Ende sowohl die Menschen, die nach Lippe kommen, als auch die heimischen Unternehmen. Vernetztes Angebot ohne lange Wartezeiten Als Probelauf ist kürzlich ein provisorisches „Welcome-Center“ im Co-Working-Space imKreishaus aufgebaut worden und erlebte damit bereits seine zweite Testphase. Kolleginnen und Kollegen mehrerer Behörden hatten sich dazu im Co-Working-Space getroffen, um dort die vernetzte Zusammenarbeit in einem „Welcome-Center“ unter Realbedingungen zu erproben. Björn Schröder, Leiter der Ausländerbehörde des Kreises Lippe, zeigt sich zufrieden, gab es doch hier bereits Kunden, die zeigten, wie erfolgreich es funktionieren könne. Neben Mitarbeitern der Ausländerbehörde waren an diesem Tag auch welche des Kommunalen Integrationsmanagements (KIM), des Netzwerks Lippe, der Arbeitsagentur und des Jobcenters vor Ort. „Wir haben dazu Kundinnen und Kunden, für die solch ein vernetztes Angebot infrage kommt, gezielt vorher angeschrieben“, berichtet Daniela Brenker, Leiterin des Fachbereichs Ordnung, zu dem unter anderem die Ausländerbehörde des Kreises Lippe gehört. Die Beteiligung sei sehr gut. Beim ersten Testlauf waren 60 Prozent der Angeschriebenen gekommen, beim zweiten Test seien es bis Mittag etwas weniger. So hatte beispielsweise eine Frau aus Lügde eine mehrstündige Busfahrt auf sich genommen, um ins „Welcome-Center“ zu kommen. „Die Mutter von drei Kindern hat durch das Chancenaufenthaltsrecht die Möglichkeit bekommen, ihren Aufenthalt in Deutschland zu verfestigen – und sie möchte unbedingt arbeiten, das hat man deutlich gespürt“, erklärt Jessica Keitel, Leiterin des KIM des Kreises Lippe, die die Frau schon aus der KIM-Betreuung kannte. Da auch Kolleginnen und Kollegen des Jobcenters und der Arbeitsagentur an diesem Tag im „Welcome-Center“ vor Ort waren, konnte man mit der Frau aus Lügde „mal eben ein Büro weiter gehen“ und behördenübergreifend beraten. Gemeinsam konnten sie so offene Fragen klären und der Kundin mit einer direkten Jobperspektive als Kitahelferin oder in der OGS-Betreuung sowie mit einem durch das Netzwerk Lippe vermittelten Bewerbungstraining wieder gen Lügde schicken. „Enormer Gewinn“ „Ein tolles Beispiel, wie ein vernetztes Arbeiten der verschiedenen Behörden hier funktionieren kann“, meint Manfred Neumann vom Jobcenter. Denn: Im Normalfall hätte die Frau einen Termin bei einer der beteiligten Behörden wahrgenommen. Ist dort alles geklärt, steht oftmals der Gang zur nächsten Behörde an – und in der Regel vergehen dadurch oft Tage oder Wochen, bis ein Gespräch dort stattfinden kann. „Heute konnten wir bereits in vielen Fällen Schwierigkeiten oder Probleme kurzerhand im direkten Gespräch mit den Kollegen anderer Behörden klären – und das innerhalb von Minuten“, berichtet Ronja Flachmeyer von der Arbeitsagentur in Detmold. Genau dieses vernetzte Arbeiten untereinander ermögliche eine sehr schnelle Bearbeitung verschiedenster Fälle. „Ein enormer Gewinn für die Mitarbeitenden der einzelnen Institutionen, aber auch für die Kundinnen und Kunden“, stellt Björn Schröder fest. Nach den Testphasen sei es das Ziel, das „Welcome-Center“ zunächst einmal an einem festen Tag einmal die Woche mit offenen Sprechstunden anzubieten.