Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

Integration in Detmold: Podiumsdiskussion beleuchtet Hürden

veröffentlicht

  • 0
Auf dem Podium: Björn Schröder, Daniela Brenker, Tahssen Smoki, Frank Gockel, Charlotte Niedernolte, Jessica Keitel und Dieter Bökemeier (von links). - © Lippische Landeskirche
Auf dem Podium: Björn Schröder, Daniela Brenker, Tahssen Smoki, Frank Gockel, Charlotte Niedernolte, Jessica Keitel und Dieter Bökemeier (von links). (© Lippische Landeskirche)

Detmold. Wie geht Lippe mit Geflüchteten um? Die Sichtweisen von Ausländerbehörde, ehren- und hauptamtlicher Flüchtlingshilfe und nicht zuletzt eines ehemaligen Geflüchteten, der hier angekommen ist, sind bei einer Podiumsdiskussion im Gemeindehaus am Markt zur Sprache gekommen.

Eingeladen hatten das Kommunale Integrationsmanagement des Kreises Lippe, die Flüchtlingshilfe Lippe und die Lippische Landeskirche.

Kompliziertes Aufenthaltsrecht

Einig waren sich alle, dass das Aufenthaltsrecht viel zu kompliziert ist. Frank Gockel vom Verein Flüchtlingshilfe Lippe schilderte, dass erfolgreiche Integration, etwa durch Arbeit und die Beherrschung der deutschen Sprache, keine Sicherheit vor Abschiebung biete: „Die Angst nimmt zu“, wird Gockel in einer Pressemitteilung der Landeskirche zitiert. Immer neue Gesetze, an denen außerdem keine Fachleute mitwirkten, stünden der Integration immer mehr im Weg.

Auch Daniela Brenker, Fachbereichsleitung Ordnung der Ausländerbehörde des Kreises Lippe, räumte ein, dass der politische Wille zur Integration „nicht immer gesetzlich abgebildet“ werde und das Aufenthaltsrecht vereinfacht werden sollte.

Die Einigkeit endete laut Mitteilung bei der Frage von Frank Gockel, warum zum Beispiel auch Menschen abgeschoben werden, die Arbeit haben und die deutsche Sprache beherrschen. Er kritisierte zudem, dass rechtliche Möglichkeiten wie das Chancenaufenthaltsrecht zum Teil nicht ausreichend im Sinne der Geflüchteten angewandt würden. Die Ausländerbehörde, antwortete Daniela Brenker, sei eine Ordnungsbehörde und damit verpflichtet, Personen ohne Bleiberecht rückzuführen. „Dabei prüfen wir sehr genau, ob die Voraussetzungen erfüllt sind oder nicht.“ Und ihr Kollege Björn Schröder ergänzte: „Wir machen es uns nicht einfach. Jeder Fall ist ein Einzelfall, um den wir uns sorgfältig kümmern.“

Langer Weg zum Job

Einig war man sich wiederum darin, dass Arbeitskräfte hierzulande dringend gebraucht würden. „Die ehrenamtlich engagierte Charlotte Niedernolte erzählte die Geschichte einer Frau, die gerne als Altenpflegerin arbeiten wollte und alle Voraussetzungen dafür erfüllte – nur eine amtliche Unterschrift fehlte noch. Die Behördenmitarbeiterin verweigerte sie. Helferin Niedernolte gab nicht auf und verlangte, den Vorgesetzten zu sprechen. Der gab mit seiner Unterschrift den Weg frei. Heute ist die Frau als Altenpflegerin glücklich in ihrem Beruf“, schreibt die Landeskirche.

Einer, der es ebenfalls geschafft hat, ist Tahssen Smoki, der im Jahr 2015 aus dem Irak geflohen ist und seit Kurzem die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt. In seinem ursprünglichen Beruf als Lehrer konnte er laut Mitteilung der Landeskirche hier nicht arbeiten, deshalb studierte er Informatik und ist jetzt fest angestellt. „Ich werde niemals vergessen, was Deutschland für uns getan hat“, erklärte er und erzählte stolz von seiner Tochter, die in der Grundschule eine Klasse übersprungen hat und jetzt das Gymnasium ansteuert. Gleichwohl berichtete er von der Ungewissheit, die vielen seiner Schicksalsgenossen – so wie ihm selbst früher – zu schaffen mache. „Wir wollen ein Teil von Deutschland werden.“

Unter der Moderation von Dieter Bökemeier, Landespfarrer für Diakonie, Ökumeneund Mission, und Jessica Keitel vom Kommunalen Integrationsmanagement kam auchdas Publikum zu Wort. Dabei wurde deutlich, dass Integration ohne ehrenamtlicheUnterstützung sehr schwer ist.

Copyright © Lippische Landes-Zeitung 2025
Inhalte von lz.de sind urheberrechtlich geschützt.
Weiterverwendung nur mit Genehmigung der Chefredaktion.

Kommunalwahl-Abo

Angebot zur Kommunalwahl

5 Wochen Lippische Landes-Zeitung lesen -
gedruckt UND digital!

Jetzt bestellen
Kommunalwahl-Abo