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Sexualisierte Gewalt

Blomberger Handballerinnen wirken in Videoclip gegen Gewalt an Frauen mit

Blomberg. Sie blicken ernst in die Kamera, lassen die Stille wirken, bevor sie selbstbewusst ihre Stimmen für die gemeinsame Sache erheben. Sechs Handballerinnen der HSG Blomberg-Lippe sind Teil eines Videoclips, der mit falschen Mythen rund um sexualisierte Gewalt aufräumen und Betroffenen Mut machen soll. Kapitänin Laura Rüffieux, Alexia Hauf, Maxi Mühlner, Marie Michalczik, Ona Vegue und Nuria Bucher positionieren sich in der etwa einmütigen Sequenz entschieden gegen Gewalt an Frauen und die immer wiederkehrende Täter-Opfer-Umkehr.

Entstanden ist der Videoclip in Kooperation mit der Gleichstellungsstelle des Kreises Lippe. Die Handballerinnen nehmen darin einen zentralen Part als „starke Stimmen aus der Region“ ein, heißt es von den Machern. Die Frauen stünden für Mut, Sichtbarkeit und eine klare Botschaft, die gehört werden soll. „Sie stellen klar, dass Kleidung, Verhalten oder Umfeld niemals Gewalt rechtfertigen“, schreibt der Kreis Lippe.

Jede vierte Frau von sexualisierter Gewalt betroffen

In mehreren Sequenzen entkräften die Spielerinnen wiederkehrende Sätze und Alltagsmythen, die sexualisierte Gewalt - von der jede vierte Frau betroffen ist - bagatellisieren. „Sie ist doch selber schuld, wenn sie SO rumläuft“, heißt es etwa auf einem Plakat, das Maxi Mühlner ruhig in die Kamera hält und vorliest. Im nächsten Moment taucht ihre Spielpartnerin Marie Michalczik auf, setzt den Rotstift an und streicht das Zitat auf dem Plakat durch. „Falsch“, sagt sie bestimmt.

Zwischen den drei Szenen mit zentralen Sätzen („Sie hätte doch bloß deutlicher NEIN sagen sollen“ - „Falsch“) sind immer wieder kurze Spielszenen der Handballerinnen zu sehen. Dann sprechen die Frauen Vorurteile aus, die unter die Haut gehen. „Das glaubt mir sowieso keiner“, lautet ein Zitat. Wieder soll das „Falsch“ als prägnante Antwort Betroffenen Mut machen und ihnen zeigen, dass sie nicht allein sind.

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Der Clip will aber noch ein klein bisschen mehr. Dafür endet die Sequenz mit dem Hinweis auf die Anzeigenunabhängige Spurensicherung (ASS) im Klinikum Lippe am Standort in Detmold. „Sie ermöglicht es Betroffenen, nach der medizinischen Akut-Versorgung ebenso Tat-Spuren vertraulich sichern zu lassen – ohne sofort entscheiden zu müssen, ob sie jetzt oder später eine Anzeige erstatten möchten“, heißt es vom Kreis. Fünf Jahre bewahrt das Klinikum Lippe die gesicherten Spuren anhand einer Chiffre auf.

DNA-Spuren nach Sexualdelikten sichern

Nach einem Sexualdelikt ist es laut Klinikum Lippe unerlässlich, mögliche DNA-Spuren sofort sichern zu lassen. Gerade für vergewaltigte oder missbrauchte Frauen eine große Hürde, schließlich wolle man den Übergriff möglichst schnell abwaschen. Ein wichtiger Schritt sei es daher, das Angebot der Anzeigenunabhängigen Spurensicherung in Lippe bekannter zu machen. Jede betroffene Frau müsse zumindest die Möglichkeit haben, sich Hilfe zu holen.

Laut Statistik sind es jährlich nicht mal zehn Frauen, die sich nach einem Sexualdelikt in Detmold untersuchen lassen. „Jede Frau, die sexualisierte Gewalt erlebt, hat ein Recht auf medizinische Hilfe und die Möglichkeit zu entscheiden, ob sie jetzt oder später die Tat zur Anzeige bringt - ganz ohne Druck“, schreibt das ASS-Team im Begleittext zum Videoclip.

Genau deshalb wirbt die ASS mit dem Videoclip der Profisportlerinnen für mehr Aufmerksamkeit für das Projekt. Offenbar mit Erfolg: Mehr als 2600 Likes hat der Clip schon auf dem kleinen Instagramprofil der ass.lippe bekommen. Unterstützt bei Dreh und Schnitt hat übrigens das Sportportal Awesa, Marketingpartner der HSG.

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