Lemgo. Das erste Fazit fällt postiv aus, sowohl von Verwaltung, Polizei, Feuerwehr als auch Behindertenvertretern. Der Verkehrsversuch in der Schuh-/Stiftstraße läuft und entgegen ersten Befürchtungen scheinen sich Autofahrer, Radler und Passanten gut zu arrangieren. Viele hatten dem Verkehrsversuch mit Skepsis entgegengesehen. Denn am Übergang Breite Straße, wo zuvor noch eine Ampel den Verkehr regelte, gilt seit Anfang März das Gebot der Spielstraße „Fußgänger first" – vorerst testweise bis Ende Mai (die LZ berichtete). Dafür wurde das Straßenpflaster niveaugleich mit dem Bürgersteig angeglichen, um eine Verkehrsebene zu schaffen. Der zuvor verengte Bereich in der Schuhstraße wird jetzt beidseitig befahren, viele bunte Kreise auf dem Boden markieren den Querungsbereich Breite Straße, extra angefertigte Verkehrsschilder weisen auf den Verkehrsversuch hin, Displays zeigen die Geschwindigkeit auf. Generell gilt: Rechts vor links und der Fußgänger hat Vorrecht – neue Verkehrsregeln, die zunächst für größere Verunsicherungen gesorgt hätten, wie Stefanie Rasche von der Stadtverwaltung im Verkehrsausschuss referierte. Anfangs seien vor allem die Pkw noch zu schnell gewesen, Fußgänger hätten sich nur zögerlich vorgewagt, doch mittlerweile schienen sich alle zunehmend aufeinander einzustellen. Der Verkehr sei jetzt deutlich flüssiger als noch mit Ampelschaltung und das auch zu den morgendlichen Stoßzeiten.Das bestätigte auch Polizist Dirk Wallenstein, Leiter der Lemgoer Wache. Vom 1. bis 14. März sei die Polizei insgesamt 17 Mal vor Ort gewesen, vormittags und/oder nachmittags. Hätte es anfangs noch verstärkt Verstöße gegen die vorgeschriebene Schrittgeschwindigkeit gegeben, so sei das jetzt deutlich weniger der Fall. Viele Autofahrer trauten sich allerdings noch nicht, auf den vormaligen Gehwegen zu fahren, wie es jetzt möglich ist, auch hier greife die Polizei ein und informiere darüber, dass der gesamte Verkehrsraum von allen Teilnehmern genutzt werden könne. "Große Verunsicherung über Vorfahrt" Julien Thiede (SPD) hinterfragte, ob die derzeitige Ausgestaltung ausreiche, diese Intention den Verkehrsteilnehmern zu vermitteln. Schließlich seien trotz Asphaltierung Straße und Bürgersteig optisch noch immer deutlich getrennt. Mehr allerdings sei in der Versuchsphase kaum möglich, erklärte Heiko Fischer von der Verwaltung. Nicht zuletzt mit den Kreisen habe man versucht, die alte Trennung aufzulösen. Dr. Burkhard Pohl (Grüne) hatte den Eindruck, dass niemand die Ampel vermisse. Allerdings gebe es seines Erachtens noch große Verunsicherung darüber, dass vor Ort „rechts vor links" für alle Verkehrsteilnehmer gelte. Uneingeschränktes Lob für den Verkehrsversuch gab es von Bernd von Nordheim (BfL). Friedhelm Jasper (SPD) hinterfragte, ob die Maßnahme dazu führe, dass weniger Verkehr durch die Achse fließe, das allerdings, so konterte Carsten Steinmeier (CDU/Aufbruch C) sei nie der Sinn des Projekts gewesen, vielmehr gehe es darum, den Verkehrsfluss zu verbessern. Dr. Katharina Kleine Vennekate (Grüne) fragte nach Verkehrszahlen und Messungen. Die, so erklärte Stefanie Rasche, liegen zum Teil schon vor, weitere werden dazukommen. So hat es bereits Videoaufzeichnungen gegeben, weitere werden nach den Osterferien folgen. Dann wird das beauftragte Büro auch Passanten befragen und ein Resümee erstellen, das anschließend in den Ausschüssen beraten wird. Das Ergebnis fließt dann in die Ausbaupläne von Schuh- und Stiftstraße ein. Wie berichtet sind dort von 2022 bis 2025 Kanal- und Straßenarbeiten geplant. Ziel ist es dabei, vor allem auch die Aufenthaltsqualität und die Situation für die Anwohner an der stark frequentierten Durchfahrtsachse nachhaltig zu verbessern. Der neu gestaltete Querungsbereich an der Breiten Straße könnte in diesem Zuge dazu beitragen, unnötiges Stoppen und Aufstauen von Autos vor der Ampel zu vermeiden. Die ersten Erfahrungen scheinen den Planern Recht zu geben. Alles weitere wird jetzt nach dem Gutachten der Experten beraten.