Baugebiet droht zu scheitern: Anwohner kaufen der Stadt die Grundstücke weg

Lemgo. Das Baugebiet II am Pöstenweg scheint Geschichte. Zumindest aber wird es deutlich schwieriger, dort noch Wohnbebauung zu realisieren. Der Grund: Ein sogenanntes Sperrgrundstück hat den Besitzer gewechselt und der will nicht bauen. Damit sind nach LZ-Informationen drei von sieben potenziellen Grundstücken auf dem Areal nicht mehr zugänglich.

Ob es sich unter diesen Bedingungen noch lohnt, den Bebauungsplan dort voranzutreiben, das scheint mehr als fraglich, wie Berit Weber, Leiterin Stadtplanung, im Stadtentwicklungsausschuss betonte. Der sollte eigentlich noch einmal über das Vorkaufsrecht der Stadt beraten, die sich damit den Zugriff auf die Baugrundstücke sichern wollte. Das aber scheint nun hinfällig, zumal sich SPD, Grüne, BfL und FDP zuvor bereits gegen ein solches Vorgehen ausgesprochen hatten . Kurzerhand wurde der Tagesordnungspunkt ersatzlos gestrichen. Im November soll jetzt über das weitere Vorgehen beraten werden.

Drei Grundstücke sind damit aus der Planung raus Damit scheinen sich Anwohner durchgesetzt zu haben, die gegen die Bebauung am Pöstenweg engagiert protestieren und zuletzt angekündigt hatten, gegebenenfalls Grundstücke im Baugebiet II aufzukaufen . Die Stadt hatte zwar noch versucht, mit dem Vorkaufsrecht gegenzusteuern. Vergeblich. Entsprechend zufrieden äußert sich auch Ernst Antonius Paulussen, der mit anderen Aktiven den Grundstückskauf unterstützt hatte.

Scheint das Baugebiet II Pöstenweg/Goethestraße damit auch vom Tisch, so wird die Planung im angrenzenden Bereich I weiter vorangetrieben. Dort plant die Stadt wie berichtet 15 bis 17 Einzel- und Doppelhäuser zu errichten. Protest hatte es auch hier von den Anwohnern aufgrund von Naturschutz und der Verkehrsplanung gegeben . Nicht zuletzt auch auf Druck vom Landesbetrieb Wald und Forst und der Unteren Naturschutzbehörde hatte die Stadt schließlich nachgebessert und Teile eines Unterholzes aus der Planung genommen - und jetzt scheint es auch für die kritisierte Zufahrt eine Alternative zu geben.

"Ein guter Kompromiss" Die ist aktuell noch vom Pöstenweg aus über eine schmale Zuwegung geplant, die derzeit als Fuß- und Fahrradweg fungiert. Ein Ausbau wäre dort nur auf eine Straßenbreite von 4,50 Metern möglich, was gegebenenfalls zu einer Engstelle für größere Fahrzeuge oder auch die Müllabfuhr führen könnte. Auch die starke Abschüssigkeit und die schlechte Einsicht auf den Pöstenweg war wiederholt kritisiert wurden. Die Stadt ihrerseits hatte darauf verwiesen, die Zufahrt mit dem Ausbau des Baugebiets II auf den Wilmersiek zu verlegen, die Verkehrssituation an sich aber nicht als kritisch bewertet.

Jetzt gibt es nach LZ-Informationen eine Alternative. So könnte gegebenenfalls Fläche an der Straße "Hinter den Pösten" für die Zuwegung angekauft werden. Damit würde die Bebauung im Bereich I Pöstenweg/Goethestraße zwar nicht verhindert, aber, so zeigt sich zumindest Anwohner Ernst Antonius Paulussen zufrieden, wäre die neue Zuwegung doch ein guter Kompromiss.

Angespannter Wohnungsmarkt

Der Wohnungsmarkt in Lemgo ist angespannt. Das hat bereits das Handlungskonzept Wohnen 2018 offenbart. Bis 2035 würden demnach in der Alten Hansestadt voraussichtlich rund 973 neue Wohnungen benötigt. Das entspreche einem jährlichen Neubau von 56 Wohneinheiten (25 Einzelhäuser und 31 Mehrfamilienhäuser). Diesen Bedarf versucht die Verwaltung auch durch die Bebauung zwischen Pöstenweg und Goethestraße zu decken, zumal das Baugebiet zentrumsnah liegt und über eine sehr gute Infrastruktur verfügt. Laut Baulandbeschluss müssten nach Möglichkeit mindestens 20 Prozent der städtischen Grundstücke für preisgünstigen, geförderten Wohnungsbau genutzt werden.

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