Verkehrsversuch: Lemgoer Fraktionen streiten über Radfahrspur

Lemgo. An der Herforder Straße soll es einen Verkehrsversuch geben. Für einen befristeten Zeitraum fällt dann die Abbiegespur zum Steinweg weg und wird durch eine Fahrradspur ersetzt. Damit reagierte die Mehrheit im Verkehrsausschuss auf einen Antrag vom ADFC Lemgo . Der sieht die Sicherheit der Radfahrer vor Ort gefährdet. Denn derzeit endet der Rad-Schutzstreifen vor der Kreuzung und Radler, die geradeaus fahren wollen, müssen sich auf die mittlere Spur zwischen den Autos einfädeln. Gegen die Stimmen von CDU/Aufbruch wurde dem Antrag zugestimmt, der jetzt vermutlich im kommenden Jahr umgesetzt werden soll. Doch so schnell wollen sich die Christdemokraten nicht geschlagen geben. Mit einer Pressemitteilung haben sie Alarm geschlagen, was wiederum Antragsteller, SPD und Grüne auf den Plan ruft.

"Wir sind der festen Überzeugung, dass dieser Versuch eine neue Gefahrenquelle schaffen wird und somit die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer gefährdet", schreibt die CDU-Fraktion in der Pressemitteilung. Dabei stünde noch nicht einmal fest, was der Versuch genau kosten werde. "Stattdessen wurde von den Grünen auf eine schnelle Abstimmung gedrängt, der sich die SPD und die BfL leichtfertig anschlossen. Dies ist umso befremdlicher, da der Verkehrsversuch erst in 2024 durchgeführt werden soll", so die Fraktion.

Auch habe es keine Beratung durch die Polizei gegeben, wie es vor Verkehrsbeschlüssen üblich sei. Fraktionschef Carsten Steinmeier habe zudem den Lemgoer Fahrlehrer Sven Andreas Bothe um eine Einschätzung gebeten, der ebenfalls von dem Verkehrsversuch abgeraten hätte. "Rückstaus und der damit einhergehende Lärm, höherer Treibstoffverbrauch und zusätzliche Abgase wären die Folge." Die unübersichtliche Verkehrssituation würde zudem die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer gefährden. CDU/Aufbruch C fordert die Verantwortlichen daher auf, alternative Lösungen zu prüfen.

So reagiert der ADFC Dieser Argumentation kann der ADFC wenig abgewinnen und hält sie im Wesentlichen für schlichtweg falsch. So schaffe der Versuch keine Gefahrenquellen. Vielmehr werde der Radverkehr sicherer, wenn er durchgehend auf Schutzstreifen geführt wird, statt sich - wie jetzt am Knotenpunkt Steinweg - zwischen den Kfz seinen Weg zu suchen. Gefahrenquellen kann der ADFC auch für die Autofahrer nicht entdecken. Zudem soll der Versuch von einem Fachbüro begleitet werden. Stellungnahmen der Polizei würden dann in die Ergebnisse des Verkehrsversuches einfließen.

Erfahrungsgemäß, so fügt der ADFC an, lege die Polizei aber ihren Schwerpunkt auf Fluss und Leichtigkeit des motorisierten Verkehrs. Die Straßenverkehrsordnung (StVO) stelle aber seit einiger Zeit die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer über den Verkehrsfluss. Daher sei es sinnvoll, die Aussagen des beauftragten Fachbüros abzuwarten, statt vorab auf "Aussagen auf dem Bauch heraus" zu setzen. Denn genau das sei der Sinn des Verkehrsversuches: objektive Ergebnisse und Fakten zu liefer n, auf die die weiteren Beschlüsse dann aufbauen könnten.

Das sagen die Grünen Daran halten auch die Grünen fest. &bdquo;Der Verkehrsversuch am Steinweg ist für uns Grüne eine gute Idee", so Fraktionschef Dr. Burkhard Pohl. "Wir wollen für Lemgo den Fuß- und Radverkehr fördern." Klar aber sei, dass der Versuch durch die Verwaltung intensiv vorbereitet und medial begleitet werden müsse. Ob es eine Dauerregelung geben könne, das werde sich erst danach entschieden. Im Verkehrsausschuss habe sich die Mehrheit für den Antrag entschieden. "Dass die CDU nun nachträglich das Verfahren kritisiert, ist wenig überzeugend, denn sie selbst hatte keine Vertagung beantragt."

SPD setzt auf neue Erkenntnisse Auch die Lemgoer SPD begrüßt den geplanten Verkehrsversuch an der Kreuzung Steinweg/Herforder Straße. &bdquo;Wir schätzen es außerordentlich, dass die Verwaltung rasch und unkompliziert ihre Zustimmung zum Verkehrsversuch gegeben hat und dadurch aktiv zur Förderung einer fahrradfreundlichen Stadt beiträgt", so Fraktionschef Alexander Baer. Die SPD Lemgo hofft, durch den Verkehrsversuch neue Erkenntnisse zu gewinnen, um eine langjährige Debatte um die Verkehrsführung endlich voranzutreiben.

Es handele sich um einen Versuch, der jederzeit abgebrochen werden könne. Werde die Sicherheit für den Radverkehr erhöht, dann könne der Verkehr insgesamt effizienter und umweltfreundlicher gestaltet werden, ist die SPD überzeugt. Der Verkehrsversuch sei daher ein wichtiger Schritt im Sinne einer nachhaltigen und zukunftsfähigen Verkehrspolitik. Die SPD Lemgo appelliere daher an alle politischen Kräfte, diesen Versuch als Chance zu begreifen.

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