Ein Blick in die Vergangenheit der Braker Mitte mit Hartmut Baack

Lemgo-Brake. An der Lemgoer Straße in Lemgos größtem Ortsteil Brake ist gerade viel in Bewegung, was den Einzelhandel angeht: Der neue große Edeka ist da , im vorderen Bereich bietet Bio-Bäcker Meffert seine Ware an. Den alten Edeka wird Lidl für sich umbauen. Das alte Feuerwehrhaus, vormals Mefferts Heimat, steht weiter leer. Penny zieht Ende des Jahres aus . Dort baut die Drogeriemarkt-Kette dm neu. Und gegenüber hat Dr. Ernst Ulrich Ketz seine Schloß-Apotheke erst Ende November geschlossen , ohne einen Nachfolger zu finden.

Ganz schön viel los an der Durchfahrtsstraße. Dabei war die Braker Mitte eigentlich jahrzehntelang die Einkaufsstraße schlechthin, wie sich Hartmut Baack (71) noch gut erinnern kann. Der SPD-Politiker und Ortsausschussvorsitzende ist unweit aufgewachsen und weiß noch, wie viele Lebensmittel-Geschäfte allein es an der Braker Mitte gab. Zusammen mit der LZ erinnert er sich an vergangene Zeiten.

Kein Markt für Brake Wir treffen uns am östlichen Ende der Braker Mitte, dem früheren Marktplatz, wie die Bräker sagen. Hier an der Kreuzung mit Residenzstraße, Wiembecker Straße, Blomberger Straße und Niedernhof befinden sich heute ein Bekleidungsgeschäft, Akustiker, Nagelstudio und Imbiss. &bdquo;Früher gab es hier einen Frisör, einen Blumenladen, eine Kneipe, ein Lebensmittelgeschäft, ein Oberbekleidungsgeschäft und das ,Hotel zur Post mit Gaststätte. So viele Geschäfte direkt am Marktplatz“, sagt Baack zufrieden und zieht sich seinen roten Schal an diesem kalten Dezembertag höher. Es habe mal Bestrebungen gegeben, einen Markt für Brake zu organisieren, erinnert er sich. &bdquo;Das hat man jedoch nie geschafft“, Baack winkt ab.

Wir drehen uns um: Wo heute das moderne Gebäude der Sparkasse steht, war einst die alte Braker Schule. &bdquo;Vier Klassenzimmer gab es, auch ich bin hier zur Schule gegangen“, erinnert sich der 71-Jährige mit einem versonnenen Lächeln. Daneben die Drogerie Temp, gegenüber eine Fleischerei, die Apotheke, der Lebensmittelmarkt Stölting mit Eisverkauf und Pflesser Kleidung, zählt der 71-Jährige auf und betont: &bdquo;Alle inhabergeführt.“ Heute finden sich hier das Kreativ-Atelier und eine Kosmetikerin. Immer noch eigenständige Läden, aber andere, Dienstleister. Vieles hat sich vom Nutzen her gewandelt, einige alte Fassaden sind jedoch geblieben. Das freut den Braker.

&bdquo;Wir hatten hier alles“ Wir gehen weiter. Damals in den 60ern, als Baack ein Kind war, folgten ein Schuster und ein Schreibwarenladen. &bdquo;Da hab ich mir immer das neuste Micky-Maus-Heft durchgelesen, wenn ich für meine Oma eine ,Hörzu holen sollte“, erinnert er sich. &bdquo;Das fand sie nicht so toll, wenn ich so lange weg war“, sagt Baack und muss lachen. Nebenan führt Familie Duwe seit mehreren Generationen ein Geschäft für Raumausstattung. Gegenüber war die Gaststätte Hellemann mit Café, Saal, Bäckerei - und natürlich Lebensmitteln.

Hinter der Bahnhofstraße und gegenüber der Wiese habe die Volksbank Lemgo, die es bis 1999 gab, ihren Sitz gehabt. Heute befindet sich hier ein Autismus-Therapie-Zentrum. Schräg gegenüber ist die Fahrschule Helmut Kollak. &bdquo;Das war früher die Theaterklause, eine der vielen Kneipen. Noch heute sind die Laternen zu sehen“, erzählt Baack und zeigt auf die weißen Leuchten. Dahinter sei ein paar Jahre lang ein Kino gewesen. &bdquo;Das war was dolles für uns“, schwärmt er. Daneben ein Frisör, Malergeschäft und ein Juwelier. &bdquo;Ja, wir hatten hier alles - auch zum Geld ausgeben“, sagt der 71-Jährige und schmunzelt.

Viele Lebensmittel-Läden Auf der anderen Seite ein kleines Büdchen mit Obst und Gemüse, ein weiterer Schuhmacher und ein Bekleidungsgeschäft in der ehemaligen Heißmangel Nolting , die seit Anfang dieses Jahres geschlossen hat. &bdquo;Da habe ich meinen ersten Blaumann gekauft“, sagt der gelernte Schwachstrom-Elektriker. An der Ecke zur Gartenstraße habe früher die Post ihren Standort gehabt. Daneben wieder ein Lebensmittelhändler. &bdquo;Davon hatten wir echt viele, wenn man so zurückblickt“, wirkt Baack selbst überrascht.

Wo heute &bdquo;Computec“ und der Frisör &bdquo;No Limits“ ihren Platz haben, sei in den 60ern ein Eisen- und Spielwarenladen gewesen. &bdquo;Die hatten über Weihnachten immer eine Eisenbahn im Schaufenster. Was haben wir uns als Kinder die Nasen an der Scheibe platt gedrückt“, erinnert sich der Braker und zeigt auf die Ladenfronten. Daneben sei noch ein Schuhladen gewesen, gegenüber ein Hausarzt.

Viele Leerstände, mehr Wohnungen Wo heute das Bauunternehmen &bdquo;Maxi Plan“ untergebracht ist, sei früher ein Tabak-Laden gewesen. Auf der anderen Straßenseite ein Lebensmittelgeschäft. &bdquo;Ich weiß noch, da war es dunkel und kalt drin und in einem Becken schwammen freitags Fische“, erzählt Baack und zieht die Stirn in Falten. Nebenan eine Leihbücherei. &bdquo;Kennt man das heute überhaupt noch?“, fragt der 71-Jährige. Für ein paar Groschen habe man damals verschiedenste Bücher ausleihen können.

An der Ecke Stuckmannstraße sei damals die Fleischerei Freitag gewesen. Sage und schreibe drei Fleischer habe es in der Braker Mitte gegeben: Pfeffer, Kühn und Freitag. Und am oberen Ende der Stuckmannstraße einen vierten: Begemann. Gegenüber der Gaststätte &bdquo;Elfmeter“ befindet sich heutzutage das Angelhaus. In den 60ern waren daneben eine Bäckerei und noch ein Lebensmittelgeschäft mit kleiner Fleischtheke. Wir beobachten einen Sprinter, aus dem zwei Männer aussteigen, die auf dem Bürgersteig abgestellte Möbel abholen - direkt neben der Städtischen Galerie Eichenmüllerhaus. Planen hängen vor den Fenstern, hier wird wohl gerade umgebaut. Denn einige Läden stehen leer, wie die Drogerie Streubel, die vor ein paar Jahren zumachte. Aus einigen Verkaufsräumen wurden in den vergangenen Jahren Wohnungen. Das sollte aus Sicht des SPD-Politikers gefördert werden.

Früher war mehr Leben in der Straße Hinter der Kurve erblicken wir das &bdquo;Arena“ und die &bdquo;Schlemmerstube“ - früher mal eine Gaststätte mit Saal, sagt Baack. &bdquo;Da wurden viele Feste gefeiert“, erinnert er sich. Und noch einer der zahlreichen Lebensmittelläden. &bdquo;Da kriegten wir immer unseren Hering her“, erinnert sich der 71-Jährige. Damals sei mehr Leben in der Braker Mitte gewesen, damals gab es aber auch noch den Bahnhof.

Neu in der Straße ist hingegen &bdquo;Lenis Nähwölkchen“, die ihr Geschäft im ehemaligen Spezialitäten-Laden aufgemacht hat. Der Wechsel in der Straße ist laut Baack &bdquo;gewaltig“ und Brake in dieser Zeit vom Dorf zum Ortsteil gewachsen.

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