Trotz sozialer Kriterien: Bauen bleibt in Lemgo für die meisten unerschwinglich

Lemgo. Die Stadt geht im kommenden Jahr mit neuen Baugebieten an den Start: Am Pöstenweg beginnt die Vermarktung im Frühjahr, im großen Neubaugebiet am Oberen Pahnsiek soll es Ende des Jahres losgehen. Dabei denkt die Stadt auch an Familien. Dank neuer Richtlinien sollen ihnen zum Teil vergünstigte Konditionen zugutekommen. Doch der Preis bleibt hoch und für viele Bauwillige damit zumindest am Pöstenweg wohl weiterhin unerschwinglich.

Die Stadt wird die Baugrundstücke dort mit einem Quadratmeterpreis von 300 bis etwa 375 Euro verkaufen, deutlich über dem Bodenrichtwert, den die Info-Plattform Boris-NRW in dem Gebiet mit 250 Euro angibt.

Doch welchen Sinn macht es, Grundstücke nach sozialen Kriterien zu vergebe n, wenn der Preis so hoch ist, dass sich gerade die Zielgruppe die Grundstücke nicht leisten kann? Das fragten sich auch Leser und hakten bei der Lippischen Landes-Zeitung nach. Bei diesen Preisen sei die Vergabe nach &bdquo;sozialen Kriterien“ doch reine Makulatur, so ein Leser. Nur Gut- bis Bestverdiener könnten sich die Grundstücke leisten. Doch warum setzt die Stadt diese Preise an? Die LZ fragte im Bau- und Planungsamt nach.

&bdquo;Erste Preisvorstellungen waren nicht zu halten“ Das Baugebiet Pöstenweg liegt in einem begehrten Wohnviertel und ist relativ klein, etwa 15 Einzel- und Doppelhäuser können dort entstehen . Mit den Quadratmeterpreisen, so heißt es seitens der Verwaltung, lege die Stadt lediglich die Kosten für die Vorbereitungen des Baugebietes um und das eins zu eins. Heißt: Einen Gewinn erzielt die Stadt mit dem Verkauf der Grundstücke nicht. Niedriger aber könnte der Preis nur werden, würde die Stadt ihn subventionieren. Das allerdings hätte zur Folge, dass letztlich alle Lemgoer belastet würden, so die Verwaltung, also auch jene, die mit dem Baugebiet nichts zu tun hätten.

Was den Bodenrichtwert (Boris-NRW) betreffe, so sei der lediglich als Orientierung zu betrachten. Schließlich decke die Stadt mit dem Quadratmeterpreis die Gesamtkosten des Baugebiets, bestehend aus Grunderwerbs-, Planungs- (Gutachten), Erschließungs- und Ausgleichskosten. Allerdings sei der Preis deutlich teurer geworden als zunächst erhofft. So hatte die Stadt ersten Berichten zufolge in dem Baugebiet am Pöstenweg mit 220 Euro pro Quadratmeter gerechnet . Teure Baukosten und gestiegene Materialpreise hätten sich dann aber als Preistreiber erwiesen. Verteuernd habe sich auch die Entscheidung ausgewirkt, das kleine Wäldchen im Baugebiet in Teilen zu erhalten, da die Gesamtkosten in Folge auf weniger Grundstücksfläche hätten verteilt werden müssen.

Preistreiber für das Gebiet? Die Grundstücke am Pöstenweg müssen jetzt deutlich über dem Bodenrichtwert (Boris NRW) vermarket werden. Das könnte bedeuten, so befürchtet ein Leser, dass das Baugebiet der Stadt letztlich dazu beitrage, die Preise in dem ganzen Gebiet in die Höhe zu treiben. Das Planungsamt sieht hingegen kaum Möglichkeiten, den Preis zu drücken - und verweist auch darauf, dass von der städtebaulichen Entwicklung letztlich viele Bürger und auch die Besitzer von Grundstücken profitieren würden.

Das Ziel, Grundstücke in Teilen nach sozialen Kriterien zu vergeben, hält die Stadt mit der neuen Richtlinie für durchaus erfüllt. Schließlich gehe der Kriterienkatalog bei der Vergabe auf verschiedene soziale Kriterien und Haushaltseinkommen ein. Neben der finanziellen Leistungsfähigkeit setze die Alte Hansestadt Lemgo dabei auch einen Schwerpunkt auf die Förderung von Haushalten mit Kindern. Generell würden dank der Richtlinie auch Bewerberhaushalte unterstützt, die &bdquo;sich am freien Markt beziehungsweise im Rahmen einer ausschließlich am Kaufpreis ausgerichteten Vermarktung nicht ausreichend mit angemessenem Wohnraum versorgen können“.

Hoffen auf Oberen Pahnsiek Schöne Worte, doch das Baugebiet Pöstenweg dürfte dennoch für die meisten Familien unerschwinglich bleiben. Ein Trostpflaster aber hat die Stadt gegebenenfalls mit dem großen Neubaugebiet Oberer Pahnsiek/Am Stiftsland parat . Dort sollen ab 2026 über 200 Wohneinheiten entstehen - zu welchem Preis die Stadt ihre Grundstücke dort ausgeben will, das steht allerdings noch nicht fest.

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