Monocab-Macher hofft auf Campusbahn bis zum Haltepunkt Lemgo-Lüttfeld

Lemgo. Die Monocab-Macher haben auf der Messe &bdquo;UITP Summit“ in Hamburg mitgemischt, eine der wichtigsten Veranstaltungen zum öffentlichen Nahverkehr weltweit. Mit dabei: Martin Griese, Transfermanager im Projekt &bdquo;Trinnovation“ der Technischen Hochschule (TH) OWL und an der Entwicklung der Monocabs von Anfang an beteiligt. Im LZ-Interview spricht er über eine bevorstehende Firmengründung und die Hoffnung, den Bahnhalt Lüttfeld und den Campus in Lemgo mit einer Monocab-Teststrecke zu verbinden.

Sie waren in Hamburg auf der großen Nahverkehrs-Messe UITP. Fällt man da mit den kleinen Monocabs überhaupt auf – zwischen Gelenkbussen und Straßenbahnen?

Martin Griese: Da standen zwar tatsächlich viele Busse, aber nicht in unserer Messehalle. Wir waren ganz gut platziert in unserem Hallenteil, in dem es um Forschung und Innovation ging. Es gab Interessenten, die das Ziel haben, zu verhindern, dass stillgelegte Bahnstrecken zurückgebaut werden. Denn wenn Bahnstrecken einmal entwidmet und abgebaut sind, ist es zu spät. Da bietet ihnen der mögliche Einsatz der Monocabs eine Perspektive.

Was haben Sie in Sachen Forschung und Innovation gezeigt?

Einige Kollegen haben vor Ort am Monocab Kameras angebracht, die den Einstiegsbereich überwachen. Denn das Monocab fährt automatisch, deshalb muss darauf geachtet werden, dass Personen am Bahnsteig nicht zu nah vor der Tür stehen. Sonst würden sie vielleicht von der Tür getroffen.

Denn die Tür schwingt beim Öffnen hoch.

Richtig. Bei der Türtechnik haben wir einen weiteren Entwicklungsschritt gemacht. Die Technik ist zwar ziemlich ausgefeilt, weil die Tür nach oben gleitet, aber sie hat doch ein bisschen Abstand vom Fahrzeug. Dies wird im Projekt &bdquo;Enable ATO“ entwickelt. ATO steht für &bdquo;Automated Train Operation“: Da geht es über das Monocab hinaus um automatisierten Zugverkehr und automatisiertes Fahren. Das Monocab ist aber ein wichtiger Bestandteil als Versuchsfahrzeug.

Mit dem Thema autonomes Fahren waren Sie auf der Messe voll im Trend ...

Definitiv. Es wurden Busse gezeigt, die auf festgelegten Routen autonom fuhren. Ich war positiv überrascht, dass solch ein Testbetrieb in Deutschland möglich ist. Die Monocabs sind schienengebunden. Aber wir wollen ebenfalls einen autonomen Betrieb erreichen.

Welchen Zweck haben Sie mit dem Messestand verfolgt?

Für uns spielt Öffentlichkeitsarbeit eine besondere Rolle. Die Innovation soll ja in den Transfer, in die Praxis kommen. Das ist meine Aufgabe als einer der Transfermanager der Hochschule. Es geht darum, Wissen, Technologien, Ideen aus der Hochschule in die Praxis zu bringen.

Es geht beim Transfer also nicht um die Bundesliga ...

Nein (lacht). Für unsere Zwecke ist eine Messe ideal, denn wir wollen Kontakte knüpfen, und das ist uns gut gelungen. Wir brauchen Anwendungsfelder, also die Kunden, es braucht aber auch Investoren, die später als Betreiber oder Produzenten der Monocabs agieren. Das weiter zu betreiben, ist Aufgabe der Ausgründung.

Sie wollen als TH also eine Firma gründen?

Wir bereiten das vor, denn als Hochschule können wir nicht selbst solche Fahrzeuge produzieren. Wir können auch nicht den Betrieb gestalten. Das muss ein Unternehmen machen. Ein Hersteller würde natürlich eine Produktion für viele Strecken mit vielen Fahrzeugen weltweit aufbauen wollen. Da knüpfen wir an die Kontakte an. Denn: Es gibt viele Ideen für Strecken, auf denen die Monocabs eingesetzt werden können. Die müssen aber erst bewertet werden. Das könnte eine der ersten Aufgaben der Ausgründung sein.

Worum geht es da?

Ist die Strecke für den Betrieb geeignet? Was würde es kosten, die Infrastruktur der jeweiligen Strecke für die Monocabs anzupassen? Wie viele Monocabs braucht es für den Betrieb? Die Wirtschaftlichkeit ist natürlich eine der wichtigsten Fragen. Viele Strecken, über die diskutiert wird, sind alt, entsprechend viel muss man tun. Andererseits sind sie für viel schwerere Züge als die Monocabs gebaut worden, so dass das die Kosten wieder drücken könnte. Die Hoffnung ist da, dass eine hohe Zahl an Streckenkilometern weltweit für die Monocabs geeignet ist.

Viele Leute fragen nach der Eignung der Strecke durchs Begatal bis nach Barntrup und weiter durchs Extertal nach Bösingfeld.

Es ist unser Wunsch, dass die Monocabs in unserer Region als Erstes umgesetzt werden. Es soll außerdem die Campusbahn in Lemgo entstehen, die im Ausbauzustand bis zum Bahnhof Lüttfeld führt. Da hätte man eine gute Anknüpfung. Aber das ist weit gedacht.

Wie weit sind Sie mit der Campusbahn? Es war mal die Rede davon, dass es dieses Jahr, also 2025, losgehen soll.

Die Gespräche mit Stadtwerken, Stadt, Grundstückseigentümern und anderen laufen. Und wenn alles mit allen Beteiligten funktioniert, wollen wir möglichst zeitnah anfangen. Unser Wunsch ist es, dieses Jahr mit den Bauarbeiten zu beginnen, zumal ja auch Fördermittel bereitstehen, die in einem bestimmten Zeitraum eingesetzt werden müssen.

Welche Hoffnung verbinden Sie mit den Infrastrukturmilliarden des Bundes? Die könnten sich auch für alte Strecken eignen.

Es ist gut, dass die Bundesregierung hier Investitionen für notwendig hält, wobei es natürlich deutlich kostengünstiger sein wird, eine alte Strecke für die Monocabs fitzumachen, als eine Reaktivierung für den klassischen Bahnverkehr.

Auch hier Kontakte zu knüpfen, ist Ihre Aufgabe als Transfermanager?

Eine von mehreren. Vernetzung spielt eine große Rolle, aber wir arbeiten hochschulübergreifend und begleiten alle Forschungsfelder. Wir haben bei der Unterstützung des Transfers zwei Pfade: Ein großer Bereich ist die Wissenschaftskommunikation. Wir wollen mit den Bürgern und Unternehmen in Dialog kommen und Impulse aus der Gesellschaft zurückspiegeln.

Nach meiner Erfahrung ist oft die Wissenschaftssprache ein Hemmnis.

Das ist genau unser Ziel: Wir wollen in der Wissenschaftskommunikation niederschwellig darüber informieren, was wir tun. Bei einem weiteren Bereich geht es um die Umsetzung. Da gibt es jetzt sogenannte Impuls- und Innovationsprojekte. Ein Student kann zum Beispiel nach seiner Abschlussarbeit ein halbes Jahr an seinen Themen weiterarbeiten. Im besten Fall wird aus der Idee ein größeres Projekt. Ein Beispiel für ein Impulsprojekt ist der neue Wissenschafts-Podcast &bdquo;InZukunft“, der sich bei Youtube oder Spotify abrufen lässt. Da wird Wissenschaft leicht verständlich erklärt.

Aber das sollten Fachhochschulen doch schon immer leisten.

Das Centrum Industrial IT (CIIT) auf dem Campus hier in Lemgo ist ein gutes Beispiel dafür. Da sitzen Partner aus der Wirtschaft mit der Wissenschaft zusammen. Das fördert den Transfer ungemein. Das zeigt, dass wir schon sehr gut aufgestellt sind. Genau da knüpft unser Projekt &bdquo;Trinnovation“ an. Es bündelt genau das: Hochschulen, Unternehmen und Kommunen arbeiten enger zusammen. So entstehen mehr praktische Lösungen, die wirklich in der Region ankommen.

Persönlich Martin Griese ist 38 Jahre alt und stammt aus Emmerthal-Lüntorf. Er hat Elektrotechnik und Mechatronische Systeme an der TH OWL in Lemgo studiert. Der wissenschaftliche Mitarbeiter an der TH schreibt zurzeit seine Doktorarbeit zum Monocab und Stabilisierungssystemen. Er begleitet die Entwicklung des per Kreisel stabilisierten Einschienenfahrzeugs von Anfang an. Griese wohnt in einem kleinen Ort bei Emmerthal, ist verheiratet und hat zwei Kinder.

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