„Jesus lebt“: Baptist will in Oerlinghausen Autofahrer zum Glauben bekehren

Oerlinghausen / Schloß Holte-Stukenbrock. Wer regelmäßig oder auch nur gelegentlich an der Kreuzung Oerlinghauser Straße/Bielefelder Straße nahe des ehemaligen Kreuzkruges (heute Moes Diner) vorbeikommt, wird ihm schon einmal begegnet sein – dem Mann, der in unregelmäßigen Abständen dort mit seinen um die Schultern hängenden Schildern steht, auf denen er mit roten Lettern verkündet: &bdquo;Jesus lebt.“

Etwa alle zwei Wochen stehe er dort an der Kreuzung, erzählt Johann Pauls, an anderen Tagen auch an Stellen im Bielefelder Zentrum oder in Hameln. Seine Botschaft: &bdquo;Wer nicht glaubt, der wird verdammt werden.“ Das seien die Worte von Jesus, &bdquo;ich kann und will das nicht ändern“, betont der 76-Jährige. Wer nicht an das Opfer, das Jesus gebracht habe, glaube, &bdquo;der kommt in die Hölle“, davon ist der aus Kasachstan stammende Johann Pauls überzeugt. Ungläubige müssten &bdquo;als Konsequenz in das ewige Feuer“.

Reaktionen sind gemischt

Die Reaktionen der Autofahrer auf seine optisch so unübersehbar vorgetragene Aufforderung zur Bekenntnis sind unterschiedlich. Einige fahren hupend vorbei, andere wedeln mit der Hand vorm Gesicht, um auszudrücken, dass sie die Aktion für verrückt halten. Ein paar drehen die Scheibe herunter und fluchen. &bdquo;Es gibt aber auch Leute, die mit dem Daumen nach oben zeigen“, betont Pauls, der mit seiner Familie, zu der sechs Kinder, 22 Enkel und ein Urenkel gehören, in Leopoldshöhe lebt. &bdquo;Alle sind bekehrt und im Glauben“, hebt der Senior hervor. Alle gehören der Evangeliums-Christen-Baptisten-Gemeinde in Lage an.

Sich mit seinen Botschaften an die Straße zu stellen, sei &bdquo;ein guter Weg, um Tausende zu erreichen“, findet Johann Pauls. &bdquo;Viele kennen mich schon.“ Wohl auch deshalb zeigen die meisten Autofahrer kaum Interesse. Der 76-Jährige aber lässt sich davon nicht beirren, stellt sich bei Wind und Wetter an den Straßenrand, hält gewöhnlich auch noch ein Schild in der Hand. &bdquo;Manchmal“, sagt er, &bdquo;ist der Wind so stark, dass es mich fast umwirft.“ Mit den Schildern an und neben seinem Körper lässt er es nicht bewenden. In der Nähe parkt sein Auto, auf dem weitere Botschaften zu lesen sind. Auf der Heckscheibe sind folgende Fragen formuliert: &bdquo;Sind sie gerettet? Kommen Sie in den Himmel, wenn Sie heute Nacht sterben?“

Eine halbe Stunde stehen, dann Pause

Dass er selbst dorthin kommen wird, das steht für Johann Pauls fest. &bdquo;Ich versuche, nach der Schrift zu leben, bete täglich“, sagt er. Dass er den Verkehr mit seiner Aktion gefährden könnte, ist ihm klar. &bdquo;Ich lenke die Fahrer ab, das ist so“, räumt er freimütig ein, &bdquo;aber ich diene ja einem allmächtigen Gott.“ Und schließlich habe es wegen ihm noch keinen einzigen Unfall gegeben. Um 8.30 Uhr nimmt Pauls Aufstellung, steht eine halbe Stunde, zieht sich eine Stunde in sein Auto zurück, um auszuruhen und steht dann wieder eine halbe Stunde.

So geht es bis zum Nachmittag. Pauls gibt zu: &bdquo;Abends bin ich ganz schön erledigt.“ Er glaubt aber daran, dass der Herr ihn braucht und führt. Früher, erzählt Pauls, habe er ein sündiges Leben geführt. Mit 21 Jahren habe er sich in Sibirien bekehren lassen. &bdquo;Seither bin ich ein befreiter Sünder.“ Dass er mal zornig werde, könne sein. Dann bitte er eben um Vergebung und alles sei gut. Dass diese Formel zu einfach sein könnte, glaubt Johann Pauls nicht.

&bdquo;Ich mache weiter“

Weil er nur hin und wieder an der Kreuzung steht, wird seine Aktion geduldet. Streng genommen bräuchte er eine Sondernutzungsgenehmigung, erläutert Emine Bikliq vom Ordnungsamt. Da er nur sporadisch dort stehe, werde es geduldet. Beschwerden habe es bislang nicht gegeben.

Am Wochenende setzt Pauls aus. Dann besucht er die Gottesdienste seiner Gemeinde. Für ihn steht aber fest: &bdquo;Solange mir der Herr die Gnade und Kraft schenkt, mache ich weiter.“

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